Hagen. . Zähfließender Verkehr vor der Baustelle Lennetalbrücke legt den Super-Blitzer an der Sauerlandlinie lahm. Das hat Folgen für die Stadtkasse.

  • Statt 300 bis 400 Temposünder werden derzeit täglich nur noch 80 bis 100 auf der A45 erwischt.
  • Zusätzliche Rettungsgasse auf der Lennetalbrücke sorgt dafür, dass es nur noch zwei Spuren gibt.
  • Der Hagener Stadtkasse drohen durch ausbleibende Einnahmen Millionen-Verluste.

Die Einnahmequelle Super-Blitzer droht zu versiegen. Denn vor der Lennetalbrücke wird wesentlich seltener geblitzt als bislang. Die Gründe: An der lukrativen Überwachungsanlage, deren Einnahmen direkt in die Stadtkasse fließen, läuft der Verkehr nur noch zwei- statt bislang dreispurig vorbei.

Hinzu kommt, dass sich immer häufiger Rückstaus bilden, seitdem die Trasse auf die neue Autobahnbrücke verschwenkt ist.

Nur noch 80 bis 100 Temposünder pro Tag

„Derzeit werden nur noch zwischen 80 und 100 Temposünder vor der Lennetalbrücke in Fahrtrichtung Frankfurt erwischt“, sagt Stadtsprecher Karsten-Thilo Raab, „vor der Verlegung des Verkehrs hatte sich die Zahl in den letzten Monaten zwischen 300 und 400 täglich eingependelt.“

Das hat erhebliche Auswirkung auf die Stadtkasse. „Wie genau sich das bemerkbar macht, können wir derzeit noch nicht sagen“, so Raab, „dafür ist es noch zu früh.“ Allerdings: Rund 135 000 Verkehrssünder tappten 2016 in die Radarfalle. Das alleine spülte 4,6 Millionen in den Haushalt. Pro Tag kassierte die Stadt Hagen an der Lennetalbrücke rund 12 600 Euro.

Rekord der ersten Tage bleibt unerreicht

Ändert sich an der Verkehrssituation nichts (und das steht nicht zu erwarten), so dürften die Einnahmen wohl künftig nur noch bei rund 3000 Euro täglich liegen. Im Jahr kämen nach dieser Annahme rund 1,1 Millionen Euro zusammen – satte 3,5 Millionen Euro weniger als zuletzt.

20 170 Fahrzeuge waren direkt nach der Installation des Superblitzers im August 2015 bei erlaubten 80 Stundenkilometern zu schnell unterwegs. Dieser Rekord der ersten Tage ist bis heute unerreicht. Das spülte 269 995 Euro an Verwarngeldern in die Stadtkasse. Hinzu kamen noch einmal 380 292 Euro an Bußgeldern, 103 164 an Gebühren und 14 098 an Auslagen. Bußgelder sind fällig, wenn die erlaubte Geschwindigkeit um mindestens 21 Stundenkilometer überschritten wird.

Rettungsgasse sorgt für zähen Verkehrsfluss

Verantwortlich dafür, dass der Verkehr jetzt nicht mehr so zügig wie bislang fließt, ist auch eine eigens eingerichtete Rettungsgasse auf dem neuen Brückenteil. Ursprünglich war nämlich geplant, dass der Verkehr weiterhin dreispurig über die Sauerlandlinie in Richtung Süden fließen sollte, während auf der entgegengesetzten Seite zwei Spuren ausreichen sollten.

Dann allerdings meldete die Feuerwehr Hagen Bedenken an. Die Brücke sei so schmal, dass bei insgesamt fünfspuriger Verkehrsführung kein Platz mehr vorhanden sei, eine ausreichend breite Rettungsgasse zu bilden. Also wurde statt der dritten Fahrspur in Richtung Frankfurt eine Rettungsspur markiert, über die die Fahrzeuge der Feuerwehr Schwerte von Norden aus mögliche Unfallstellen auf der Brücke schnell erreichen können.

Die Feuerwehr Hagen selbst fährt von der Gegenrichtung aus an. Die Einsatzwagen rollen von der Wache Ost über die Autobahn 46 bis zum Kreuz Hagen und dann weiter gen Norden über die A 45 (unsere Zeitung berichtete).

>>HINTERGRUND: HOHE BLITZERDICHTE

  • Die Stadt Hagen weist bundesweit die zweithöchste Blitzerdichte auf. Nur in Offenbach stehen bezogen auf die Fläche mehr Blitzer als in Hagen.
  • 8,98 Millionen Euro betrugen die Gesamteinnahmen aller 30 fest installierten Blitzer in Hagen 2016. 276 362 Tempoverstöße wurden erfasst.
  • In der stadtinternen Geldrangliste folgen hinter dem Superblitzer die Anlagen an der Eckeseyer Straße (570 000 Euro, 25 995 Verstöße), am Boeler Ring (460 000 Euro, 14 689 Verstöße) sowie an der Becheltestraße (340 000 Euro, 14 129 Verstöße).
  • Überlegungen für weitere Blitzanlagen an Autobahnen gibt es. Entstehen könnten diese neuen Super-Blitzer an den Brückenbaustellen im Hagener Süden an der Autobahn 45 sowie an der Baustelle der Talbrücke Volmarstein an der Autobahn 1. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Auch die Bezirksregierung müsste zustimmen.