Hagen. Der Hagener Hohenhof ist in das internationale Netzwerk berühmter Bauten aufgenommen worden - als einziges Gebäude in ganz Westfalen.

Es gibt Häuser, die Geschichte schreiben. Zu diesen Ikonen der Baukunst gehört der Hagener Hohenhof. Die 1908 von Henry van de Velde für Karl Ernst Osthaus errichtete Villa ist jetzt in das internationale Netzwerk der „Iconic Houses“ aufgenommen worden – als einziges Bauwerk in Westfalen und dem Ruhrgebiet überhaupt. In ganz NRW steht nur ein weiteres Gebäude auf der Liste: Das Haus Unger in Köln. Für den Hohenhof bedeutet dies einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Anerkennung als Weltkulturerbe.

Hagener Impuls

„Bei Iconic Houses handelt es sich um ein Netzwerk weltberühmter Architektenhäuser des 20. Jahrhunderts, die der Öffentlichkeit zugänglich sind“, erläutert Dr. Birgit Schulte. Die stellvertretende Direktorin des Osthaus-Museums ist Expertin für den sogenannten Hagener Impuls, jener Pionierleistungen, mit denen der Sammler und Kultur-Visionär Osthaus Künstler nach Hagen holte, um dort wegweisende Werke im Dienst einer besseren Lebensqualität zu schaffen. Hagen war zum Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur der Ort, an dem das weltweit erste Museum für moderne Malerei gegründet wurde. Durch Osthaus wurde die Stadt auch zu einem der wichtigsten Zentren für die künstlerischen Reformbewegungen, die heute mit Stichwörtern wie Jugendstil und Bauhaus beschrieben werden.

Häuser, die Geschichte schreiben

Das Osthaus-Schlafzimmer im Hagener Hohenhof von Henry van de Velde.
Das Osthaus-Schlafzimmer im Hagener Hohenhof von Henry van de Velde. © WP / Michael Kleinrensing
Das Badezimmer im Hohenhof.
Das Badezimmer im Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Detailaufnahme - das Badezimmer im Hohenhof.
Detailaufnahme - das Badezimmer im Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Der Garten im Hohenhof.
Der Garten im Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Außenansicht des hagener Hohenhofs.
Außenansicht des hagener Hohenhofs. © WP / Michael Kleinrensing
Außenansicht des hagener Hohenhofs.
Außenansicht des hagener Hohenhofs. © WP / Michael Kleinrensing
Außenansicht des hagener Hohenhofs.
Außenansicht des hagener Hohenhofs. © WP / Michael Kleinrensing
Der Garten im Hohenhof.
Der Garten im Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Außenansicht des hagener Hohenhofs.
Außenansicht des hagener Hohenhofs. © WP / Michael Kleinrensing
Gürtelschnalle aus Silber für Getrud Osthaus von Henry van de Velde.
Gürtelschnalle aus Silber für Getrud Osthaus von Henry van de Velde. © WP / Michael Kleinrensing
Teeservice von Henry van de Velde. im Hohenhof.
Teeservice von Henry van de Velde. im Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Silberbesteck von van de Velde im Hohenhof.
Silberbesteck von van de Velde im Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Birgit Schulte im Hohenhof.
Birgit Schulte im Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Das Schaufenster mit Henry van de Veldes Porzellan, Keramik und Silber.
Das Schaufenster mit Henry van de Veldes Porzellan, Keramik und Silber. © WP / Michael Kleinrensing
Der Hagener Hohenhof.
Der Hagener Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Birgit Schulte im Hagener Hohenhof.
Birgit Schulte im Hagener Hohenhof. © WP / Michael Kleinrensing
Birgit Schulte im Hagener Hohenhof an einem Schreibtisch von Henry van de Velde.
Birgit Schulte im Hagener Hohenhof an einem Schreibtisch von Henry van de Velde. © WP / Michael Kleinrensing
Büste von Henry van de Velde gestaltet 1913 von Georg Kolbe.
Büste von Henry van de Velde gestaltet 1913 von Georg Kolbe. © WP / Michael Kleinrensing
Paravent (um 1898) und Kinderbett der Familie Osthaus: Möbel, die van de Velde für Osthaus geschaffen hat.
Paravent (um 1898) und Kinderbett der Familie Osthaus: Möbel, die van de Velde für Osthaus geschaffen hat. © WP / Michael Kleinrensing
Ehem. Möbel des Gästezimmers der Familie Osthaus im Museum Folkwang (Entwurf um 1898) von Henry van de Velde.
Ehem. Möbel des Gästezimmers der Familie Osthaus im Museum Folkwang (Entwurf um 1898) von Henry van de Velde. © WP / Michael Kleinrensing
Kinderbett (1901) aus dem Museum Folkwang. und Schwanenteppich (um 1897) von Henry van de Velde.
Kinderbett (1901) aus dem Museum Folkwang. und Schwanenteppich (um 1897) von Henry van de Velde. © WP / Michael Kleinrensing
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Eine Landmarke dieses Impulses ist der Hohenhof, eines der wenigen erhalten Beispiele für ein Gesamtkunstwerk, das zu den bedeutendsten architekturgeschichtlichen Gebäuden Europas kurz nach der Jahrhundertwende zählt. „Für uns bedeutet die Aufnahme in die Iconic-House-Liste eine Nobilitierung des Hauses und stützt uns auf dem Weg zum Weltkulturerbe. Die Webseite ermöglicht es Touristen zu recherchieren, welche Gebäude sich an welchem Ort befinden. Gleichzeitig ist sie ein Informationsnetzwerk für die Träger und Kuratoren“, freut sich Birgit Schulte.

