Hagen. Mit welcher Legitimation arbeitet der Hagener Unternehmerrat? Zweifler begegnen dem Gremium mit Skepsis. Sprecher Winfried Bahn im Interview.
Neben Unterstützung prasselt auf den Unternehmerrat aktuell auch Kritik ein. Zweifler wollen wissen, wer sich hinter dem Gremium verbirgt und mit welcher Legitimation es handelt. Sprecher Winfried Bahn gibt darauf Antworten im Interview.
Herr Bahn, Sie haben eine Menge losgetreten. Das Echo ist nicht immer positiv. Es gibt viele, die an der Legitimation des Unternehmerrates zweifeln.
Bahn: Das Entscheidende ist doch, dass in Bezug auf eine dringend benötigte Hagen-Konferenz genau das geschehen ist, was wir uns gewünscht haben. Sie ist jetzt ein Thema und die Stadtverwaltung ist jetzt in der Pflicht, zu liefern.
Ihre Kritiker glauben, dass sich hinter dem Unternehmerrat nur Sie und Henning Funke verbergen und dass sie nur eigene Interessen verfolgen.
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Bahn: Ich versichere ihnen: Für uns fällt dabei kein Profit ab. Im Gegenteil: Wir machen uns Arbeit, die auf unser Tagesgeschäft oben drauf kommt. Wir werden dadurch nicht reicher und nicht ärmer. Es geht uns wahrhaftig nur um Hagen. Aber wir sind im Gegensatz zu anderen Gruppen zu 100 Prozent unabhängig und handeln aus dieser Unabhängigkeit heraus.
Es soll mehrere diskursive Gespräche zwischen Ihnen als Sprecher des Unternehmerrats Hagen und dem OB gegeben haben. Stimmt das?
Bahn: Es hat in der Tat mehrere Gespräche zwischen der Verwaltungsspitze und dem Unternehmerrat gegeben. Diese Gespräche als diskursiv zu bezeichnen, trifft den Kern der Sache nicht. Denn eine sachlich-inhaltliche Auseinandersetzung, z.B. mit dem Hinweis auf eine notwendige, übergeordnete strategische Gesamtausrichtung für die Stadt, hat leider nicht stattgefunden. Im Mittelpunkt stand vielmehr die Diskussion über persönliche Befindlichkeiten. Man konnte außerdem den Eindruck gewinnen, dass das vielfach eingeforderte bürgerschaftliche Engagement von der Verwaltungsspitze der Stadt Hagen sehr gerne unter Kontrolle gehalten werden möchte.
Wie viele Unternehmen gehören dem Unternehmerrat aktuell an?
Bahn: Insgesamt befinden sich, Stand 31. Mai 2017, 113 Unternehmen, Institutionen und Initiativen in einer Verbindung zum Unternehmerrat. Sie werden durch 145 Personen vertreten. Bis zum 31. Mai haben mehr als 80 Personen an Treffen von Arbeitsgruppen des Gremiums teilgenommen.
Warum treten viele Unternehmen nicht namentlich auf? Wieso gibt es keine offenen Listen?
Bahn: Leider hat es mehrfach Versuche der Einflussnahme durch Dritte mit dem Ziel gegeben, dass sich Einzelne nicht in der Initiative engagieren. Die juristische Prüfung dieses unerwarteten und inakzeptablen Umstandes läuft derzeit. Aus diesem Grunde sind wir, als „Verwaltung“ der Initiative, aktuell nicht zu einer Veröffentlichung autorisiert. (Anm. der Redaktion: Die Redaktion hat sowohl Einblick in die Zugehörigkeitsliste als auch in alle handschriftlich unterschriebenen Teilnehmerlisten von Arbeitsgruppen erhalten).
Die Stadtspitze erachtet es als kontraproduktiv, dass Sie sich zunächst öffentlich kritisch über Politik und Verwaltung äußern und anschließend beteuern, sie würden den konstruktiven Dialog suchen.
