Hagen. . Erst gut vier Jahre nach einem brutalen Überfall kann jetzt in Hagen der Prozess gegen drei Schmuck-Räuber stattfinden. Nach der Trennung hatte die Ex-Freundin eines Täters ausgepackt.

Dieser Überfall auf eine Goldschmiedewerkstatt in Wehringhausen wäre wohl niemals aufgeklärt worden – wäre da nicht die verärgerte Geliebte und Mitwisserin gewesen, die nach dreieinhalb Jahren ihr Schweigen brach. Seit gestern sind deshalb drei Hagener am Landgericht angeklagt. Sie haben ihre unterschiedlichen Tatbeiträge zugegeben.

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Da sind zunächst die beiden Räuber, die am 26. Januar 2012 gegen 17.40 Uhr den Tatort stürmten, die Goldschmiedemeisterin (55) im Flur angriffen, ihr den Mund zuhielten, sie ins Bad zerrten und dort zu Boden drückten. Während der 29-jährige maskierte Mann sie mit grünem Panzerband an Händen, Füßen und Knien fesselte und ihr den Mund zuklebte, ging derweil sein maskierter Kumpan (25, aus Hohenlimburg) in den Geschäftsräumen nebenan auf Beutezug.

Schmuck im Wert von mehr als 97.000

Aus Vitrinen und geöffneten Tresoren fielen ihm handgefertigte Schmuckstücke, künstlerisch gestaltete Ringe, Armbänder, Ketten und edle Steine in die Hände. Im Wert von mehr als 97. 000 Euro.

Und da ist der dritte Täter – der sich dezent im Hintergrund hielt und bei der eigentlichen Tatausführung zwar nicht dabei war – aber den Tipp gegeben hatte, eben diese Goldschmiedewerkstatt zu überfallen und die wehrlose Frau auszurauben, von der er wusste, dass sie dort manchmal allein arbeitete. Dabei konnte er auf sein umfangreiches Insiderwissen zurückgreifen: Der 31-Jährige aus dem Volmetal hatte dort eine Ausbildung gemacht und kannte die Betriebsabläufe genau.

Nach der Tat wurde seinerzeit die Beute aufgeteilt. Jeweils 40 Prozent bekamen die beiden Räuber vor Ort, – sie teilten sich das Gold – 20 Prozent erhielt der Tippgeber: überwiegend Edelsteine und Silberschmuck. Ein silbernes Armband, das er seiner Freundin schenkte, sollte allen drei Tätern dreieinhalb Jahre später noch zum Verhängnis werden.

Vor der 6. Großen Strafkammer wurden gestern zwischen den beteiligten Juristen (drei Berufsrichter, fünf Verteidiger und ein Staatsanwalt) zunächst die Möglichkeiten „einer Verständigung“ erörtert. Bei einem umfassenden Geständnis, so stellte die Kammer in Aussicht, soll der Angeklagte, der die Goldschmiedemeisterin fesselte, eine Gefängnisstrafe zwischen viereinhalb und fünf Jahren erhalten.

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Tatsächlich wird er jedoch noch viel länger hinter Gittern bleiben – gut zehn Jahre. „Er verbüßt gerade eine dreijährige Haft in einer anderen Sache. Eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren und eine weitere Bewährung von einem Jahr werden nun ebenfalls widerrufen“, rechnet Vorsitzender Richter Dr. Christian Voigt hoch, „da hat er noch ein paar Jahre vor der Brust.“

Silberarmband aus Beute verschickt

Dem Täter aus Hohenlimburg, der in der Goldschmiede die Beutestücke zusammenraffte, stellte die Kammer eine Strafe zwischen dreieinhalb und vier Jahren Haft in Aussicht. Zu dem zu erwartenden Strafmaß für den „Tippgeber“ wollten die Richter vorab keine Angaben machen.

Der Ex-Auszubildende war im Juli 2015 von seiner ehemaligen Lebensgefährtin verpfiffen worden. Die hatte sich telefonisch an das Opfer gewandt und zum Beweis sogar das erhaltene Silberarmband übersandt.