Hagen. . Im Raser-Prozess vor dem Landgericht spielten sich Donnerstag dramatische Szenen ab: Die Geschädigten hatten das Wort und schilderten das Unglück.
- Im Raser-Prozess vor dem Landgericht hatten am zweiten Verhandlungstag die Geschädigten das Wort
- Für Opfer Marcel Rudolf war es eindeutig ein Raser-Fall: „So schnell, wie die die Feithstraße herruntergekommen sind.“
- Seit dem schlimmen Vorfall fährt der Hagener selbst kaum noch Auto
Wenn Marcel Rudolf (31) spricht, dann klingt das sehr bedächtig, nahezu emotionslos, fast unterkühlt. Dafür gibt es einen Grund: „Dieser Schock, der im Nacken sitzt“, auch ein Jahr später noch. Der Hagener hat am 19. Mai letzten Jahres den blanken Horror erlebt – als Opfer im Raser-Unfall.
Ein roter Skoda brauste auf der Feithstraße mit mindestens Tempo 100 direkt auf seinen Renault Megane zu. „Sind die bescheuert?“, fragte sich eine Verwaltungsangestellte (50), die zufällig Augenzeugin wurde. Dann ein ohrenbetäubender Knall. „Der Wagen hob ab wie eine Rakete“, unterbricht die Frau mit tränenerstickter Stimme ihre Schilderung, schluckt. „Er überschlug sich und stürzte auf die Seite. Wie im Action-Film.“
Glassplitter und Schrott
Im Raser-Prozess vor dem Landgericht spielten sich gestern dramatische Szenen ab: Die Geschädigten hatten das Wort.
Marcel Rudolf hält kurz inne, erzählt: „Umgekippte Fahrzeuge, Glassplitter, Schrott. Dazwischen schwer verletzte Unfallopfer in ihrem Blut, schreiende Kinder. Die heulenden Sirenen, die blinkenden Blaulichter, das Propellergeräusch der beiden Rettungshubschrauber – das vergisst man nie.“
Noch Glück im Unglück
Für Rudolf war es eindeutig ein Raser-Fall: „So schnell, wie die mit überhöhter Geschwindigkeit die Feithstraße herruntergekommen sind.“ In Bruchteilen von Sekunden sei es dann passiert: „Man denkt dann nur noch an sein Leben. Wie komme ich aus dieser Situation möglichst schnell wieder heraus.“ Und er ist dankbar: „Meine Kinder hätten auch dabei sein können. Was bin ich froh, dass die zu Hause im Bett gelegen haben.“
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Seit dem schlimmen Vorfall fährt der Hagener selbst kaum noch Auto: „Es ist für mich nicht mehr einfach, am Verkehr teilzunehmen. Deshalb hat meine Frau einen Führerschein gemacht.“ Rudolf hatte noch Glück im Unglück, den Unfall hat er körperlich unbeschadet überlebt: „Eigentlich bin ich zum zweiten Mal geboren worden.“
Vorwürfe gegen Polizeibeamten
Der penible Polizeibeamte mit mehreren silbernen Sternchen auf der Schulterklappe hinterließ im Zeugenstand einen blasierten Eindruck. Vorsichtig ausgedrückt. Doch äußerliche Eindrücke sind subjektiv und können täuschen.
Aber am Donnerstag wurden im Raser-Prozess von einer Zeugin (26) handfeste Vorwürfe gegen den Verkehrspolizisten von der Hoheleye erhoben: Er soll ihr während ihrer Vernehmung Angst gemacht und sie unter Druck gesetzt haben.
Aussage unterbrochen
Die Bürokauffrau ist die Geliebte des verheirateten, jüngeren Angeklagten (34), der zunächst Fahrerflucht begangen haben soll. Und sie saß zur Unfallzeit auf dem Beifahrersitz in einem der beiden Raser-Autos – dem schwarzen Audi.
Als Zeugin muss sie trotzdem die Wahrheit sagen. Der Polizeibeamte soll sie vor der Vernehmung aufgefordert haben, das Handy auszuschalten, so die junge Frau. Während der Protokollaufnahme hätte er ihre Aussage verärgert unterbrochen: „Das ist alles Schwachsinn, auswendig gelernter Scheiß und mit den Verteidigern abgesprochen“, habe der Polizeibeamte ihr vorgeworfen. „Er sagte auch, er werde persönlich dafür sorgen, dass ich in den Knast komme.“