Hagen. . Lilia Kartaschow und Lilli Hubert kommen seit elf Jahren jeden Freitag in die Vorhaller Palette. Die beiden helfen gern in der Tafel-Einrichtung.

Ihr Lieblingstag der Woche scheint nicht der Sonntag, sondern der Freitag zu sein. Jeden Freitag – und das seit elf Jahren – kommen „die beiden Lillis“ in die Vorhaller Palette, um zu helfen. Die „beiden Lillis“ – das sind Lilia Kartaschow und Lilli Hubert.

Die Frauen werden vom gesamten Palette-Team freundschaftlich „die Lillis“ genannt. Einige der ehrenamtlichen Helfer und Gäste, die allwöchentlich den sozialen Einkaufsmarkt aufsuchen, denken, die beiden ­seien Schwestern. „Dabei sind wir nur Freundinnen“, erzählen die beiden. Von wegen „nur“ . . .

Freitag fester Bestandteil der Woche

Die beiden Spätaussiedlerinnen kommen seit einiger Zeit „nur noch“ jeden Freitag. „Der Samstag als Zusatztag wurde mir zu viel. Mein Mann ist krank, hat schwer Asthma“, erzählt Lilia Kartaschow. „Doch der Freitag, der steht, „da kann kommen, was will“, sagen die „beiden Lillis“ mit einer Stimme.

Die Freundinnen sind vom ersten Tag an dabei. Als die Vorhaller Palette im Frühjahr 2005 eröffnet wurde, waren die Deutsch-Russinnen mit am Start. „Ach was, wir bringen kein Opfer, wenn wir hierher kommen. Es ist für uns kein schwerer Gang. Wir freuen uns auf jeden Freitag.“

Lilia Kartaschow ist 75, lebt seit 1998 in Hagen, war früher in Russland als Buchhalterin tätig. „Ich bin seit Jahren in Rente. Und froh, dass ich hierher kommen darf. Hier kann ich helfen, hier treffe ich auf nette Leute. Besser als zu Hause zu sitzen.“

Ihre Freundin Lilli Hubert, 67 und seit elf Jahren in Hagen ansässig, hat früher in Russland als Kindererzieherin gearbeitet. Ihr Mann ist vor vielen Jahren verstorben, die Vorhaller Palette ein wenig ihre neue Familie. „Wir geben hier etwas, wir packen hier mit an, aber wir bekommen viel mehr zurück“, sagen die „beiden Lillis.“

Mit dem Bus nach Vorhalle

Mit dem Bus – Frau Kartaschow wohnt in Altenhagen, Frau Hubert am Ischeland – fahren sie jeden Freitagvormittag nach Vorhalle zum Europaplatz.

Wenn sich das Marktgeschehen dort dem Ende neigt, sammeln sie Kartoffeln, die nicht verkauft worden sind, ein. Ein Transporter, der für die Palette im Einsatz ist, holt die zwei oder drei großen Säcke am Marktplatz ab. Im sozialen Einkaufsmarkt in der Vorhaller Straße 9 (hierher kommen bedürftige Menschen, die einen Berechtigungs-Einkaufsschein haben) krempeln die Lillis dann die Ärmel hoch, portionieren die Kartoffeln, sortieren Brot und Obst, putzen Gemüse. Bis nachmittags. Dann geht’s mit dem Bus heim.

Lilia Kartaschow (links) und Lilli Hubert bringen sich gern ein.
Lilia Kartaschow (links) und Lilli Hubert bringen sich gern ein. © Michael Kleinrensing

Ob sie am Abend von der teils körperlichen Arbeit erledigt sind? „Ach was, wir haben immer viel gearbeitet. Und heute sind wir fleißige Rentnerinnen“, schmunzeln die beiden.

Vor elf Jahren haben sich die ­Lillis kennengelernt. Beim Spätaussiedler-Treff beim Deutschen Roten Kreuz. In der Zeitung haben sie damals gelesen, dass in Vorhalle eine Einrichtung, in der Bedürftige Lebensmittel zu einem günstigen Preis kaufen können, eröffnet wird.

„Wir sind hin – und haben dadurch viele neue Leute kennengelernt.“ Ein Dankeschön von den Gästen, die sich samstags in der ­Palette für ein paar Euro Lebensmittel-Tüten packen lassen dürfen und es dadurch schaffen, mit Mühe über den Monat zu kommen, ­wollen die Lillis nicht hören. „Wir kommen gern. Basta.“

Spendenkonto eingerichtet

Die WP-Stadtredaktion begünstigt in diesem Jahr im Rahmen ihrer Benefiz-Weihnachtsaktion die Tafeleinrichtungen Vorhaller Palette und Warenkorb. Mit dem Geld, das unsere Leser spenden, werden haltbare Lebensmittel für Bedürftige gekauft. Außerdem müssen die Lieferfahrzeuge betankt und ein Transporter aus Altersgründen ausgewechselt werden.

Das Spendenkonto bleibt bis Mitte Januar geöffnet.

Infos zum Spendenkonto: Hilfe für die Hagener Tafeln; Empfänger: WP-Weihnachtsaktion; Verwendungszweck: Hagener Tafeln; Spendenkonto: DE 71 450 500 100 180 000