Hagen. Es sei wenig förderlich, wenn Eltern ihre Kinder dauerhaft zu Schule bringen und wieder abholen, kritisieren Polizei und Verkehrswacht.

  • 10 000-Euro-Spende an die Verkehrswacht
  • Heft „Sicher zur Schule“ kann weiter aufgelegt werden
  • Kritik an Eltern, die Kinder dauerhaft zur Schule bringen

Als der für 1450 zukünftige Erstklässler lebenswichtige Termin vorbei war, konnte man wenige Meter weiter vor der benachbarten Grundschule beobachten, was Polizei und Verkehrswacht meinten, als sie vom „Taxi Mama“ gesprochen hatten. So fürsorglich es sein mag, dass Eltern ihre Kinder zur Schule fahren, so schlecht ist das am Ende für die Sicherheit ihrer Kinder im Straßenverkehr.

Um diese Sicherheit immer weiter zu erhöhen, hat die Sparkassen-Stiftung der Hagener Verkehrswacht 10 000 Euro gespendet. Eine gute Nachricht, denn damit kann das Projekt „Sicher zur Schule“ weitergehen. Die Beteiligten und die Motive.

Das Projekt

Mit den 10.000 Euro ist gesichert, dass auch in den kommenden drei Jahren die Hefte des Projektes „Sicher zur Schule“ (Schulwegheft für Kinder und Ratgeber für Eltern) in den Hagener Kindergärten verteilt werden können. Das Schulwegheft bietet kindgerechte Übungen, die für die Umsetzung im Kindergarten gedacht sind. Der Elternratgeber ergänzt dazu mit praktischen Tipps für Zuhause.

Besser sei es, den Schulweg mit den Kindern zu üben, so dass sie ihn dann alleine gehen können.
Besser sei es, den Schulweg mit den Kindern zu üben, so dass sie ihn dann alleine gehen können. © WP Michael Kleinrensing

Die Verkehrswacht

Helga Müller ist stolz. „In der Zeit des Projektes sind die Kinderunfälle in Hagen stark zurückgegangen“, sagt die Vorsitzende der Hagener Verkehrswacht, die seit vielen Jahren mit ihren Kollegen ehrenamtlich für die Verkehrssicherheit in Hagen arbeitet. „Dass wir die Broschüre wieder auflegen können, ist lebenswichtig für die Kinder.“

Die Polizei

„Die präventive Arbeit der Verkehrswacht, der Kindergärten, aber auch unserer drei Verkehrsberater zeigt Wirkung“, sagt Polizeipräsident Wolfgang Sprogies. Die drei Kollegenarbeiten seit Jahren mit den 100 Kitas in Hagen zusammen. „2006 waren noch 73 Kinder in Hagen in einen Unfall verwickelt. 2010 nur noch 33, zuletzt 41. Wir haben die Zahl fast halbieren können.“

Ein weiteres Indiz für den Erfolg: Die meisten Unfälle mit Kindern passieren nicht bis 12 Uhr – also in der Schulzeit –, sondern danach. Das spricht für die präventive Arbeit von „Sicher zur Schule“.

Für die Nachmittagszeit von 15 bis 20 Uhr – da passieren die meisten Kinderunfälle – sind die Eltern künftig noch stärker bei der Verkehrserziehung gefragt. „Da wollen wir künftig noch intensiver arbeiten“, sagt Polizeipräsident Wolfgang Sprogies.

Das „Taxi Mama“

Das Verhalten vieler Eltern ist problematisch bei der Verkehrserziehung, sagen Polizei und Verkehrswacht. Wer sein Kind nämlich regelmäßig mit dem Auto zur Schule bringt und abholt, verhindert damit, dass sich wichtige Kompetenzen bei den Kindern ausbilden können. „Entscheidungen treffen, Gefahren abschätzen, sicheres Bewältigen gefährlicher Situationen im Straßenverkehr – das lernt man alles nicht, wenn die Eltern einen dauerhaft zur Schule fahren“, sagt Thomas Moss von der Verkehrswacht. Stattdessen sollten Eltern den Schulweg mit ihrem Kind mehrfach üben und die Kinder am Abend zuvor auch noch mal darauf vorbereiten. Moss: „Dabei kann unser Ratgeber auch helfen.“

Die Kita

„Verkehrserziehung spielt bei uns eine ganz wichtige Rolle“, sagt Silke Niemczyk, Leiterin der Kita in der Liebfrauenschule in Vorhalle, wo der gemeinsame Termin gestern stattfand. Im Turnraum der Kita wird zu Übungszwecken ein kleiner Verkehrsparcours aufgebaut und dort dann geübt. „Kinder müssen dazu Kompetenzen erlernen und Fähigkeiten wie das Hören und Sehen im Straßenverkehr schulen. Aus der Position eines Schulkindes heraus ist es sehr schwierig, Gefahr abzuschätzen. Es kann nicht einfach über ein Auto hinwegschauen.“

Die Sparkassen-Stiftung

„Das Projekt passt in unsere Förderschwerpunkte Kinder und ehrenamtliches Engagement“, sagt Sparkassenvorstand Frank Walter. Die letzte Spende aus dem Jahr 2012 habe sichergestellt, dass bis heute Broschüren in den Kitas verteilt werden konnten. Mit runtergerechnet zwei Euro pro Kind könnte ein überlebenswichtiger Effekt erzielt werden, so der Sparkassen-Chef.