Hagen. . Neben den Kastanien sind in Hagen auch die Eschen durch eine Infektionskrankheit in ihrem Bestand gefährdet. Ein Pilz lässt die Triebe absterben.

  • Mindestens 60 Prozent aller Eschen in Hagen sind von aus Ostasien eingeschlepptem Pilz befallen
  • „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ löst das sogenannte Eschentriebsterben aus
  • Infektion gefährdet diese alte heimische Baumart in ihrem Bestand

Nach den vom Aussterben bedrohten Kastanien ist eine weitere Hauptbaumart in Hagen in ihrem Bestand gefährdet. Mindestens 60 Prozent aller Eschen in der Stadt sind inzwischen von dem aus Ostasien eingeschleppten Pilz mit der wissenschaftlichen Bezeichnung „Hymenoscyphus fraxineus“ befallen. Der deutsche Name „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ klingt zwar geradezu poetisch, nichtsdestotrotz verbirgt sich dahinter eine heimtückische Gefahr für die Bäume. „Jungeschen sterben in der Regel nach der ersten Infektion ab“, berichtet Nils Böcker, Baumexperte beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH): „Aber auch ältere Bäume haben dem Pilz, wenn sie mehrere Jahre hintereinander befallen werden, letztlich nichts mehr entgegenzusetzen.“

Krone lichtet sich

Das sogenannte Eschentriebsterben ist in der jetzigen Jahreszeit zwar kaum zu erkennen, doch mit dem einsetzenden Laubwachstum im nahenden Frühling wird sich das ganze Ausmaß der Pflanzenseuche offenbaren. Viele Blätter welken früh und fallen ab, die Baumkrone lichtet sich und verbuscht, die Rinde verfärbt sich ockerfarben bis rostrot. In seiner ostasiatischen Heimat zersetzt der Pilz das Bodenlaub und lässt die dortigen Eschen unbehelligt, doch für die heimische Gemeine Esche ist er eine tödliche Gefahr. Die Sporen des Falschen Weißen Stengelbecherchens verteilen sich durch die Luft und sind daher nicht zu stoppen. Andererseits haben Böcker und seine Mitarbeiter bislang keine Eschen entdeckt, die sich als resistent gegen den Pilz erwiesen hätten. Im Gegenteil: „Die geschwächten Pflanzen werden neuerdings auch durch Sekundärschädlinge befallen, die sich die herabgesetzte Vitalität der Bäume zunutze machen. Das beschleunigt das Absterben.“

14 Bäume im Winter gefällt

Im vergangenen Winter mussten 14 der rund 1200 Eschen, die in Hagen an Straßen und in Parks stehen, aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden. An Gewässern ist die Infektionsrate am höchsten, weil die dort vorherrschende Feuchtigkeit die Sporenbildung des Pilzes begünstigt. Doch die Baumpfleger des Hagener Wirtschaftsbetriebes lassen erst dann zu Axt und Motorsäge greifen, wenn die Standfestigkeit eines Baumes nicht mehr gewährleistet werden kann. Bis es so weit ist, werden nur tote Äste und Zweige beseitigt. Eschen sind an sich robuste und widerstandsfähige Bäume, die sich an vielen Standorten und Böden zu behaupten wissen. Obwohl bislang keine Abwehrmechanismen bekannt sind, ist Böcker überzeugt, dass einzelne Bäume das Massensterben überleben werden: „Das lehren die Erfahrungen, die wir bei anderen Baumerkrankungen gewonnen haben.“

Erhöhter Kontrolldruck

Denn nicht nur Kastanien und Eschen sind von hochinfektiösen Krankheiten bedroht, alle Hauptbaumarten sind inzwischen infolge der Globalisierung und aus fernen Ländern eingeschleppter Pathogene mehr oder weniger stark geschädigt. Den Platanen macht die Pilzkrankheit Massaria zu schaffen, beim Ahorn heißt der Schaderreger Fusarium, für das Lindentriebsterben ist ebenfalls ein lange unentdeckter Schwächeparasit verantwortlich. Für die verantwortlichen Dienststellen ziehen die Epidemien erhöhte Kontrollen nach sich, denn die Stadt könnte im Falle eines Unglücks, etwa wenn ein Menschen durch einen herabfallenden Ast verletzt wird, zur Rechenschaft gezogen werden. „Angesichts der zahlreichen Baumkrankheiten stoßen wir mittlerweile an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit“, sagt Böcker.

So mutieren das Falsche Weiße Stengelbecherchen und all die anderen Infektionen von einem rein biologischen zu einem wachsenden ökonomischen Problem.

>>Hintergrund: Die Esche

  • Die Esche ist eine der am häufigsten in Europa vorkommenden Laubbaumarten. 2001 war sie Baum des Jahres.
  • Eschen stellen keine besonderen Anforderungen an den Untergrund. Ihr Holz ist sowohl fest als elastisch, es wird u.a. für Werkzeugstiele verwendet.