Hagen. . Die Bezirksregierung schließt die Landesunterkunft für Flüchtlinge bei Könnemann in Delstern. Das wirkt sich für Hagen bei den Zuweisungen aus.
- Erheblich mehr kommunale Flüchtlinge werden der Stadt Hagen künftig vom Land zugewiesen.
- 1292 kommunale Flüchtlinge sind in von der Stadt bereitgestellten Wohnungen untergebracht.
- Ob bei den Johannitern stellen abgebaut werden, ist noch nicht klar.
Die stark rückläufigen Flüchtlingszahlen haben Folgen: Die Landesunterkunft in der ehemaligen Halle der Firma Könemann in Delstern wird früher aufgegeben als zunächst geplant. Zum 1. August soll sie geschlossen werden. Das hat die Bezirksregierung Arnsberg der WESTFALENPOST bestätigt. Damit wird auch die letzte Flüchtlingseinrichtung des Landes in Hagen geschlossen.
Für die Stadt bedeutet das im Umkehrschluss: Sie wird erheblich mehr so genannte „kommunale Flüchtlinge“ zugewiesen bekommen, um die sich die Stadt dann dauerhaft kümmern muss und die auch länger in Hagen bleiben werden. Die Landesunterkünfte hingegen sind quasi eine Zwischenstation, in der die Flüchtling und Asylsuchende nur kurz bleiben, bevor sie auf Kommunen verteilt werden.
Mehr als 1400 Plätze in der Spitze
In der Spitze wurden in Hagen Ende 2015/Anfang 2016 in vier Landesunterkünften (Delstern, Spielbrinkschule, Regebogenschule Hohenlimburg, Schule Halden) mehr als 1400 Plätze vorgehalten. Dementsprechend musste die Stadt auch weniger kommunale Flüchtlinge aufnehmen.
Derzeit sind in Hagen 1292 kommunale Flüchtlinge in von der Stadt bereitgestellten Wohnungen untergebracht, weiter 269 – insbesondere Familien – haben sich selbst eine Wohnung gesucht, deren Miete aber von der Stadt gezahlt wird.
970 kommunale Flüchtlinge mehr als derzeit
„Wenn schon jetzt die Landesunterkunft in Delstern geschlossen wäre und auch die Plätz aus der Ende 2016 geschlossenen Unterkunft in der Spielbrinkschule angerechnet würden, dann müsste Hagen 970 kommunale Flüchtlinge mehr aufnehmen“, rechnet Klaus Gierke, der Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, vor. So abrupt wird das aber nicht kommen, da es Übergangsfristen gibt. Nächstes Jahr wird diese Zahl aber realistisch sein.
Ob der Haushalt der Stadt dadurch zusätzlich belastet wird, ist noch nicht klar. Bislang haben die Kommunen 10 000 Euro pro Flüchtling und Jahr von Bund und Land erhalten. Dieser Betrag wurde von den Kommunen als kostendeckend angesehen. Hagen hat im vergangenen Jahr etwa 20 Millionen Euro erhalten. Jetzt, so Klaus Gierke, werden das Berechnungssystem umgestellt. Das Verfahren sei etwa aufwändiger geworden: Monatlich müsse jeder einzelne Flüchtling gemeldet werden, für den die Stadt dann 866 Euro erhalte. Ob dieser Betrag am Ende reiche, werde man sehen.
Von Johannitern betreut
„Hagen hat bislang von der großen Zahl von Plätzen in Landesunterkünften profitiert“, so Klaus Gierke: „Die sind zu 100 Prozent vom Land finanziert worden.“ Andere Städte hätten in dieser Zeit erheblich mehr kommunale Flüchtlinge aufnehmen müssen – und dafür Unterkünfte geschaffen, die nun zum Teil leer stünden und deren Kosten die Kommunen weiter tragen müssten.
Die Stadt hält mit der Regenbogenschule zwar noch eine große Einrichtung bereit, die bei einem Flüchtlingszustrom schnell genutzt werden kann. Ingesamt setzt sie aber auf eine dezentrale Unterbringung. Neben angemieteten Wohnungen gibt es Gemeinschaftsunterkünfte am Loxbaum, in Boele, Hohenlimburg, Kückelhausen, Haspe und Westerbauer.
Welche Auswirkung die Schließung der Landesunterkunft auf das Personal in Delstern hat, ist noch unklar. Sie wird von den Johannitern betreut. Die Regionalgeschäftsstelle wollte aber auf WP-Anfrage keine Stellung nehmen.
>> Hintergrund: Keine Unterkunft am Spielbrink
Regenbogenschule Hohenlimburg: Dort leben derzeit keine Flüchtlinge mehr, die Bezirksregierung hat die Einrichtung renoviert. Sie wird jetzt von der Stadt als „Stand-by-Immobile“ geführt. Sie kann schnell wieder zu einer Unterkunft gemacht werde, Sanitärcontainer stehe dort bereit, so dass die Duschen der Turnhallen weiter von Sporttreibenden genutzt werden könnten.
Wilhelm-Busch-Schule Halden: Wurde etwa ein halbes Jahr als Unterkunft genutzt, das Land hat sie inzwischen wieder hergerichtet. Die Stadt plant hier künftig keine Unterbringung von Flüchtlingen.
Spielbrinkschule: Sie ist Ende 2016 als Landesunterkunft geschlossen worden. Die Bezirksregierung richtet sie nun wieder her. Auch hier plant die Stadt keine kommunale Flüchtlingsunterkunft