Hagen. . Einer der Raser des illegalen Rennens in Hagen ist wieder hinter Gittern. Ausgerechnet sein Audi spielt jetzt die Hauptrolle in einem weiteren Kriminalfall.

  • Einer der Raser von der Feithstraße wieder in U-Haft
  • 33-Jähriger soll mit Audi auch gestohlenen Tresor transportiert haben
  • Haftrichter sieht Fluchtgefahr

Der 33-jährige Autofahrer, der an dem spektakulären Raserunfall mit fünf Schwerverletzten auf der Feithstraße beteiligt war, sitzt wieder in Untersuchungshaft: Ausgerechnet sein schwarzer Audi A6, mit dem er nach dem Horror-Crash vom 19. Mai flüchtete, spielt jetzt die Hauptrolle in einem weiteren Kriminalfall.

Auf den Tag genau drei Monate ist es her, dass sich bei einem illegalen Autorennen in Höhe der Fernuni ein Aufsehen erregender Unfall ereignete. Einer der beiden Raser (46), der Fahrer eines roten Skoda, war in den Gegenverkehr geraten und mit zwei entgegenkommenden Autos zusammengeprallt. Bei der folgenreichen Karambolage wurde ein Sechsjähriger besonders schwer verletzt – die Ärzte kämpften tagelang um sein Leben.

Das ist die Apotheke, die im März 2015 Ziel der Einbrecher ist. Durch den Hinterhof wird der Tresor damals in den Aufi transportiert.
Das ist die Apotheke, die im März 2015 Ziel der Einbrecher ist. Durch den Hinterhof wird der Tresor damals in den Aufi transportiert. © Alex Talash

Der andere Raser (33), er gab in einem schwarzen Audi Gas, entkam dem Unglück knapp und flüchtete zunächst. Erst Stunden später, mitten in der Nacht, stellte er sich in Beisein eines Bochumer Anwalts der Polizei. Für die Ermittler ist der Beschuldigte jedoch kein unbeschriebenes Blatt. Im Vorstrafenregister des Mannes stehen Verurteilungen wegen gemeinschaftlichen schweren Diebstahls, wegen unerlaubten Waffenbesitzes und wegen gefährlicher Körperverletzung. Zuletzt entging er nur mit viel Glück dem Gefängnis.

Dafür saß er nach dem Raserunfall 20 Tage lang in Untersuchungshaft – bis er haftverschont wurde. „Weil“, so begründete es Amtsgerichts-Sprecherin Alexandra Bubenzer seinerzeit, „er trotz familiärer Wurzeln im Kosovo hier in Hagen sozial integriert ist. Er hat eine Familie und eine Arbeitsstelle.“

Einbruch in die Kaisberg-Apotheke

Das war Stand am 15. Juni. Seit vergangenem Montag ist die soziale Integration mal wieder infrage gestellt. Weil beim Schöffengericht eine weitere Anklageschrift eingegangen ist, hat Amtsrichter Manfred Kleeschulte den 33-Jährigen Hagener erneut in Untersuchungshaft gesteckt. „Die Begründung ist Fluchtgefahr“, erklärt sein Verteidiger Reinhard Peters aus Bochum, „weil die Straferwartung bei nunmehr zwei offenen Anklagen entsprechend hoch ist.“

Verteidiger: Neue Anklage vielleicht mitverhandelt

Die Anklageschriften gegen die beiden Raser wurden diesen zugestellt. Vorgeworfen wird beiden Straßenverkehrsgefährdung und fahrlässige Körperverletzung. Der Prozess soll nicht vor Oktober am Landgericht stattfinden.

Der Audi-Fahrer muss sich zudem wegen Unfallflucht und falscher Verdächtigung verantworten. Verteidiger Peters rechnet damit, dass die neue Anklage wegen des Apotheken-Einbruchs im Verfahren mitverhandelt wird.

Der ihm und zwei weiteren Beschuldigten zur Last gelegte Sachverhalt: Einbruch in die Kaisberg-Apotheke in Vorhalle am 28. März 2015, Diebstahl eines Tresors und Abtransport der schweren Beute – mit genau diesem schwarzen Audi, der später als Raser-Auto für Schlagzeilen sorgen sollte.

„Obwohl der Safe fest in der Wand und dem Boden verankert war, schafften sie es trotzdem, diesen zu lösen“, erinnerte sich gestern Apothekerin Gudrun Wolf-Henoch an das dreiste Ganovenstück. Im Tresor befanden sich rund 20 Packungen mit Betäubungsmitteln, verschreibungspflichtige Medikamente und die Tageseinnahmen. „Seit dem Vorfall haben wir unsere Alarmanlage aufgerüstet“, betonte die Apothekerfrau noch.

Aufmerksamer Anwohner

Dass der Einbruch, der gegen sechs Uhr morgens stattfand, erfolgreich aufgeklärt werden konnte, ist auch aufmerksamen Zeugen zu verdanken. Ein Anwohner (34) aus der Hegelstraße, der auf seinem Balkon stand, hörte ein lautes Scheppern und beobachtete, wie Männer mit Hilfe von Handtüchern und einer Schubkarre einen Tresor zu einem schwarzen Audi schoben.

Das Tatfahrzeug wurde später vor der Wohnadresse des beschuldigten 33-Jährigen am Ischeland aufgefunden – noch mit dem schweren Tresor im Kofferraum.