Helfe. . 40 Jahre nach Gründung des Ökumenischen Zentrums in Helfe gilt das Projekt immer noch als beispielhaft. Am dritten Advent wird das gefeiert.

  • Erste Siedler der Gartenstadt feierten Gottesdienst in Notkirche
  • Gemeinsames Zentrum am Helfer Markt 1976 geweiht
  • Beide Gemeinden haben jeweils knapp 2000 Gemeindeglieder

Was ist nicht schon alles geschrieben worden zu diesem Thema. Wir Menschen müssen uns begegnen. Unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Nationalitäten. Ganze Religionen. Klingt immer alles ganz prima bei Festreden, von Kirchenkanzeln und bei Neujahrsansprachen. Verhallt aber meistens völlig effektfrei.Vielleicht ist dieser Backsteinbau in Helfe angesichts dieser vielen Worthülsen und der ganzen heißen Luft deshalb so etwas wie ein ein Stück Wahrhaftigkeit. Denn zwischen allen menschlichen Gegensätzen auf der Welt sind es auch Christen, die lernen müssen, sich noch viel öfter zu begegnen.

Sankt Jakobus und St. Andreas nebeneinander auf dem Kirchenfenster im Ökumenischen Zentrum – ein Symbol des Nebeneinanders beider Konfessionen.
Sankt Jakobus und St. Andreas nebeneinander auf dem Kirchenfenster im Ökumenischen Zentrum – ein Symbol des Nebeneinanders beider Konfessionen.

Zentrum ursprünglich aus der Not geboren

Evangelisch und katholisch – in vielen Köpfen sind das immer noch zwei gegenüberliegende Ufer eines Sees, der riesig groß ist. Hier in Helfe ist dieser See eine Pfütze. Klein und niedrig. Hier in Helfe steht das ökumenische Gemeindezentrum, in dem Evangelen und Katholiken am kommenden Wochenende bereits seit 40 Jahren Tür an Tür, Seite an Seite, Mensch an Mensch ihren Glauben leben. Unsere Zeitung hatte 2015 im Rahmen der Serie “So glaubt Hagen“ über das Ökumenische Zentrum berichtet.

Geboren aus der Not, weil Helfe in den 60er-Jahren als Gartenvorstadt auf einer großen Wiese geplant wurde und es kaum Infrastruktur gab. Dafür aber eine Notkirche, in die die evangelische Gemeinde die Katholiken einlud, ihre Gottesdienste dort zu feiern.

Dieser konfessionelle Pioniergeist schwebt bis heute durch das Zentrum am Helfer Markt. Die Evangelische Kirche von Westfalen und das Erzbistum gaben Anfang der 70er-Jahre grünes Licht für einen gemeinsamen Bau. Mit der einzigen Bedingung, dass die Kirchenräume getrennt werden müssen.

Durchmischung im Stadtteil

„In den Köpfen funktioniert die Ökumene sogar noch ein bisschen besser als hier im Ökumenischen Zentrum“, sagt Almut Grebe, Vorsitzende des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde St. Jakobus. Sie deutet damit auf die Durchmischung im Stadtteil hin.

Längst ist es normal, dass Evangelen und Katholiken miteinander verheiratet sind, sich ihre Lebenswege immer wieder kreuzen. Das Zentrum hat es auch geschafft, die vielen Spätaussiedler in Helfe, die einst mit anderen Wertvorstellungen ihren Glauben ausgelebt haben, zu integrieren.

Unterschiede in Organisation

„Es gibt immer noch Unterschiede im organisatorischen Bereich. Zum Beispiel in der Frage, zu welchem Zeitpunkt wir Kinder ansprechen“, sagt Pfarrer Christoph Schneider, verantwortlich für die katholische Gemeinde St. Andreas. Hinter beiden Gemeinden stehen auch immer noch die Diözese und das Erzbistum, die darüber wachen, dass die jeweilige Konfession gebührend repräsentiert wird. Eine Situation, die den Geistlichen Christoph Schneider (katholisch) und Henning Waskönig (evangelisch) Fingerspitzengefühl abverlangt.

Beide Gemeinden sind etwa 2000 Gemeindeglieder groß. Im Ökumenischen Zentrum gibt es zahlreiche Kreise und Gruppen, die das Gemeindeleben bereichern. Darunter auch einen Chor, der in beiden Gottesdiensten singt. Immer am ersten Donnerstag eines Monats ist ökumenisches Abendgebet. Ökumenische Gottesdienste finden dreimal jährlich statt.

Die Familiengottesdienste finden nicht mehr beide am gleichen Sonntag statt, damit beide Gemeinden etwas davon haben. Almut Grebe: „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass unsere Gemeinden so lebendig bleiben, wie sie sind, und dass das Signal rausgeht: Wir sind ein für alle offenes Haus.“

>> INFO FESTGOTTESDIENST ZUM 40-JÄHRIGEN BESTEHEN

Das 40-jährige Bestehen wird am kommenden Sonntag um 10.30 Uhr mit einem gemeinsamen Gottesdienst gefeiert.

Im Anschluss an den Festgottesdienst bietet sich Gelegenheit, bei einem Empfang für die Gemeinden ins Gespräch zu kommen.

Weitere Informationen zum Ökumenischen Zentrum gibt es hier