Hagen. . Nur 61 Verfahren zu Kindeswohlgefährdung gab es 2016. Im Landesvergleich weist Hagen damit erneut einen sehr niedrigen Wert auf

  • Extrem niedrige Zahl an Verfahren zur Einschätzung der Gefährdung des Kindeswohls in Hagen
  • Bei 61 in Hagen im vergangenen Jahr eingeleiteten Fällen nur elfmal eine akute Kindeswohlgefährdung
  • Dichtes Präventionsnetz in Hagen ermöglicht offensichtlich eine gute Vorab-Einschätzung

In Hagen gab es auch im vergangenen Jahr eine im NRW-Vergleich extrem niedrige Zahl an Verfahren zur Einschätzung der Gefährdung des Kindeswohls. Das geht aus gestern veröffentlichen Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor. Im gesamten Jahr 2016 wurde 61 solcher Verfahren eingeleitet – noch einmal 13 weniger als im Jahr 2015. Zum Vergleich: Die etwa gleich große Stadt Hamm hatte im vergangenen Jahr 658 solcher Verfahren eingeleitet – fast 200 mehr als noch im Jahr zuvor. Und im NRW-Vergleich gibt es nur im beschaulichen Kreis Olpe weniger Verfahren, nämlich 50. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Frage gestellt, warum Hagen solch extrem niedrigen Zahlen vorzuweisen hat: Schaut das zuständige Jugendamt der Stadt nicht genau genug hin?

Gutes Einschätzungsvermögen

Das Landesjugendamt sah dafür keinen Anlass, attestierte den Hagener Jugendamtskollegen vielmehr eine gute Arbeit und ein gutes Einschätzungsvermögen. Denn landesweit stelle sich bei etwa 70 Prozent der eingeleiteten Verfahren am Ende heraus, dass keine echte Gefahr für das Kind bestand. In Hagen könnten die Mitarbeiter das offensichtlich recht gut im Vorhinein einschätzen, daher würde in vielen Fällen kein Verfahren eingeleitet.

In der Tat gab es bei den 61 in Hagen im vergangenen Jahr eingeleiteten Fällen nur elfmal eine akute Kindeswohlgefährdung, in sechs Fällen eine latente Gefährdung, so dass die Familie weiter unter Beobachtung steht. In 17 Fällen attestierte das Jugendamt am Ende keine Gefährdung, aber einen Hilfebedarf durch die öffentliche Hand. Und in 27 Fällen konnte weder eine Gefährdung noch ein Hilfebedarf festgestellt werden. In der Vergleichsstadt Hamm gab es im vergangenen Jahr ähnliche Relationen – allerdings lagen die tatsächlichen Fallzahlen in etwa um den Faktor 10 höher.

Frühe Eingriffe verhindern Verfahren

Rainer Goldbach, Fachbereichsleiter Jugend und Soziales bei der Stadt Hagen, sieht in diesen Zahlen auch einen Beleg für die gute Präventionsarbeit in Hagen und die gute Vernetzung etwa mit freien Trägern der Jugendhilfe, dem Kinderschutzbund oder der Kinderschutzambulanz. So könne viel früher eingegriffen werden, bevor ein solches Verfahren überhaupt nötig werde.