Hagen-Mitte. . Einer von nur sechs Apotheken-Automaten steht seit vergangenem April an der Badstraße. Die Verkaufsrenner sind Kondome und Schwangerschaftstests.
- Kondome und Schwangerschaftstests verkaufen sich besonders gut am Apotheken-Automaten
- Sex-Spielzeug, wie in Italien üblich, wird nicht Teil des künftigen Angebots werden.
- Rathaus-Apotheke hat nicht mit der großen Akzeptanz für den Automaten gerechnet.
Wer nichts über Kondome in Übergröße, den täglichen Wunsch nach der „Pille danach“ und Schwangerschaftstests nach wilden Partynächten erfahren möchte, hört besser auf zu lesen. Vor allem vor und nach lustvollen Nächten ist der gläserne Automat an der Badstraße für viele ein Anlaufpunkt.
Seit April steht dort einer von deutschlandweit nur sechs Selbstbedienungs-Automaten, der zur Rathaus-Apotheke gehört und an dem Kunden Artikel ziehen können, statt sie am Apotheker-Tresen zu kaufen. Die Rathaus-Apotheke hat das Geschäftsmodell aus Italien nach Hagen importiert (unsere Zeitung berichtete). Vor allem an Samstagen und Sonntagen ist der Automat stark frequentiert.
Kondome in Übergröße
Der erfahrene Apotheker weiß: Männern, die bei der Benutzung von Kondomen auf Modelle mit Übergröße zurückgreifen müssen, ist es peinlich, in der Apotheke vor der restlichen Kundschaft danach zu fragen. Das mag mancher Prahlhans unverständlich finden. Der Hagener Mann gibt sich da aber eher zurückhaltend und zieht die Präservative seit vergangenem April mit Vorliebe am Automaten – und am besten noch in der Dunkelheit. Damit gehören die Kondome, die es auch noch in normalen Größen gibt, neben Schwangerschaftstests zu den bestverkauften Artikeln.
Feld der Erotikbranche überlassen
Was würde wohl geschehen, wenn in dem gut frequentierten Automaten an der Badstraße demnächst auch noch der Verkaufs-Hit angeboten würde, der an den italienischen Automaten wie warme Semmeln verkauft wird? Sex-Spielzeug nämlich. „Das mag dort gut laufen“, sagt Klaus Fehske, „aber das lassen wir sein.“ Das Feld überlässt man weiter dem darauf spezialisierten Einzelhandel vor Ort. „Unabhängig davon, welche Artikel am besten verkauft werden, haben wir nicht mit der großen Akzeptanz für den Automaten gerechnet“, sagt Apotheker Klaus Fehske.
Entlastung im Notdienst
Und der Automat habe neben der Anonymität noch den Vorteil, dass er die diensthabenden Kollegen des Notdienstes entlastet. Für niederschwelligere Angebote wie Nasensprays, Babynahrung, Pflaster oder Mundspülungen muss nachts kein Apotheker aus dem Bett, wenn der Kunde die Produkte auch am Automaten ziehen kann. Dazu gehört auch der Automaten-Verkaufsrenner Traubenzucker, der oft auch von Diabetikern benötigt werde. Wiederum andere, scheinbar simple Produkte kommen nicht in den Automaten, weil es vor Aushändigung eines Beratungsgespräches bedarf. Zum Beispiel Hustentee, der nämlich auch Allergien verursachen kann.
Einmal täglich Wunsch nach „Pille danach“
Einmal am Tag kommt übrigens eine Frau – nein, nicht immer dieselbe – in die Rathaus-Apotheke und verlangt die „Pille danach“, die unmittelbar nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden kann und eine ungewollte Schwangerschaft verhindern soll. „Die Pille gab es früher nur auf Rezept, heute können Frauen sie selber in der Apotheke bekommen. Aber nur nach einem dokumentierten Beratungsgespräch. Nach deutschem Recht ist es höchst unwahrscheinlich, dass diese Pillen jemals in einem Apotheken-Automaten landen werden“, sagt Klaus Fehske.