Helfe. Fast 40 Jahre nach Gründung folgt das Ökumenische Zentrum in Helfe weiter der Idee der ersten Siedler.

Man hätte es Pastor Christoph Schneider nicht verübeln können, wenn er durch die Wahl des Ortes den Schwerpunkt dieser Serien-Folge allein auf die Katholiken im Hagener Norden gelegt hätte. Als Chef des Pastoralverbundes Hagen-Nord ist es schließlich sein Job, seine Gemeinden ordentlich zu repräsentieren. Das tut Schneider auch. Und doch riet er uns, nach Helfe zu fahren. n einen Ort, wo es zwar eine wichtige Rolle spielt, ob man katholisch oder evangelisch ist. Wo aber auch klar ist, dass hinter diesen beiden Konfessionen vor allem eines steht: Menschen, die gemeinsam glauben. Pastor Christoph Schneider hat uns ins Ökumenische Gemeindezentrum am Helfer Marktplatz gelotst. Ein immer noch seltenes Modell mit wahrhaftigem Vorbildcharakter.

Keine Berührungsängste

Gott hat ganz sicher seine Freude an diesen Momenten, sonntags nach der Messe bzw. dem Gottesdienst. Dann strömen sie aus ihren Kirchenräumen hinein in das große Foyer. Die einen sind evangelisch, die anderen katholisch. Man tauscht sich aus, lacht, erzählt.

Am Helfer Marktplatz leben katholische und evangelische Christen im ökumenischen Gemeindezentrum gemeinsam ihren Glauben. „Es gab nie und es gibt keine Berührungsängste“, sagt Klaus Nolte aus der katholischen St. Andreas-Gemeinde. Nolte gehört zu den Gläubigen der ersten Stunde, zu den ersten Siedlern, die Mitte der 60er Jahre nach über 15 Jahren Planungsphase in die Gartenvorstadt Helfe zogen. Vorher war Helfe ein großes Stück Landwirtschaft. Nun wurde daraus Wohnraum.

Was das mit Glauben, Kirche, Ökumene und Gott zu tun hat? Eine Menge. Denn in der unfertigen Gartenvorstadt gab es 1965 kaum Infrastruktur. Keine Schule, kein Kindergarten, kein Arzt, keine Apotheke. Aber: eine Notkirche, in die die evangelische Gemeinde die Katholiken einlud, doch auch ihre Gottesdienste dort zu feiern. „Das war die Geburtsstunde des ökumenischen Zentrums wie wir es heute kennen“, sagt Gesine Kellermann, Presbyterin in der evangelischen St.-Jakobus-Gemeinde, die heute 1993 Mitglieder hat.

Die Geburtsstunde einer Idee

Die Jahre 1969 und 1970 sind die entscheidenden. Beide Gemeinden spielen wegen ihrer guten Erfahrungen miteinander laut mit dem Gedanken, nicht zwei einzelne Kirchen in Helfe zu errichten, sondern ein gemeinsames Zentrum. Die Evangelische Kirche von Westfalen und das Erzbistum machen mit, wünschen sich aber getrennte Kirchenräume. Das Zentrum, das daraufhin errichtet wird, basiert bis heute auf den zukunftsweisenden Ideen der ersten Siedler Helfes. Schnitt.

Wenn Klaus Nolte, Gesine Kellermann und Susanne Stein, ebenfalls Presbyterin in St. Jakobus, da so an einem Tisch sitzen, ist man geneigt zu fragen, ob es überhaupt noch eine Rolle spielt, ob man katholisch oder evangelisch ist. So nah sind sich die Menschen an diesem Tisch. Und doch tun sie genau das, was schon die Gründungsväter des ökumenischen Zentrums beharrlich getan haben: sie halten ihre Fahnen hoch. Klaus Nolte bewirbt die vielen Aktivitäten der St. Andreas-Gemeinde, die im Schnitt 200 Gottesdienstbesucher hat und in Helfe eine Menge auf die Beine stellt.

"Glaubensmodell der Zukunft"

Kellermann und Stein erwidern Noltes Erklärungen mit Werbung in eigener, evangelischer Sache. Sie zählen Gruppen auf, beschreiben die lebhafte Gemeindearbeit, erklären ihren Antrieb und ihre Idee. Ein Wettstreit? Denkste. Konkurrenzdenken? Im Gegenteil. Es ist gegenseitiger Respekt, der das Miteinander prägt. Und dabei wird eben nicht vergessen, für das eigene Lager zu trommeln. Schade findet es Klaus Nolte, dass die katholische Gemeinde keinen eigenen Pfarrer mehr vor Ort hat. „Wenn wir die vielen Subsidiare nicht hätten, hätten wir keine Verlässlichkeit bei den Messen.“

Die evangelische Gemeinde wird durch Pfarrer Henning Waskönig vertreten, der eine 75-Prozent-Stelle hat. Beide Gemeinden stehen vor der großen Herausforderung Zukunft. Beide Gemeinden müssen es dabei schaffen, die Tradition eines ökumenischen Zentrums, dass es so in NRW nur zweimal gibt, aufrecht zu erhalten und sich dabei zu verjüngen. „Die Ökumene ist ein wichtiger Aspekt dabei“, sagt Gesine Kellermann, „es kann ein Glaubensmodell der Zukunft sein“.