Hagen. . Ein Thema, das viele Menschen berührt: Die Schlangen vor den Tafel-Einrichtungen werden ­immer länger – im ganzen Land, auch in Hagen. Die Zahl der Bedürftigen, die darauf angewiesen sind, soziale Einkaufsmärkte wie Warenkorb und Vorhaller Palette aufzusuchen, steigt stetig. Besonders erschütternd: Immer mehr Kinder stellen sich vor den Theken, an denen Lebensmittel und Hygieneartikel ausgegeben werden, an. Nicht freiwillig, sondern weil es ihre Familien sonst finanziell nicht schaffen.

  • Bei der diesjährigen Benefiz-Weihnachtsaktion der WP-Stadtredaktion sind bislang 43 732 Euro zusammen gekommen
  • In diesem Jahr werden die Hagener Tafel-Einrichtungen Warenkorb und Vorhaller Palette bedacht
  • Thomas Rathmann ist mittlerweile nicht mehr nur bedürftiger Gast, sondern auch ehrenamtlicher Helfer.

Ein Thema, das viele Menschen berührt: Die Schlangen vor den Tafel-Einrichtungen werden ­immer länger – im ganzen Land, auch in Hagen. Die Zahl der Bedürftigen, die darauf angewiesen sind, soziale Einkaufsmärkte wie Warenkorb und Vorhaller Palette aufzusuchen, steigt stetig. Besonders erschütternd: Immer mehr Kinder stellen sich vor den Theken, an denen Lebensmittel und Hygieneartikel ausgegeben werden, an. Nicht freiwillig, sondern weil es ihre Familien sonst finanziell nicht schaffen.

„Hilfe für die Hagener Tafeln – Damit jeder Hagener satt wird“, so lautet das Motto der diesjährigen Weihnachtsaktion der WP-Stadtredaktion. Das Motto berührt die Hagener. Und es hat sie zum Spenden animiert: 43 732,55 Euro sind bislang auf unserem Sonderkonto eingegangen, das übrigens bis Mitte Januar bestehen bleibt.

Darin enthalten sind der Betrag von 11 458 Euro, der bei unserer beliebten Benefiz-Versteigerung im Sparkassen-Karree mit Theater-Sympathieträger Werner Hahn zusammengekommen ist, sowie die großzügige Spende der Werner-Ruberg-Stiftung, die uns auch in diesem Jahr wieder mit 10 000 Euro bedacht hat. Dafür ganz besonderen Dank.

Arbeit ist auch Bereicherung

In den vergangenen Wochen haben wir von Familien erzählt, die jeden Cent dreimal umdrehen müssen, um über die Runden zu kommen. Und von Menschen, die gestrauchelt sind und nur schwer wieder auf die Beine kommen. Wir haben Eheramtliche auf ihrer Tour zu Lebensmittelgeschäften und Bäckereien begleitet. In den angesteuerten Geschäften werden Waren abgeholt, die später in den Warenkörben in Boele und Wehringhausen sowie in der Vorhaller Palette abgegeben werden.

Thomas Rathmann beim Einsortieren von Waren.
Thomas Rathmann beim Einsortieren von Waren. © Michael Kleinrensing

Dass die freiwillig Engagierten ihre Arbeit nicht als Opfer, sondern als Bereicherung für ihr eigenes Leben ansehen, spiegelt die Geschichte der beiden Lillis (zwei Freundinnen, die seit Jahren in der Palette mithelfen), die wir im Blatt erzählt haben, eindringlich wider.

Einfache Botschaft

Oder Thomas Rathmanns einfache, aber wichtige Botschaft: „Nicht nur nehmen, sondern auch geben.“ Womit der 49-Jährige auf sein eigenes Leben, das sich vor drei Monaten komplett verändert hat, anspielt.

Thomas Rathmann – eine „richtige Kante“. Groß, stämmig, mit Elvis-Tolle auf dem Kopf. „Die hab’ ich, seitdem ich elf bin“, sagt der leidenschaftliche Rock’n’Roll-Musik- Fan. Die letzten Jahre seien eine Katastrophe gewesen, blickt der seit fünf Jahren in Hagen lebende Mann zurück.

Er sei gelernter Bäcker- und Konditor, habe eine Mehlstauballergie bekommen und daraufhin zum Maler- und Lackierer umgeschult „Und dann ging alles abwärts: Meine Freundin verließ mich, ich zog aus der Wohnung aus, verlor meinen Job, war plötzlich obdachlos.“

Seelisch und körperlich am Ende

Mit seinem Roller und einer blauen Tasche, in der sich seine ganzen Habseligkeiten befanden – ein paar Jeans und T-Shirts – fuhr er von Kumpel zu Kumpel, schlief hier ein paar Tage, dort eine Woche. „Pro Tag trank ich einen Kasten Bier und eine Flasche Whisky, war seelisch und körperlich am Ende.“

Dann die Wende: Er schottete sich eine Woche lang komplett ab, machte allein einen harten Entzug. Es kostete ihn viel Überwindung, vor zweieinhalb Jahren zum ersten Mal die Klinke der Vorhaller Palette zu drücken, „aber ich wurde herzlich aufgenommen“.

Steilvorlage für Heidi Werner

„Wenn ihr Hilfe braucht, dann sagt einfach Bescheid“, bot Thomas Rathmann dem Palette-Team an. Für Geschäftsführerin Heidi Werner eine Steilvorlage – „dann komm doch gleich am Freitag.“ Seit drei Monaten hilft der stämmige Elvis-Fan nun jeden Freitag ehrenamtlich mit. Seine Art, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. . .

>> INFORMATIONEN ZUM KONTO

Empfänger: WP-Weihnachtsaktion, Verwendungszweck: Hagener Tafeln. Spendenkonto: DE 71 450 500 010 100 180 000