Hagen. . In der heutigen Folge unserer Serie “So funktioniert Politik in Hagen“ geht es um die Bezirksbürgermeister.

  • Serie: „So funktioniert Politik in Hagen“
  • Bezirksbürgermeister Heinz-Dienter Kohaupt ist Mann aus dem Volk.
  • In vielen Vereinen aktiv.

Als der kleine Heinz-Dieter, von allen nur Didi genannt, mit seinen Eltern nach Eckesey zog, flogen im Sommer die Heimchen durch die Wohnung, und im Winter bildete sich eine Eisschicht auf dem Wasserkessel in der Küche. Eine Heizung gab es nur im Wohnzimmer. Dann zogen die Eltern, der Vater war Heizer und dann Lokführer, als eine von 78 Eisenbahnerfamilien in das Hochhaus in der Niedernhof­straße, wo sie heute noch leben. Der Sohn Heinz-Dieter ist längst ausgezogen und doch seinen Wurzeln verbunden geblieben, er wohnt im Reihenhaus nebenan, es gehört der Eisenbahn-Wohnungsbaugenossenschaft, und dahinter liegt sein Schrebergarten, das Gelände gehört dem Bahn-Landwirtschaftsverein.

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Angesichts dieser Vorbelastung hätte Heinz-Dieter Kohaupt eigentlich Eisenbahner werden müssen: „Ich habe mich tatsächlich bei der Bahn und auch bei der Post beworben, aber den Schichtdienst meines Vaters wollte ich mir letztlich nicht antun.“ Als seine Mutter dann eine Stellenanzeige der AOK entdeckte, bewarb er sich, bekam den Job und ist seit mittlerweile 41 Jahren als Sozialversicherungsfachangestellter bei der Krankenkasse tätig.

Der Feierfreudige

Heinz-Dieter Kohaupt ist als Baby nach Hagen gekommen und dann nie wieder weggezogen. Das ist wichtig, um sein politisches Engagement zu verstehen, denn es dreht sich in erster Linie um den häufig gebrauchten und allzu häufig falsch gebrauchten Begriff Heimat: „Ja, hier im Hagener Norden fühle ich mich geborgen. Hier ist es wirklich schön“, findet Kohaupt. Und er verweist auf den Hengsteysee, an dem er so gern mit seiner Kamera spazieren geht, denn irgendwann muss es doch einmal klappen mit einem gestochen scharfen Bild des Eisvogels. Wie liebens- und lebenswert die Stadt Hagen doch sei, sagt er. Und dass er mit seiner Frau stets das Sommerfest im Kreuzweg und viele anderen Feiern und Feste besucht, sagt er auch: „Das gehört für einen Bezirksbürgermeister doch dazu.“

Der Moderator

Heinz-Dieter Kohaupt (58) ist nicht nur der dienstälteste Bezirksbürgermeister in Hagen, er hat das Amt seit 2004 inne. Er ist auch so etwas wie eine Inkarnation des menschelnden Politikers. Seine Partei ist die CDU, aber das darf keine Rolle spielen, wenn er für die Menschen in seinem Bezirk, zu dem neben Boele auch Eckesey, Hengstey, Kabel, Garenfeld, Bathey und Boelerheide gehören, Politik macht.

„Wir machen hier ja keine Grundsatzpolitik, sondern bringen uns für alle Menschen ein, die hier wohnen“, sagt er in der ihm eigenen, etwas hölzernen Art. Und mit „Wir“ spricht er keineswegs im Pluralis majestatis, sondern „Wir“ schließt mal eben die gesamte Bezirksvertretung Nord mit ein, also auch die Politiker anderer Couleur. Nie käme es Heinz-Dieter Kohaupt in den Sinn, die politische Streitaxt zu führen: „Auf einen Günter Mosch oder Andreas Schumann einzuprügeln, weil sie bei der SPD sind – nein, das kann ich nicht und das will ich nicht. Das würde mir auch niemand abnehmen.“

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Ein angriffslustiger Kohaupt wäre ein unehrlicher Kohaupt. Die Menschen im Norden mögen ihren „Dieter“ als Vermittler, nicht Strippenzieher, als Moderator, nicht Redner, als Freund, nicht Politiker. Wohl niemand kennt derartig viele Leute im Hagener Norden persönlich, Heinz-Dieter Kohaupt ist unermüdlich unterwegs, weil er sich am wohlsten fühlt, wenn er unter Menschen sein darf und ihnen zuhören kann. Heinz-Dieter Kohaupt ist ein guter Zuhörer.

Der Vereinsmeister

Zugleich ist er der oberste Vereinsmeier aller Vereinsmeier, denn im Verein, dieser ältesten und eingefleischtesten deutschen Institution, findet er ein Ziel für sein Bedürfnis nach Gemeinschaft und Geselligkeit.

Kohaupt ist Mitglied in den Gesangvereinen Heiderose, Cäcilia und Lyra Bathey, bei den Loßröcken, den Heidefreunden und der KG Grün-Weiß Vorhalle, er gehört dem Kirchenvorstand Eckesey und den Muschelsalatrettern an, der Kolpingfamilie und dem Schützenverein Boele, ist in der Gewerkschaft der Sozialversicherungen, gehört zu den Fördervereinen des TuS Halden-Herbeck, der Feuerwehr Vorhalle, der Feuerwehr Boele-Kabel und der Goetheschule.

Ach so, den Sportverein Tura 1872 Hagen dürfen wir in unserer Aufzählung keinesfalls vergessen, da ist Kohaupt auch noch Vorsitzender.

Der Christ

Und ebenso wie er zuerst für die Menschen und nicht für seine Partei Politik macht, so ist er zuerst Christ und dann Katholik. Fast jeden Sonntag geht er zur Kirche, so ist er erzogen worden, aber evangelische Gottesdienste besucht er ebenso gern wie eine Messe. Ökumene ist ihm wichtig: „Wir müssen gemeinsam das Christsein hochhalten.“

Ohne die Unterstützung seiner Frau Jutta – die drei Kinder sind erwachsen und aus dem Haus – könne er ein derartiges Pensum nicht durchhalten, sagt er voll Dankbarkeit. Als Bezirksbürgermeister erhält er 604,50 Euro pro Monat, einen guten Teil dieser Summe, und das glaubt man ihm unbesehen, spende er, sagt Kohaupt. Vor allem Vereinen aus seinem Bezirk, dem Hagener Norden, tut er gern Gutes. Denn der Norden ist seine Heimat.