Hagen. . Für schärfere Kontrollen bei Billig-Friseuren spricht sich die Kreishandwerkerschaft aus. Die Situation ist für Meisterbetriebe unbefriedigend.
- Nach Gesprächen mit der Stadt Hagen sieht die Kreishandwerkerschaft keine Verbesserung.
- Stadt fehlt es für engmaschige Kontrollen der Meisterpflicht an Personal.
- Dezernent Huyeng verweist auf regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt.
Der Weckruf war Ende April erfolgt. Friseurmeister Stephan Schneider und Obermeisterin Bärbel Nolzen hatten endgültig die Nase voll. Immer mehr Billig-Salons eröffneten in Haspe und machten den beiden Friseurmeistern das Überleben schwer. Die Dumpingangebote funktionieren nur, weil sie keine Meister beschäftigen und Gehälter schwarz zahlen. Doch seit den Protesten – verbunden mit Kritik an Kammer und der Stadt Hagen – hat sich wenig getan.
„Das ist enttäuschend“, sagt Dr. Michael Plohmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hagen, „die gesamte Thematik ist noch völlig ungeklärt. Dabei muss die Kommune diejenigen pflegen, die hier brav ihre Steuern zahlen.“
Gesprächsergebnisse für Handwerker ernüchternd
Ein Gespräch mit Ordnungsdezernent Thomas Huyeng und Thomas Lichtenberg, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Ordnung bei der Stadt Hagen habe es zwar zwischenzeitlich gegeben, die Ergebnisse allerdings fallen aus Sicht der Handwerker ernüchternd aus.
„Dabei ist aus unserer Sicht völlig eindeutig: Wer ein Handwerk unzulässig ausübt, begeht eine Ordnungswidrigkeit“, sagt Plohmann. „Damit ist die Stadt Hagen in der Pflicht, etwas zu unternehmen.“ Kurz nach dem Zeitungsbericht (Ende April) seien 23 Betriebe kontrolliert worden. Seither habe sich nichts mehr getan. Dabei helfe nur permanenter Kontrolldruck.
Stadt hat zu wenig Personal für effektive Kontrollen
Der allerdings lässt sich mit dem vorhandenen Personal kaum aufrechterhalten. „In den 90er Jahren haben sich noch vier Mitarbeiter bei der Stadt mit dem Thema beschäftigt“, so Plohmann. Anfang bis Mitte der 2000er Jahre sei aber ein Kahlschlag erfolgt.
In Iserlohn beispielsweise gebe es sechs Mitarbeiter, die für Schwarzarbeit zuständig seien. „Das ist ein Thema, bei dem Zoll, Stadt und die Kreishandwerkerschaft zusammenarbeiten müssen. Aber es passiert einfach viel zu wenig.“ Das findet auch Ingo Friedrich, Justiziar der Kreishandwerkerschaft: „Man wird bei Anzeigen immer an die Mitarbeiter des zentralen Außendienstes verwiesen. Die sind aber nur sehr eingeschränkt erreichbar.“
Dezernent hat andere Auffassung
Anders als die Kreishandwerkerschaft sieht das Thomas Huyeng. Man habe den Verantwortlichen die Zuständigkeiten erläutert. „Für Schwarzarbeit liegt die Hauptzuständigkeit beim Zoll“, erklärt der Dezernent auf WP-Anfrage, „was die Meisterpflicht angeht – da gab und gibt es Kontrollen durch die Stadt.“ Allerdings sei es für die städtischen Kontrolleure nicht einfach, Feststellungen zu treffen. „Wenn wir kommen, müssen wir uns immer wieder anhören, dass der Meister gerade raus sei und Besorgungen erledige“, so Huyeng. „Dagegen kann man zunächst nichts einwenden.“
Das Probleme beschränkt sich nach Ansicht der Kreishandwerkerschaft nicht alleine auf das Friseurhandwerk. „Es gibt nach wie vor 41 meisterpflichtige Gewerke“, so Michael Plohmann, „so stehen wir auch im Kfz-Gewerbe vor ganz ähnlichen Problemen. Da gibt es aber Werkstätten, da trauen sich die Kontrolleure ohne Polizeischutz gar nicht rein.“ Im übrigen sei auch der Zoll angesichts seines riesigen Einsatzgebietes personell stark unterbesetzt.
>>HINTERGRUND: KRITIK AUCH AN KAMMER
- Im Hasper Zentrum arbeiteten von 16 Salons fünf seriös, erklärte Friseurmeister Stephan Schneider Ende April im WP-Interview.
- Dabei gilt die Meisterpflicht nur für Handwerker, die aus einem EU-Land stammen. Bei Friseuren aus Nicht-EU-Ländern reicht ein Nachweis, dass sie in ihren Herkunftsländern in der Branche gearbeitet haben.
- Kritisiert wurden die Handwerkskammer Dortmund, die zu viele Ausnahmegenehmigungen erteilt, und die Stadt Hagen, die Salons nicht kontrolliert.