Hagen. . Die klassischen Straßenbauarbeiten stehen still. Bei der Bahnhofshinterfahrung liegt der Fokus auf den Brücken. Außerdem wird der Hang der Philippshöhe gesichert.

  • Die klassischen Straßenbauarbeiten stehen still
  • Bei der Bahnhofshinterfahrung liegt der Fokus auf den Brücken
  • Außerdem wird der Hang der Philippshöhe gesichert

Beim größten kommunalen NRW-Straßenbauprojekt, der Bahnhofshinterfahrung, wird in diesem Jahr kein Meter fertig. Klingt wie die peinlichste Baupanne der Republik, macht aber durchaus Sinn. „Der klassische Straßenbau wird erst 2017 fortgesetzt“, strahlt Projektleiter Matthias Hegerding vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) die Gelassenheit eines Machers aus, der genau weiß, was er tut. Aktuell liegt der Fokus auf der Winkelstützwand, die entlang der Philippshöhe am Ufer der Ennepe entsteht, um die neue, etwa zwölf Meter breite Fahrbahn abzufangen. Das mächtige Betonbauwerk ersetzt die etwa 100 Jahre Bruchsteinwand, die zuletzt das Schotterbett der Bahngleise stabilisierte, aber nicht mehr dem geforderten Standard entsprach. Nach heutigem Stand wird die Firma Sonntag diesen Teilabschnitt bis zum Herbst dieses Jahres abgeschlossen haben, so dass im Anschluss die mehr als 40 Versorgungsleitungen der Enervie in Richtung Hawker und weiter nach Haspe verlegt werden können.

Gutachter: Felshang ist stabil

Zur Hangseite wird lediglich ein etwa ein Meter hohes Mäuerchen als Einfassung errichtet, das gleichzeitig sich selbstständig machende Geröllstücke auffängt. Zusätzliche Sicherungen des relativ steilen Berges, der über Jahrzehnte auch den vorbeirumpelnden Zügen trotzte, sind laut Gutachter nicht erforderlich: „Die Schichtung des Felses ist günstig“, erläutert Hegerding und kündigt an, dass vor der Eröffnung der Bahnhofshinterfahrung der Bewuchs des Bergrückens doch einmal zurückgeschnitten und das herumliegende Totholz beseitigt werde. Eine Prozedur, die auch in Zukunft aus Sicherheitsgründen alle 10 bis 15 Jahre wiederholt werden muss. Mit Stahlgitter-Netzen musste hingegen die zum Teil abgetragene Bergnase der Philippshöhe am Rande der Ennepe gesichert werden. Diese Schutzabdeckung des Erdreichs wird mit etwa einen Meter langen Erddübeln im Untergrund verankert. Teilweise hat auch schon die Deutsche Bahn an dem Hang einige Netze gespannt. „Die werden wir noch einmal nachfixieren, damit Geröllstücke gar nicht erst in Bewegung geraten“, zeigt sich der Projektleiter erleichtert, dass hier keine überraschenden Zusatzkosten entstehen.

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Die klare Richtung für den weiteren Straßenverlauf gibt inzwischen die bereits weitgehend fertiggestellte Volmebrücke vor. Nach den zunächst drohenden Unterspülungen des mittleren Brückenpfeilers im vergangenen Herbst – die Einengung des Flusses im Rahmen der Baustellentätigkeit hatte die Strömungsgeschwindigkeit besorgniserregend erhöht – steht das stattliche Bauwerk inzwischen fest im Baufeld hinter dem Hauptbahnhof. Parallel entsteht inzwischen auch die Querung der Ennepe, wo aktuell die Verschalung für den ersten Brückenkopf hochgezogen wird. Dieses Betonbauwerk soll im Herbst stehen und somit die wesentliche Verbindung von der Philippshöhe in Richtung Eckeseyer Straße schaffen. Parallel wird auch die letzte Beton-Abdeckung des ehemaligen Post-Paketzentrums über der Ennepe entfernt, damit auch in diesem Abschnitt des Flusses eine Renaturierung realisiert werden kann.

Erdbewegungen mit Konzept

Füllmaterial um das Straßenniveau anzuheben, lagert auf dem Baustellenareal reichlich. Aktuell sind zwei Bagger damit beschäftigt, belasteten Bodenaushub zu kalken und die chemische Beschaffenheit für einen Wiedereinbau zu optimieren. „Hier wird kein Kubikmeter verarbeitet, zu dem nicht zuvor ein Bodengutachter entsprechende Vorgaben gemacht hat“, weiß Hegerding schon heute, welche der extra mit Herkunftshinweisen ausgeschilderten Erdhügel später an welcher Stelle sich wiederfinden.

Lediglich die alte Volme-Bahnbrücke sowie die Betonplatte, die noch den Fluss kurz vor der Mündung mit der Ennepe überdeckt, werden erst 2018 nach ihrem Abriss abgefahren: Bis dahin soll die Fahrbahnrampe der Bahnhofshinterfahrung nämlich längst modelliert sein.