Hagen. . Der Durchstich des Bahnhof-Gleistunnel soll 7 statt 12 Millionen Euro kosten. Diese Verbindung wertet die Flächen westlich des Verkehrsknotenpunkts auf.

  • Der Durchstich des Gleistunnel soll 7 Millionen Euro kosten
  • Ursprünglich war mit 12 Millionen gerechnet worden
  • Die Verbindungsachse wertet die Flächen auf

Der geplante Durchstich des Gleistunnels unter dem Hagener Hauptbahnhof hindurch in Richtung des neu entstehenden Entwicklungsgebietes zwischen Bahn-Areal und Philippshöhe – genannt Westside Hauptbahnhof – würde die Stadt Hagen knapp sieben Millionen Euro Kosten. Das ist das Vorab-Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die von der Planungsverwaltung beim Düsseldorfer Fachbüro IVB (Ingenieurgesellschaft für Verkehrs- und Baumanagement) in Auftrag gegeben wurde. Diese Berechnung liegt deutlich unter der ursprünglichen Kalkulation der Stadt, die von etwa zwölf Millionen Euro Investitionskosten ausging.

„Das ist doch endlich einmal eine positive Botschaft“, unterstrich daher auch Stephan Ramrath (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Einhellig gab die Politik der städtischen Planungsverwaltung das Signal, dieses Projekt mit Nachdruck weiterzuverfolgen, damit pünktlich zur Fertigstellung der Bahnhofshinterfahrung im Jahr 2019 auch die direkte Anbindung an den Hagener Verkehrsknotenpunkt und weiter in die Innenstadt realisiert ist.

Gefälle einplanen

Verlängerung und Durchstich des bestehenden Gleistunnels sind rein ingenieurtechnisch kein Pappenstiel. Zumal die in die Jahre gekommene Unterführung längst nicht mehr den Vorschriften des aktuellen Bahn-Regelwerks entspricht.

„Flächen sind für Fernbusse einfach zu schade“

Die Politik drängt immer wieder darauf, die anstehende städtebauliche Entwicklung des Westside-Hauptbahnhof-Areals zu nutzen, um am Rande der Bahnhofshinterfahrung einen zentralen Fernbus-Haltepunkt zu realisieren. Wir sprachen mit Stadtbaurat Thomas Grothe über diese Idee.

Fernbusse hinter dem Hauptbahnhof – warum sehen Sie eine solche Lösung kritisch?

Thomas Grothe: Für eine solche Nutzung sind mir diese Flächen zu schade. Durch die direkte Verbindung zum Hauptbahnhof gewinnt das Gelände erheblich an Wert und bekommt in meinen Augen sogar Headquarter-Qualitäten. Auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Metropole Ruhr hat ausdrücklich betont, dass es in keiner weiteren Stadt des gesamten Ruhrgebiets einen zweiten ICE-Haltepunkt gibt, der so etwas anbieten kann. Auch für produzierendes Gewerbe sollten wir die dortigen Grundstücke nicht mit Priorität andenken.

Aber wie soll denn stattdessen das Fernbus-Problem in vernünftigere Bahnen gelenkt werden?

Grothe: Die Notwendigkeit, dass dieses Thema intelligenter gelöst werden müsste, sehe ich auch. Es kann nur nicht sein – und ich überspitze jetzt ganz bewusst –, dass wir für 66 Millionen Euro die Erschließung für eine private Bushaltestelle bauen. In Dortmund wurde hinter dem Hauptbahnhof ein „Parc fermé“ mit Toiletten und ein wenig Infrastruktur eingerichtet, der nur durch eine Schranke angefahren werden kann, an der zumindest fünf Euro pro Bus entrichtet werden müssen. Warum sollten wir als Kommune unsere zentralen Flächen privaten Nutzern kostenlos zur Verfügung stellen – und dann noch an so einem prominenten Standort? Vielleicht bleibt am Ende der Planung ja ein Bereich übrig, der für Fernbusse genutzt werden könnte, aber wir sollen unseren Fokus im Moment auf andere Dinge richten.

Welche Alternative schwebt Ihnen denn vor?

Grothe: Wir müssen noch einmal an die Bahn herantreten und das Gespräch über die Flächen östlich der Gleise an der Wehrstraße suchen. Dieser Bereich gehört zwar nicht der Stadt, sondern dem Verkehrsunternehmen, wird aber lediglich als Parkplatz für Bedienstete genutzt. Dafür ist die Lage dieses Grundstücks eigentlich zu hochwertig. Vielleicht lässt sich dieser Standort ja als Fernbus-Haltpunkt gemeinsam mit der Bahn entwickeln. In meinen Augen wäre dies die vernünftigste Entscheidung, da somit auch die Infrastruktur des Bahnhofs – ich denke dabei an Toiletten und Einzelhandel – sowie die des Bahnhofsvorplatzes mit Taxen und Buslinien (ZOB) unmittelbar genutzt werden kann.

So würden moderne Tunnelbauwerke mit dieser Funktion heute mit einer Breite von 16 Metern angelegt, damit sie nicht schon beim Betreten als Angstraum empfunden werden. Der Hagener Tunnel ist gerade einmal 7,75 Meter breit. Weiteres Problem: Der Mindestabstand zwischen Gleisen und Tunneldecke muss mindestens 60 Zentimeter betragen, ein Kriterium, das in Hagen ebenfalls nicht erfüllt wird. Zumal das letzte Gleis, das im Besitz der Deutschen Edelstahlwerke ist, auch noch ein wenig tiefer verläuft als die übrigen Bahngleise.

Die Machbarkeitsstudie hat jetzt aufgezeigt, dass eine Verlängerung des Tunnels dennoch möglich sei, man jedoch ein gewisses Gefälle einplanen müsse. Dieses entspreche aber durchaus den Maßstäben der Barrierefreiheit. Insgesamt, so das Ergebnis einer Grobkostenschätzung würden sich die Kosten für den Tunneldurchstich auf 4,7 Millionen Euro belaufen. Hinzu kämen noch einmal Baunebenkosten von etwa einer Million Euro sowie ein 20-prozentiger Zuschlag für Baugrundaufbereitung, Kampfmittel- und Altlastenbeseitigung sowie Leitungsverlegungen. Damit ergibt sich eine Netto-Summe von gut 6,8 Millionen Euro. Zur Finanzierung hofft die klamme Stadt auf Unterstützung aus Städtebau- und ÖPNV-Förderprogrammen.

Aufwertung für den Bahnhof

Parallel dazu erarbeitet die Planungsverwaltung einen städtebaulichen Entwurf für den Raum „Westside Hauptbahnhof“ der die vielfältigen Anforderungen durch den Zusammenfluss von Volme und Ennepe, die Nähe zu Bahnanlagen und das Wohnquartier Philippshöhe oder auch die Altlastenproblematik berücksichtigt. „Ziel ist die Herstellung eines hochwertigen Quartiers mit Dienstleistungsbetrieben und Büros“, beschreibt Stadtbaurat Thomas Grothe den Anspruch. „Durch die Verklammerung der Bereiche östlich und westlich des Bahnhofsgebäudes wird der Hauptbahnhof insgesamt gestärkt.“