Hagen-Boelerheide. In Boelerheide werden keine Knöllchen an Temposünder verteilt. Stattdessen gibt es eine Belohnung für die, die vorschriftsmäßig fahren.
- Aktion von Verkehrswacht und Polizei in Boelerheide.
- Vorbildliche Fahrer bekommen Smiley.
- Autofahrer zeigen Verständnis.
Rücksichtsvolle Autofahrer wurden mit einem Smiley und obendrein einem Osterei belohnt, wer zu schnell gefahren war, dem drückten die Kinder dagegen eine Gesichtsgrafik mit nach unten gezogenen Mundwinkeln in die Hand: Pünktlich zur Osterzeit stellte die Verkehrswacht gestern ihr Geschwindigkeitsmessegerät auf – diesmal an der Overbergstraße in Boelerheide. „Die Aktion kommt bei den Bürgern eigentlich immer gut an“, berichtete Peter Grunwald: „Uns ist es wichtig, die Verkehrsteilnehmer immer wieder dafür zu sensibilisieren, dass sie vorsichtig und den Vorschriften gemäß fahren müssen.“
Die Overbergstraße war von der Verkehrswacht ganz bewusst ausgewählt worden, liegen hier doch gleich drei Kindergärten sowie zwei Grundschulen, erlaubt ist selbstredend Tempo 30. Und tatsächlich hielt sich die große Mehrzahl der Autofahrer an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit, relativ selten leuchtete auf der elektronischen Messanzeige eine Zahl jenseits der 30 auf.
Verzicht auf Sanktionen
Das sei aber leider nicht zu allen Zeiten so, berichtete Derya Kurt, Erzieherin im AWO-Kindergarten, vor dem die Autos angehalten wurden: „Wir machen oft die Beobachtung, dass viel zu schnell gefahren wird. Gerade wenn wir mit den Kindern spazieren gehen, ist das problematisch.“ Die Vorschulkinder würden die kleinen Kinder deshalb beim Überqueren der Fahrbahn an die Hand nehmen, zudem werde im Stuhl- und Morgenkreis über die Gefahren im Straßenverkehr gesprochen.
Geldbuße, Punkte, Fahrverbot
Der Bußgeldkatalog innerhalb geschlossener Ortschaften sieht bei Verstößen über 70 km/h 600 Euro Strafe, zwei Punkte in Flensburg und drei Monate Fahrverbot vor.
Ein Fahrverbot folgt auch bei zwei Tempoüberschreitungen von mehr als 25 km/h in einem Jahr.
Die angehaltenen Autofahrer zeigten sich einsichtig, selbst wenn sie von Polizist Frank Thurn, Bezirksbeamter im Hagener Norden, gerügt werden mussten: „Ich habe selbst Kinder und finde es schon deshalb gut, wenn viel kontrolliert und geblitzt wird“, sagte Heiko Ratzlaff (43), der mit Tempo 36 erwischt wurde: „Das Problem ist ja, dass man oft in Gedanken ist und nicht mehr auf die Geschwindigkeit achtet. Dabei habe ich mich schon öfter ertappt.“ Die Polizei beließ es diesmal bei Ermahnungen, freundlichen oder traurigen Smileys und verzichtete auf Sanktionen.
Einmonatiges Fahrverbot
Normalerweise kostet zu schnelles Fahren bis zu 10 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften 15 Euro, wer mehr als 30 km/h über dem Limit liegt, wird sogar mit einem Monat Fahrverbot bestraft.
Michael Hoffmann, Leiter der Verkehrsdirektion im Hagener Polizeipräsidium, hält die Tempo-30-Regelung in Wohngebieten durchweg für angebracht: „Dadurch werden uns ganz sicher viele Verletzte erspart.“ Wenn man dagegen mit 50 oder 60 km/h unterwegs sei und plötzlich trete jemand hinter einem geparkten Wagen auf die Straße hervor, sei es für eine Reaktion in aller Regel zu spät: „Und dann ist der Fußgänger meistens tot.“