Ambrock. . Die Proteste der Anwohner gegen den nächtlichen Lkw-Verkehr in Ambrock zeigen nun Erfolg: Viele Speditionen haben auf ihre Fahrer eingewirkt.

  • Die Verkehrssituation an Hamperbach und Ambrocker Weg hat sich einigermaßen beruhigt
  • Die meisten Speditionen schicken ihre Fahrer nicht mehr in aller Herrgottsfrüh zum Steinbruch
  • Ordnungsamt kontrolliert regelmäßig die Lage am Hamperbach und Ambrocker Weg

Die Situation an Hamperbach und Ambrocker Weg hat sich einigermaßen beruhigt. Nur noch wenige Lastwagen passieren mitten in der Nacht die Straße hinauf zum Steinbruch und bringen die Anwohner mit ihren scheppernden Containern um den Schlaf. „Die Lage hat sich zweifellos verbessert“, so Michael Helmert, der gegen den nächtlichen Lärm mobil gemacht hatte: „Nur eine einzige Spedition zeigt weiterhin kein Entgegenkommen.“

Rückblick: Noch vor sechs Monaten stauten sich die Laster ab 4 Uhr in der Früh in einer langen Reihe vor der Einfahrt zum Steinbruch und warteten stundenlang darauf, dass der Betrieb seine Tore öffnet. Das ist erst um 6 Uhr der Fall, dann dürfen die Lastwagen die Waage befahren, Grauwacke aufladen und ihre Fracht zu einer Baustelle transportieren.

Tonnenschwere Kipper

Dass die tonnenschweren Kipper bis zu zwei Stunden vor Öffnung des Steinbruchs am Hamperbach aufkreuzen, hat mit dem Arbeitsrhythmus der Fahrer und dem komplizierten, gesetzlich vorgeschriebenen Geflecht der Lenk- und Ruhezeiten zu tun. Jeder ist erpicht darauf, möglichst weit vorn in der Reihe zu stehen, weil das die Wartezeiten vor der Waage, auf der die Fahrzeuge leer und gefüllt gewogen werden, verkürzt. Dieser Zeitgewinn bringt dem Fahrer und der Spedition am Ende des Tages Zeit für eine weitere Fahrt und damit gutes Geld ein.

Doch die Anwohner treibt die nächtliche Ruhestörung durch das Bullern der leeren Ladeflächen und Container zur Verzweiflung. „Wir stehen senkrecht im Bett“, so Michael und Heike Helmert: „An Schlaf ist dann nicht mehr zu denken.“ Im Winter ließen die frierenden Fahrer zudem das Radio und den Motor laufen und unterhielten sich laut auf der Straße.

Unterschriftensammlung

Helmert sammelte eine Unterschriftenliste gegen die Lärmbelästigung, er schaltete die Stadtverwaltung, die Bezirksregierung und schließlich sogar den Petitionsausschuss des Landtages ein, der jedoch wie ein zahnloser Tiger lediglich empfahl, „hinsichtlich der Vergabe von Terminen an die Transportunternehmen auf den Steinbruchbetreiber einzuwirken“.

Erst als das Ordnungsamt vermehrt Politessen vorbeischickte, die den verdutzten Lkw-Fahrern – im Ambrocker Weg herrscht absolutes Halteverbot – ein Knöllchen verpassten, entspannte sich die Lage. „Wir führen dort nicht täglich, aber schwerpunktmäßig Kontrollen durch“, teilte eine Sprecherin der Stadtverwaltung mit. Zudem überprüfe der Steinbruch auf Bitte des städtischen Verkehrsamtes eine Terminregelung für die Lkw-Fahrer, die den Anwohnern möglichst ihre Nachtruhe lässt.

Entscheidend für eine Wende des Geschehens ist wohl ein Umdenken der Speditionen. Mit Rücksicht auf die Anwohner lassen diese ihre Fahrzeuge jetzt fast ausschließlich am Tage am Steinbruch vorfahren: „Ich habe auf meine Fahrer eingewirkt“, so Horst Weiß, Inhaber der Spedition Baustoffe & Transporte GmbH im Lennetal: „Sie kommen jetzt am Spätnachmittag um vorzuladen, dann brauchen sie nicht nachts vor dem Steinbruch zu stehen.“

Öffnungszeiten verlängert

Auch die Kies und Splitt Gmbh Rhein-Ruhr, die den Steinbruch betreibt, hat sich bewegt und die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde verlängert, um den Fahrern nachmittags mehr Zeit einzuräumen. „Alles in allem sind wir hier mit einer Kombination aus Rücksichtnahme und Umstellung der Strategie zum Ziel gekommen“, so Weiß: „Wenn es sich so bewährt, dann haben wir Spediteure dieses Problem gut gelöst, glaube ich.“

Nur eine Spedition habe sich der neuen Regelung nicht angeschlossen und schicke ihre Fahrer nach wie vor ab 3.40 Uhr den Ambrocker Weg hinauf, ärgert sich Anwohner Helmert. Um 4.10 Uhr folge der zweite, um 4.30 Uhr der dritte Laster: „Dann hast du keine Chance mehr, wieder einzuschlafen.“

>>Hintergrund: Grauwacke

  • Der Steinbruch Ambrock wird von der Kies und Splitt GmbH Rhein-Ruhr betrieben. Abgebaut wird dort Grauwacke.
  • Das Gestein findet Anwendung im klassischen Tief- und Rohrleitungsbau, im Straßenunterbau- und Wegebau sowie im Bereich der Geotechnik.