Der belgische Architekt Henry van de Velde gilt als Wegbereiter der Moderne und Ideengeber des Bauhauses. Als Maler ausgebildet, widmete er sich rasch der angewandten Kunst und der Architektur. Der Hohenhof ist nicht nur sein Meisterstück, er beherbergt zudem eine der größten Sammlungen von Möbeln und weiterem Kunsthandwerk van de Veldes.

Schaulager für Möbel

Viele dieser herausragenden Hagener Exponate waren seit 2013 in der großen Jubiläums-Ausstellung in Weimar und Brüssel zu sehen. Jetzt sind sie zurückgekehrt: Grund genug für das Osthaus-Museum, Möbel, Silber, Porzellan, Keramik, Zeichnungen, Werbegrafik und Buchdesign neu zu präsentieren. Erstmals können die Besucher nun einen Überblick über die Möbelgestaltung des Belgiers aus rund 40 Schaffensjahren gewinnen, denn die Remise des Hohenhofs ist als Schaulager eingerichtet worden. Birgit Schulte: „Die Linie ist eine Kraft. So lautete ein Leitspruch van de Veldes. Das spiegelt sich von Anfang an in seinen Möbeln wider. Er versucht, funktionale Zusammenhänge herzustellen.“ Van de Velde war schon früh ein Experte darin, seine Entwürfe zu vermarkten – so wie er als Erfinder des Corporate Design gilt. Über solche Prospekte hat auch Osthaus den Designer entdeckt.

In einem Kabinett im Obergeschoss werden elegante Tee- und Kaffeeservices, Silberbestecke, Kerzenleuchter, Vasen und Schalen gezeigt. Und eine kostbare silberne Gürtelschnalle, die die Reformkleider von Gertrud Osthaus zusammenhalten sollte – denn der Universalkünstler setzte sich ebenfalls für einen neuen korsettfreien Kleidungsstil ein. „Van de Velde wurde 1902 vom Großherzog nach Weimar berufen, wo er als Berater das Kunsthandwerk fördern und die Handwerker, unter anderem in der Meißener Porzellanfabrik, mit guten Entwürfen versorgen sollte“, schildert Birgit Schulte. An diesen Gebrauchsgegenständen lässt sich ähnlich wie bei den Möbeln der Weg vom Jugendstil zu einer mehr sachlichen Formensprache verfolgen, wie sie für das Bauhaus typisch werden sollte. 1908 gründet van de Velde in Weimar die Kunstgewerbeschule. Auf seinen Vorschlag hin folgt ihm Walter Gropius als Direktor nach, der ebenfalls von Karl Ernst Osthaus maßgeblich gefördert wurde.

www.iconichouses-org