Hagen. . Das Finale des WESTFALENPOST-Bürgerbarometers: Zwölf interessante und überraschende Werte, die Politik und Verwaltung Denkanstöße liefern.
Wie ticken die Hagener? Der Antwort auf diese Frage sind wir in den vergangenen vier Wochen intensiv nachgegangen. Zum Finale schreiben die Bürger Hagens Politik und Verwaltung noch einmal ins Stammbuch, dass sie sich mit höchster Priorität um Schulen, Jugendliche und Familien kümmern sollen. In den vergangenen elf Folgen (zu der Übersicht bitte hier klicken) haben sich aber noch mehr Steinchen zu einem Hagener Meinungs-Mosaik zusammengesetzt. Die wichtigsten Zahlen und Denkanstöße der Stadtredaktion:
Ruhrgebiet oder Sauerland?
41 Prozent sagen, dass Hagen eher Sauerland als Ruhrgebiet (29 Prozent) ist. 26 Prozent meinen, wir gehörten zu beidem.
Denkanstoß: Hagen muss sich fragen, ob es sich nicht viel mehr als Oberzentrum Südwestfalens aufstellen sollte. Das Sauerland – siehe die erneute erfolgreiche Regionale-Bewerbung – hat an Stärke gewonnen. Lieber Metropole der Provinz als nur eine von vielen Städten im Ruhrgebiet?
Wie gerne leben Sie in Hagen?
71 Prozent leben gerne (40%) oder sehr gerne (31 %) in Hagen. Das ist im Vergleich mit anderen Städten kein berauschender Wert, aber vor allem die Jüngeren verteilen positivere Noten.
Denkanstoß: Die Werte müssen die Motivation sein, das Thema „Lebenswertes Wohnen in Hagen“ in das Zentrum allen Handelns von Politik und Verwaltung zu stellen.
Attraktivität für Radfahrer miserabel
65 Prozent bewerten die Situation für Radfahrer als unattraktiv oder sehr unattraktiv.
Denkanstoß: Ein Alarmzeichen: Radfahren ist generationsübergreifend „in“. Eine Stadt, die ein so schlechtes Radfahrer-Image hat, wird zum Wohnen zu unattraktiv. Das ist kein Randgruppen-Thema mehr. Die gestarteten Bemühungen müssen ausgeweitet werden.
Zufriedenheit mit Sportstätten
44 Prozent äußern sich zufrieden oder sehr zufrieden mit den Sportstätten in Hagen.
Denkanstoß: Auch das ist wichtig für das Thema „attraktives Wohnen in Hagen“. Stärken müssen gestärkt werden. Wenn die Sportler bald durch die Benutzungsgebühren belastet werden, müssen sie mit weiteren Investitionen in die Sportstätten belohnt werden.
Attraktivität an den Seen
40 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Gastronomie an den Ufern von Hengstey- und Harkortsee, 37 Prozent ein neues Wanderwegenetz an den Seen.
Denkanstoß: Auch wenn die Regionale-Fördergelder nicht kommen: Nicht lange zögern, sondern anpacken, was schon angepackt werden kann. Die CDU-Pläne für das Café Köpchen sind ein erster guter Schritt.
Sauberkeit bleibt großes Problem
14 Prozent der Befragten sind zufrieden mit der Sauberkeit in Hagen, aber 48 Prozent sind (sehr) unzufrieden. 57 Prozent wären bereit, generell höhere Abfallgebühren zu zahlen, wenn die Sperrmüllabfuhr wieder kostenlos wird.
Denkanstoß: Das Vermüllungs-Problem hat sich in den Augen der Bürger noch lange nicht entschärft. Von der Abfuhr bis zu mehr Sanktionen: Das Thema Sauberkeit muss weiter ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Es müssen neue Lösungen her – insofern ist der Grünen-Vorstoß zu Neuordnung der Sperrmüll-Abfuhr richtig.
Unzufrieden mit Arbeitsplätzen
31 Prozent sind unzufrieden mit den Arbeitsplätzen in Hagen, nur 22 Prozent zufrieden.
Denkanstoß: Ist das Thema Wirtschaft und Arbeiten genug im Fokus von Stadtverwaltung und Politik? Kann die Wirtschaftsförderung in der jetzigen Form das Mega-Thema stemmen?
Natur macht Hagen lebenswert
52 Prozent sagen: Die Natur macht Hagen lebenswert.
Denkanstoß: Wenn Hagen eine Chance hat, sich als neuer, vielleicht überraschender Wohn-Standort neu zu erfinden, dann mit dem großen Natur-Faktor. Die Zukunftsschmiede zum Thema „Grün“ ist ein guter Anfang.
Wie zufrieden sind Bürger mit dem OB?
40 Prozent sind indifferent in der Bewertung von Oberbürgermeister Erik O. Schulz. 36 Prozent sagen, er macht einen guten Job, 17 Prozent sind unzufrieden.
Denkanstoß: Der OB hat nicht genug Profil entwickelt. Wofür steht er? Er muss Schwerpunkte setzen. Klarere Strukturen in der Verwaltung können helfen: Wer ist umfassend verantwortlich für Wirtschaft, Wohnen, Familien?
Bürger können Parteien nicht einschätzen
42 Prozent der Hagener können (27,5 %) oder wollen (14,5 %) keine Angabe machen, welche Partei sich in Hagen am besten für die Belange der Bürger einsetzt.
Denkanstoß: Die Arbeit der Politik geht an einem großen Teil der Bürger vorbei. Die Parteien müssen eine andere Ansprache finden.
Attraktiver Einkaufsstandort
87 Prozent sind mit der Einkaufssituation in Hagen zufrieden oder sehr zufrieden. 69 Prozent sagen, dass sie in Hagen auch am häufigsten einkaufen.
Denkanstoß: Das sind Super-Werte. Aber wirbt Hagen auch genug damit? Gutes Einkaufen steigert die Wohn-Attraktivität.
Mehrheit für Baumwipfelpfad
45 Prozent finden den geplanten Baumwipfelpfad im Hagener Stadtwald gut oder sehr gut. 24 Prozent hätten kein Problem damit, nur 29 Prozent lehnen ihn ab.
Denkanstoß: Nicht zu lange reden oder zerreden. Der Baumwipfelpfad ist die Chance, viele Menschen nach Hagen zu locken, die dann ein ganz anderes Bild von der vermeintlich so unattraktiven Stadt bekommen.