Hagen. . Bei der Frage, ob Hagen weitere Hotels braucht, gehen die Meinungen des Hotel- und Gaststättenverbandes und der Hagen-Agentur auseinander.

  • Der Hotel- und Gaststättenverband rät von neuen Hotels in Hagen ab
  • Die Hagen-Agentur sieht dagegen Potenzial für ein bis zwei weitere Häuser.
  • Zimmerauslastung bei 80 Prozent

Es sah nach einem Wettlauf der Investoren aus: Sowohl an der Ecke Elbersufer/Rathausstraße als auch in der früheren Mark-E-Zen­trale sollten neue Hotels entstehen. Doch die Pläne sind für das erste Projekt beerdigt, die für das zweite liegen auf Eis. Die Frage bleibt aber: Braucht Hagen ein oder gleich mehrere weitere Hotels?

Die Einschätzung zweier Experten – Lars Martin vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband sowie Michael Ellinghaus von der Hagen-Agentur, die in unserer Stadt für den Bereich Tourismus zuständig ist – fällt unterschiedlich aus.

Während Lars Martin keinen massiven Bettenbedarf in Hagen sieht, würde Michael Ellinghaus die Ansiedlung ein bis zwei weiterer Hotels in der City begrüßen.

Der Hotel-Verband

Lars Martin spricht von einer relativ guten Bettenauslastung in Hagen. „Im Zeitraum Januar bis April 2017 lag die Bettenauslastung bei rund 48 Prozent.“

Die Zahl klingt nicht berauschend, doch hierbei muss berücksichtig werden, dass es sich größtenteils um Doppelzimmer handelt, die allerdings nur von einer Person genutzt werden. „Beim Auswerten der Statistik muss man bedenken, dass in Hagen 80 Prozent der Buchungen von Geschäftsleuten, die in Einzelzimmern nächtigen, vorgenommen werden.“ Daher liege die Auslastung an Zimmern bei über 80 Prozent.

„Das ist ein guter und mit der Messestadt Dortmund vergleichbarer Wert“, urteilt Martin.

Auch lange Durststrecken

Knackpunkt: In Stoßzeiten – zum Beispiel, wenn Dortmunder Messe- oder Kongressbesucher an der Volme übernachten – sind Hagener Hotels teilweise ausgebucht.

„Aber wir sprechen hier von vielleicht 20 bis 30 Tagen im Jahr“, relativiert der stellvertretende Hauptgeschäftsführer bei Dehoga Westfalen und macht auf die „langen Durststrecken“ meist in der Ferienzeit, wenn weniger Geschäftsreisende unterwegs sind, aufmerksam.

Das Mercure Hotel im Wasserlosen Tal.
Das Mercure Hotel im Wasserlosen Tal. © Michael Kleinrensing

„Wenn man das ganze Jahr über betrachtet, glaube ich, dass Hagen mit Hotels ganz gut ausgestattet ist.“

Dafür spreche auch, dass erfahrene Geschäftsleute von einem Hotelneubau immer wieder Abstand genommen hätten. „Wenn es in Hagen Not gäbe, hätte sich längst ein Betreiber gefunden.“

Die Hagen-Agentur

Michael Ellinghaus resümiert mit Blick auf die im ersten Halbjahr 2017 steigenden Besucherzahlen in Hagen, dass in der Volmestadt durchaus Hotelbetten fehlen.

„Seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 verzeichnen das Ruhrgebiet und auch Hagen steigende Besucherzahlen. Nur 2016 waren die Buchungen leicht rückläufig.“ In Zahlen gesprochen: 262 526 Übernachtungen wurden 2016 in Hagen registriert, das entspricht einem Minus von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den ersten vier Monaten des Jahres 2017 nächtigten allerdings 86 330 Personen in Hagen. Das entspricht einem Plus von 3,3 Prozent im Vergleich zu 2016.

Die Aufenthaltsdauer lag 2016 im Schnitt bei 2,7 Tage. „Pro Übernachtung rechnet man im Schnitt 134 Euro, die ein Gast am Übernachtungsort ausgibt. Davon profitieren nicht nur die Hoteliers, sondern auch Gastronomie, Einzelhandel und Betriebe der Freizeitbranche. Rechnet man die Zahl hoch, bedeutet das für Hagen eine Bruttowertschöpfung von 35 Millionen Euro pro Jahr.“

Kleine Betriebe werden nicht ausgewertet

In der Statistik tauchen übrigens nur Betriebe ab zehn Betten auf; Hagen verfügt über 25 größerer Häuser mit insgesamt fast 1500 Betten. Kleine Pensionen und ­Ferienwohnungen werden nicht ausgewertet.

Aber zurück zur Frage „Zusätzliche Hotels ja oder nein?“. „Wir brauchen in der Innenstadt ein weiteres gutes Drei-Sterne-Hotel. Uns liegen Anfragen von drei, vier Investoren, die nach einem geeigneten Standort suchen, vor. Dann fehlt natürlich immer noch ein Betreiber“, sagt Ellinghaus.

Als gutes Pflaster für ein solches Haus sähe er die rechte oder linke Seite der Bahnhofstraße, „allerdings gibt es dort keine freien Flächen“.

Der Hagen-Agentur-Chef räumt ein, dass Hotels in mauen Zeiten wie Ferien oder Wochenenden von einer Vollauslastung weit entfernt seien, „in diesen ruhigen Phasen müssen Hoteliers und Stadt versuchen, mehr Touristen zu locken“.

(Low)-Budget-Hotels

Und wie bewerten Lars Martin und Michael Ellinghaus den Trend „(Low-) Budget-Hotel“? Lars Martin erklärt: „In Siegen hat in Nähe der Autobahn ein ,Holiday Inn Express’ eröffnet. Solch ein Low-Budget-Haus bietet reine Übernachtungen ohne Frühstück und ohne großen Service an. Das ist ohne Zweifel ein Trend, der sich immer mehr durchsetzt.“ Auch die Hotelkette „Ibis“ bietet mittlerweile die abgespeckte Variante – „Ibis Budget“- Häuser – an.

Ellinghaus erklärt, dass die Hagen-Agentur auch bereits für solche Zwei-Sterne-plus-Hotels Anfragen gehabt hätte, zu Vertragsabschlüssen sei es bislang aber nicht gekommen. „Aber egal, ob Zwei-Sterne- oder Drei-Sterne-Haus – ein bis zwei Hotels mehr in Hagen würden den Markt nicht stören.“

>>>STERNE-HÄUSER

  • Hagen verfügt über kein Fünf-Sterne-Hotel. Mit vier Sternen dürfen das Hotel - und Tagungshotel Arcadeon in Halden sowie das Mercure Hotel im Wasserlosen Tal werben. Das Hotel Dresel in Rummenohl ist ein Drei-Sterne-plus-Hotel.
  • Als solide Drei-Sterne-Hotels gelten u.a. das Panoramhotel „Auf’m Kamp“ in der Selbecke sowie das Hotel „Deutsches Haus“ in der Bahnhofstraße.