Wehringhausen. . Es gibt wieder Hoffnung für den Schlachthof. Ein Veranstaltungskonzept soll das Areal wiederbeleben. Schräge Ideen sollen die Gäste nach Wehringhausen locken.

  • Es gibt wieder Hoffnung für den Schlachthof
  • Ein Veranstaltungskonzept soll das Areal wiederbeleben
  • Schräge Ideen sollen die Gäste nach Wehringhausen locken

Udo Sommerkamp und Markus Schmidt nehmen einem diese Einschätzung nicht übel. Nach einem einstündigen Termin muss man festhalten, dass die beiden Herren positiv bekloppt zu sein scheinen. Anders ist das, was Sommerkamp und Schmidt auf dem alten Schlachthof vorhaben, nicht zu bewerten. Wenn nur ein Viertel davon in der Realität für positive Resonanz sorgen sollte, wäre der nach Aufwertung schreienden Brache am Wehringhauser S-Bahnhof mehr als geholfen.

Diese Zeitung hat in den vergangenen drei, vier Jahren leider keine positive Zeile über den alten Schlachthof schreiben können. Wie auch? Der Eigentümer großer Teile der Fläche versteckte sich hinter mehreren Briefkastenfirmen und war weder für Stadt noch Justiz und erst recht nicht für die Presse zu kriegen. Doch mit der Intransparenz ist es mittlerweile vorbei. Der ehemalige Besitzer, die „VB Società Immobiliare“ (IVB) und ein Unternehmer, der von der Staatsanwaltschaft wegen Betruges angeklagt ist, haben ihre Flächen an das Immobilienunternehmen Rohe aus Hamburg verkauft. Und die Hamburger wollen – so sieht es nach ersten Gesprächen und Verhandlungen aus – dem alten Schlachthof-Gelände langsam wieder Leben einhauchen.

"Betreutes Trinken“ aus Infusionsbeuteln

Dafür nimmt die Gesellschaft einen höheren sechsstelligen Betrag in die Hand. Und damit sind wir wieder bei den positiv Bekloppten („Das ist kein Problem, wenn man uns so nennt“), die nach dem Umbau des ehemaligen Schlachthof-Verwaltungsgebäudes, in dem einige Jahre auch das Veterinäramt untergebracht war, hier ihre Ideen umsetzen wollen. Wechselbäder der Jahrzehnte, aufgeschobene Kaffees, Japan-Rock-Partys, „Karaoke till death“, Unisex-Toiletten, Reparier-Feten, Konzerte, eine Lemmy-Lounge in Anlehnung an den verstorbenen Frontmann von Motörhead, Rock-Hochzeiten, Schwulen- und Lesben-Partys und: „betreutes Trinken“ aus Infusionsbeuteln und mit Kellnerinnen im Schwestern-Outfit.

Bei Zwangsversteigerung mitbieten

Michael Frank, Bevollmächtigter der MAB-Grundstücksgesellschaft aus Hamburg, der große Teile des alten Schlachthof-Areals gehören, arbeitet aktuell an der Zukunft des „sehr attraktiven Geländes“, wie er sagt. „Am Ende soll hier eine Einheit entstehen, die funktioniert und von der die Mieter etwas haben“, sagt Frank.

Zu den Gebäuden, die der MAB bereits gehören (alte Verwaltung, Proberaum-Gebäude, das Areal im hinteren rechten Bereich und die rechte Fläche, wenn man das Gelände betritt), sollen weitere kommen. „Für die große Halle, in der die Döner-Produktion untergebracht war, habe ich mir einen Titel besorgt und will es in die Zwangsversteigerung bringen, um dort selbst mitzubieten.“ Die Fläche vorne rechts hinter dem Gelände-Eingang möchte er mit einem zweigeschossigen Gebäude bebauen: „Die Baugenehmigung bekomme ich.“

Auch das Gebäude vorne links, in dem einst Taubenzüchter untergebracht waren, möchte Frank für die MAB noch erwerben: „Es melden sich sehr viele verschiedene Interessenten, die gerne auf dem Gelände unterkommen würden.“

Das sind keine Witze, sondern ernst gemeinte Veranstaltungsvorhaben. Sommerkamp und Schmidt sind seit 25 Jahren in der Veranstaltungsszene des Ruhrgebiets unterwegs. Schmidt führte unter anderem den Club „Panic Room“ in Essen und die legendäre Alternativ-Diskothek „Zwischenfall“ in Bochum-Langendreer, die prägend für die deutsche Wave-, Dark Wave-, und die Punk-Szene der 1980er Jahre war. „Wir lassen aktuell alle Drähte glühen, um hier nach den Renovierungs- und Sanierungsarbeiten einen Veranstaltungsort entstehen zu lassen, den Hagen dringend benötigt“, sagt Sommerkamp.

Hier, am alten Schlachthof, käme keine Laufkundschaft vorbei. Man müsse schon was bieten, um die Leute zu locken. Und ein kleines bisschen sehen die beiden vor Enthusiasmus sprühenden Herren schon die vielen Gäste, auch aus anderen Städten, vom Wehringhauser S-Bahnhof herüberkommen. Zum Herbst wollen sie eröffnen.

„Hagen fehlt unserer Meinung nach Event-Gastronomie genau in diesem Bereich. Wo kann man denn abends noch gut feiern gehen in Hagen? Und wo finden wirklich gute Konzerte statt“, fragt Sommerkamp und ist sich sicher, das Programm von Kultopia und Pelmke deutlich zu schneiden.

Tapas-Bar soll kommen

Mit ihrem Enthusiasmus haben die beiden Unternehmer, die Grundstücksbesitzerin Rohe schnell von sich und ihrem Konzept überzeugen konnten, auch schon kleine Feuer in den Köpfen anderer Unternehmer angezündet. Denn: Ein Tätowierstudio hat sich entschieden, mit in die alten Hallen einzuziehen. Und die Betreiber einer Tapas-Bar sollen kurz vor Unterzeichnung eines Mietvertrages stehen. „Die Stadtverwaltung hat uns hier viel Glück gewünscht und begrüßt unsere Ideen“, sagt Schmidt. Aktuell stehen noch Genehmigungen zum Umbau aus.