Hagen. . Die Zahl der Beamten nimmt seit Jahren in Hagen kontinuierlich ab, nur noch rund 650 der 2400 Mitarbeiter der Stadtverwaltung besitzen diesen Status.
- Zahl der Beamten im Rathaus nimmt ab
- Auswirkungen zeigen sich beim Warnstreik
- Bürgerämter und Führerscheinstelle geschlossen
Der Warnstreik im öffentlichen Dienst legte gestern in Hagen weite Teile der Stadtverwaltung lahm. Um ihrer Forderung nach mehr Geld Ausdruck zu verleihen, blieben zahlreiche Bedienstete ihrem Arbeitsplatz fern.
Da Beamte, die bekanntlich nicht streiken dürfen, mittlerweile deutlich in der Minderzahl sind, legte der Ausstand ganze Abschnitte im Rathaus lahm. So mussten die Bürgerämter und die Führerscheinstelle gleich ganz geschlossen bleiben. „Es war uns leider nicht möglich, diese publikumsintensiven Bereiche geöffnet zu halten“, wirbt Personalchef Stefan Keßen um Verständnis.
Die Zahl der Beamten nimmt seit Jahren kontinuierlich ab, nur noch rund 650 der 2400 Mitarbeiter der Stadtverwaltung besitzen diesen begehrten Status. Anders ausgedrückt: Fast drei Viertel der Mitarbeiter sind Angestellte, gut ein Viertel Beamte. Unter der Regie von Keßen, Leiter des Fachbereichs Personal und Organisation, hat sich diese Entwicklung verstärkt. Seit drei Jahren werden alle der in diesem Zeitraum rund 100 eingestellten Azubis im sogenannten Beschäftigtenverhältnis ausgebildet, was auf eine spätere Anstellung als Angestellter hinausläuft. Dahinter stecke jedoch keine ausdrückliche Strategie, so Keßen: „Vielmehr möchten die meisten Bewerber gar nicht mehr verbeamtet werden. Insofern entsprechen wir einem Trend der heutigen Zeit.“
Quasi unkündbar
Busse im Nachtexpress-Modus, Kitas bleiben geöffnet
Die Busse der Hagener Straßenbahn sind gestern wie angekündigt vom frühen Morgen an nach dem Nachtexpress-Fahrplan gefahren – es gab also ein erheblich eingeschränktes Angebot. Ihren eigentlichen Sinn konnten die Nachtexpresse aber nicht erfüllen: Um 21.30 Uhr musste der Betrieb eingestellt werden.
In der Stadtverwaltung waren wie angekündigt die Bürgerämter komplett geschlossen, auch die Führerscheinstelle musste ihre Pforten schließen, die Zulassungsstelle in Hohenlimburg blieb aber geöffnet. Die städtischen Kitas blieben gestern geöffnet. Die Tonnen für Restmüll wurden gestern nicht geholt.
Dass ein Beamtenverhältnis mit lebenslang sicherem Arbeitsplatz bei jungen Menschen heutzutage eine eher untergeordnete Rolle spielt, hat laut Keßen mehrere Gründe. Auch Angestellte im öffentlichen Dienst seien nach einigen Jahren quasi unkündbar. Sie hätten jedoch mehr Rechte (u.a. das Streikrecht) und Anspruch auf eine tarifgerechte Bezahlung. Beamte dagegen müssten in Zeiten knapper Kassen jahrelang auf mehr Geld verzichten. Tatsächlich haben Beamte der Stadt Hagen bis zu sechs Jahre auf eine Gehaltserhöhung warten müssen, weil die Stadt aufgrund der desolaten Haushaltslage keine Beförderungen aussprechen durfte.
Wird eine Stelle im Rathaus ausgeschrieben, geschieht das stets statusneutral – bewerben können sich also sowohl Beamte als auch Angestellte. Während es das Berufsbild „des Staatsdieners mit hoheitlichen Aufgaben“ früher mit sich gebracht habe, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung in der Regel verbeamtet waren, gelte das heute eigentlich nur noch für Feuerwehrleute und vereinzelt für andere Verwaltungsberufe, etwa Amtsärzte und Veterinäre. „Dort hat sich diese Tradition bis heute gehalten“, so Keßen. In allen anderen Bereichen könnten Angestellte die anstehenden Aufgaben genauso gut erledigen wie Beamte. „Selbst der Standesbeamte ist, auch wenn er noch so heißt, oftmals kein Beamter mehr, sondern ein Angestellter.“
Üppige Pensionsrückstellungen
Solange er sich im Dienst befindet, kostet der Angestellte die Stadt wegen der zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträge mehr Geld als der Beamte. Doch im Ruhestand ist es genau andersherum: Die Stadt muss für die Pension ihrer Beamten aufkommen, während die Angestellten nun von den Rententrägern bezahlt werden. Die Belastung der öffentlichen Haushalte durch die üppigen Pensionsrückstellungen ist denn auch für öffentliche Arbeitgeber wie die Stadt Hagen das Hauptmotiv dafür, ihre Mitarbeiter möglichst nicht mehr zu verbeamten.