Bahn: Zunächst ist es wichtig festzustellen, dass wir uns als Sprecher der Initiative äußern. Es treten aber regelmäßig auch andere engagierte Unternehmer im Namen der Initiative auf. Wir wirken darauf hin, dass die Stadt Hagen eine übergeordnete Strategie und Zielsetzung entwickelt. Wenn dies von der Verwaltungsspitze der Stadt Hagen als kontraproduktiv gesehen wird, wird die Stadt Hagen auch in Zukunft weiterhin den Anschluss suchen und sich in der Entwicklung und Umsetzung von Einzelmaßnahmen aufreiben.
Eine eigenständige Überprüfung der publizierten Vorstellungen des Unternehmerrates ist seitens der Verwaltungsspitze nicht vorgesehen. Das muss Sie zornig machen.
Bahn: Wir sind über diese Entscheidung der Verwaltungsspitze sehr verwundert. Denn alle Publikationen waren auf ein positives Zukunftsbild für Hagen ausgerichtet. Verstärkt wird diese Verwunderung dadurch, dass sich andere, übergeordnete Stellen, wie zum Beispiel das Ministerium für Wirtschaft, sehr wohl diese Mühe gemacht und insbesondere den Aspekt des übergeordneten Zieles unter dem Arbeitstitel „Wertvolles Hagen“ hervorgehoben haben.
Viele Unternehmen nehmen derzeit durchaus positive Entwicklungen in der Stadt wahr: Die Bearbeitung von Bauanträgen und Brandschutzgutachten hat sich verkürzt, in der Stadtverwaltung wird bürgerorientierter gearbeitet. Vielleicht sind diese Entwicklungen ja auch aus dem positiven Einfluss heraus entstanden, den die Initiative zwischenzeitlich ausgeübt hat.
Wer sind die Verfasser der Publikationen des Unternehmerrates?
Bahn: Die „Bahn Kommunikation und Human Management GmbH“ betreut derzeit ehrenamtlich den administrativen Teil der Initiative. Aus diesem Grund, und um alle Veröffentlichungen vor dem inhaltlichen Missbrauch durch unberechtigte Dritte zu schützen, tritt diese Gesellschaft im Impressum aller Veröffentlichungen auf.
Thema Hagen-Konferenz: Die Verwaltung erklärt, dass es erste gemeinsame Überlegungen mit Düsseldorf gegeben habe. Der Unternehmerrat hat bereits Mitte März mit Minister Duin darüber gesprochen.
Bahn: Aus Sicht des Unternehmerrates ist die im Raum stehende, wirtschaftsorientierte Hagen-Konferenz eine große Chance für die Stadt für die es sich lohnt, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wenn die Verwaltungsspitze der Stadt Hagen nun kommuniziert, dass sie diese Idee aufgenommen hat und vorantreibt, ist das eine gute Sache. Wichtig ist jetzt, dass die Verwaltungsspitze der Stadt Hagen nun auch tatsächlich handelt und liefert. Da es nach unserem Kenntnisstand bislang aber weder einen Termin noch eine inhaltlich-strategische Planung gibt, ist der aktuelle Projektverlauf derzeit unklar.
Wie würden Sie das aktuelle Verhältnis zwischen Unternehmerrat und Verwaltungsspitze beurteilen?
Bahn: Wir wünschen uns eine sachlich-inhaltliche Auseinandersetzung, auch zu kritischen Themen. Unnötig und nicht zielführend ist die permanente Diskussion über die Legitimation unserer Initiative. Diese ergibt sich, wenn man es genau nimmt, nämlich schon aus dem Grundgesetz der BRD. Die Arbeitsweise und die Kommunikationsform, die der Unternehmerrat wählt, mag für die Verwaltungsspitze ungewohnt sein. Es besteht auch aber kein Anrecht der Verwaltungsspitze der Stadt Hagen, die Arbeitsweise und die Kommunikation einer Initiative zu bestimmen oder zu beeinflussen zu wollen.