Hagen. . #MehralsnurWP: Erste Ergebnisse der zehn Studierenden der Bremer Hochschule für Künste im Fotoprojekt liegen vor. Sie sind mit der Fotokamera auf der Suche nach ungewöhnlichen Perspektiven in Südwestfalen.

  • Erste Ergebnisse der zehn Studierenden der Bremer Hochschule für Künste
  • Suche mit der Kamera nach ungewöhnlichen Sichtweisen auf Südwestfalen
  • Menschenleere Ortschaften fallen auf

Die Aufnahme sitzt. Gebäude, Mauer und Fenster bilden das Bühnenbild. Städtebau brutal. Mittendrin die 19-jährige Viktoria in Arnsberg-Neheim. Die Farbe ihrer Jacke findet sich am Einfahrtsstor wieder. Das ist das I-Tüpfelchen. Das Foto hat Christina Rabe gemacht.

Die 27-Jährige gehört zu den zehn Studierenden der Hochschule für Künste in Bremen, die zehn Tage in Südwestfalen mit der Kamera unterwegs sind. Ihr Auftrag: Ungewöhnliche Sichtweisen für die Zukunftswerkstatt #MehralsnurWP einzufangen. „Es ist nicht einfach, Kontakt mit Jugendlichen aufzubauen“, sagt Christina Rabe. „Ich habe versucht, es visuell zu lösen.“

#MehralsnurWP - Fotoprojekt in Südwestfalen

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    Die Neulinge in Südwestfalen erleben bei ihrer Arbeit zahlreiche Überraschungen. So wie die Inderin Avani Tanya, die aus Mumbai mit 12,5 Millionen Einwohnern stammt. Jetzt ist sie im Kreis Olpe mit 135 000 Einwohnern unterwegs. „Ich habe mich immer gefragt, wo sind die Leute?“ Im Cafe ist sie alleine und auch in den Wohnsiedlungen trifft sie keine Menschenseele auf der Straße: „Mein Eindruck, es ist ein Privileg hier zu leben. Die Leere ist für mich eine neue Erfahrung.“

    Dokumentation nicht gefragt

    Dass nicht jede Brücke so will, wie Ricardo Nunes sie gerne vor seiner Linse hätte, wird ihm in Hagen klar. Der 30-Jährige hat eine Liste mehr oder weniger 40 maroder Brücken, die er abfährt. Er will nicht ihren Zustand dokumentieren, sondern sie in die Umgebung, in die Landschaft mit einbeziehen: „Bei manchen komme ich gar nicht richtig ran.“ Auch sollten seine Bilder keinen zu negativen Touch bekommen.

    Christina Stohn (38) fotografiert in Hagen für #Mehralsnurwp

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      Christina Stohn meldet ebenfalls Anlaufschwierigkeiten. Sie, die virtuelle Räume an der Fernuniversität Hagen fotografieren will, ist mit ihrer Ausbeute in der Zwischenbilanz nicht ganz zufrieden: „Manches ist so abstrakt, das lässt sich im Bild gar nicht darstellen. Ein spektakuläres Bild gelingt ihr aber doch: Der Prüfungsraum für Online-Prüfungen erinnert an einen Gebetsraum einer Moschee. Prof. Peter Bialobrzeski, der die Studierenden betreut, ist angetan: „Mach’ dir diese Reduktion und Präzision zu eigen.“

      Über Einsamkeit auf ihren Touren ist Stefanie Preuin wenig froh: „Ich hoffe, es läuft noch einmal ein Mensch durchs Bild.“ Die 28-Jährige hält sich an den Talsperren und Flüssen in der Region auf, um die verschiedene Nutzung des Wassers im Bild zu erzählen. Ihre Bilder von Biggesee und Sorpessee ernten Anerkennung von Bialobrzeski: „Der Aspekt der Künstlichkeit dieser Seen wird gut herausgearbeitet.“

      Der niedrige Wasserstand der Bigge überrascht die Studierende: „Das wirft die Frage auf: Was passiert, wenn wir einmal zu wenig Wasser haben?“ Bei der Suche nach Versammlungsorten hat Marvin Systermanns in Arnsberg seine liebe Not: „Ich habe mich auf Alt-Arnsberg beschränkt, aber so ursprüngliche Kneipen, wo sich die Menschen treffen, gibt es nicht.“ Er verabredet sich mit ehemaligen Gastronomen, die ihm Bildmaterial zur Verfügung stellen, um vergangene Ansichten zu liefern. Bialobrzeski stoppt ihn: „Wir sind im Jetzt-Raum unterwegs.“

      Ästhetisches Empfinden

      Das Bild einer Kegelbahn entkräftet seine Befürchtungen: „Sie erzählt heute das, welches ästhetische Empfinden zu einer bestimmten Zeit bei der Einrichtung geherrscht hat.“ Er ist nach fünf Tagen mit den Studierenden zufrieden: „Die ersten Bilder sind vielversprechend.