Hagen-Wehringhausen. . Normalerweise herrscht in der altehrwürdigen Emil-Schumacher-Grundschule an der Siemensstraße ein buntes Stimmen- und Sprachengewirr. Das war am Montag anders.

• Kinderliedermacher zu Gast an Grundschule
• Musikprojekt soll Integration fördern
• 29 Nationen an Schumacher-Schule vertreten

370 Kinder werden an der Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen unterrichtet, sie kommen aus 27 Nationen, jede Hautfarbe ist vertreten. Normalerweise herrscht in dem altehrwürdigen Backsteinbau an der Siemensstraße ein buntes Stimmen- und Sprachengewirr. Das war gestern anders, in der Aula sangen die Schüler, ungeachtet ihrer Herkunft, zwar mehrstimmig, aber gemeinsam und in einer Sprache Kinderlieder: „Musik kann jeder“, freute sich Rektorin Marie-Luise Borgmann über die laute, fröhliche Stimmung: „Musik verbindet die Menschen und vor allem die Kinder.“

Vor allem aber scheint Musik das perfekte Einfallstor für die Integration der zahlreichen zugewanderten Kinder in Hagen zu sein. Und wenn dann noch Reinhard Horn, Deutschlands Kinderliedermacher Nr. 1, zum Mitmachen auffordert, gibt es kein Halten mehr.

Sprachlich einfache Texte

Mit sprachlich einfachen Texten, aber eingängigen Melodien, Bewegung und Tanz gab er auch jenen Kindern, die erst seit kurzem hier leben und kaum ein Wort Deutsch sprechen, die Chance zum Mitsingen. „Die Kinder lernen die Sprache mit dem Körper“, so Schulleiterin Borgmann. „Das macht ihnen nicht nur Riesenspaß, es verleiht ihnen Selbstbewusstsein.“

Der Schumacher-Schule im Multi-Kulti-Stadtteil Wehringhausen fällt seit Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen Integration zu. Hier gab es die ersten Starterklassen, in denen eingewanderte Kinder, die weder Deutsch sprechen noch rechnen oder schreiben können, unterrichtet werden. Lehrer anderer Grundschulen hospitieren inzwischen sogar in Wehringhausen, um das bewährte Modell zu studieren. Auch das Reinhard-Horn-Mitmachkonzert dürfte demnächst seine Nachahmer finden, denn der Liedermacher leitete gestern Nachmittag noch einen Workshop, an dem 50 Lehrer aus Hagen teilnahmen, um das Prinzip „Integration durch Musik“ nächstens an ihre Schulen zu importieren.

Finanziert wurden die Reinhard-Horn-Auftritte vom katholischen Dekanat, dessen Referent Raphael Gehrmann für das Projekt bewusst eine nichtkonfessionelle Grundschule ausgesucht hatte: „Wir dürfen bei der Integration keine konfessionellen Unterschiede machen.“ Schließlich handele es sich bei der maßgeblich von der Wehringhauser St.-Michael-Gemeinde ins Leben gerufenen Initiative „Kirche in anderem Licht“ nicht um ein Beleuchtungsprojekt, sondern eine Frage der Haltung.