Hagen. . Mit Algen auf dem Kopf und völlig durchnässt hat sich in Hagen ein vermeintlicher Einbrecher auf einem Sofa in fremder Wohnung schlafen gelegt.
- Ehepaar entdeckt durchnässten Unbekannten auf ihrem Sofa
- Der Mann hatte Schnittwunden am ganzen Körper
- Polizei brachte Einbrecher in Ausnüchterungszelle
Offenbar völlig betrunken, pitschnass, mit Schnittwunden am ganzen Körper und mit Algen auf dem Kopf hat sich ein vermeintlicher Einbrecher auf einem Sofa in einer Erdgeschosswohnung an der Droste-Hülshoff-Straße in Eckesey schlafen gelegt. Was sich liest wie eine Szene aus einer Slapstick-Komödie ist für Ursula (68) und Rainer Haarbusch (72) bitterer Ernst: „Wir stehen jetzt noch unter Schock“, sagt der Rentner, einst Vorsitzender des Sportvereins Eintracht Eckesey. „So etwas muss man nicht zweimal erleben.“
Sonntagmorgen, kurz vor 5 Uhr: „Durch einen lauten Knall sind wir aus dem Schlaf geschreckt“, sagt Ursula Haarbusch. Auf leisen Sohlen schleicht die ehemalige Mitarbeiterin von Nordwest in Richtung Wohnzimmer. „Ich habe ganz vorsichtig um die Ecke gelugt. Da hockte neben unserem Sofa ein Mann.“
Streifenwagen rollen vor
Die Rentnerin läuft zurück ins Schlafzimmer. „Zum Glück steckte der Schlüssel, und wir hatten am Abend das Telefon mitgenommen“, sagt die 68-Jährige, „wir haben die Tür verriegelt und die Polizei gerufen.“
Keine drei Minuten später rollen die Streifenwagen vor dem Mehrfamilienhaus vor. Durch das Schlafzimmerfenster lassen Haarbuschs die Polizisten in die Wohnung hinein. Als die Beamten das Wohnzimmer betreten, trauen sie ihren Augen kaum: Der vermeintliche Einbrecher liegt auf dem Sofa und schlummert selig. Er hat sich mit einer Decke zugedeckt und trägt Algen auf dem Kopf. Sein ganzer Körper ist übersät mit Schnittwunden. Die Scheibe der Terrassentür ist zerschlagen. Die Jalousie hochgeschoben.
„Die Beamten haben ihn wach gerüttelt und ihm erst mal Handschellen angelegt“, sagt Rainer Haarbusch. „In der Luft hing ein ziemlich starker Alkoholgeruch. Der muss ordentlich getrunken haben.“
Das stellt der 25-Jährige, der aus Mecklenburg-Vorpommern stammt, auch nicht in Abrede. In der Nachbarschaft habe er gefeiert, erklärt er den Polizisten und bittet sie, ihn doch mal von den Algen zu befreien. Am frühen Abend habe er die Wohnung seines Onkels aufsuchen wollen, um dort zu übernachten. Allerdings kommt der Mann vom rechten Weg ab und verliert die Orientierung. Er klettert über einen Zaun, fällt in den Gartenteich der Haarbuschs und klopft im Glauben, er stünde vor der richtigen Wohnung, an die Jalousie. Als niemand öffnet, schiebt er mit aller Kraft das Rollo hoch und schlägt die Scheibe ein. Dann zieht er seine völlig durchnässte Kleidung bis auf T-Shirt sowie Unterhose aus, legt sich auf die Couch und schläft innerhalb weniger Sekunden tief und fest.
Ab ins Polizeigewahrsam
Den Rest des Morgens muss der junge Mann, der sich nicht ausweisen konnte, in einer Ausnüchterungszelle im Polizeigewahrsam verbringen. Gegen Mittag wird der 25-Jährige, der sich mittlerweile wieder an seinem Wohnort in Mecklenburg-Vorpommern befindet, entlassen. „Wir gehen nicht von einem klassischen Einbruch aus“, erklärt Polizeisprecher Tino Schäfer. „Wir ermitteln gegen ihn wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs.“
Für Rainer und Ursula Haarbusch bleiben trotzdem Zweifel an der Onkel-Geschichte. „Der Weg über den Hof, den der Einbrecher gekommen ist, ist hell beleuchtet. So sehr kann man sich doch gar nicht irren“, sagt Rainer Haarbusch. „Gar nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn er eine Waffe mit sich geführt hätte oder nicht alleine gewesen wäre.“