Hagen-Boele. Tradition ist die Stärke des Karnevals im Hagener Norden. Einen Beweis dafür lieferte die Prunksitzung der Loßröcke. Die Narren sind dort schon in bester Sessionslaune.

  • Tradition ist die Stärke des Karnevals im Hagener Norden
  • Einen Beweis dafür lieferte die Prunksitzung der Loßröcke
  • Die Narren sind dort schon in bester Sessionslaune

Es sind nicht die Superlative, die den Karneval im Hagener Norden zu etwas Besonderem machen. Nicht große Tanzgarden, bundesweit bekannte Büttenredner oder gigantische Kulissen kölscher Prägung. Die Attraktivität liegt gerade im Kleinen – in liebgewonnenen Ritualen und Traditionen. Wer am Samstag zur Prunksitzung der Loßröcke in die Aula der Gesamtschule Helfe gekommen war, hat das schnell gemerkt. Als Domenico Cappello, der Barde unter den Blaukitteln, zum Mikro griff und die inoffiziellen Boeler Nationalhymne „Die alten Germanen“ zum Besten gab, verwandelte sich der Saal sekündlich in ein singendes Schunkelmeer. Hier feierten die Loßröcke ihre Art von Karneval – und dazu gehört auch eine Portion Heimatliebe. Die traditionelle Gesangseinlage legte den Grundstein für einen bunten Abend, der viele Überraschungen bereithielt.

Karneval

Trotz Lokalpatriotismus zeigten sich die Jecken des Nordens dabei schon zu Beginn erfrischend offen für Kulturen von weit außerhalb des Boeler Kirchturms. So schenkten vier gestandene Blaukittel in Lederhosen der Herzdame Regina I. eine Standarte mit bayrischer Staatsflagge. Die Boelerin mit Wohnsitz im Süden der Republik war sichtlich erfreut über das unerwartete Geschenk – so läuft Völkerverständigung auf Boeler Art. Aber auch Oberloßrock Stephan II. wurde an diesem Abend mit einem besonderen Gast überrascht. Der Hagener Prinz Marvin I. brachte dem bekennenden Phoenix-Hagen-Fan das Maskottchen der Feuervögel „Felix“ für einen Kurzauftritt mit. Neben dem Prinzen waren bei der Prunksitzung auch Tollitäten aus Vorhalle, Boelerheide und Haspe vertreten.

Orden für den meisten Lokalpatriotismus

Stephan II. und Regina I. sind das 67. Oberloßrockpaar des Boeler Traditionsvereins.

Lokalpatriotismus wird beim Rosensonntagszug besonders honoriert: Oberloßrock Stephan versprach einen Orden für denjenigen, dessen Haus die meisten Boeler Fahnen schmücken.

Als Nächstes freuen sich die Jecken des Nordens auf den Karnevalsabend der Heidefreunde am kommenden Samstag, ebenfalls in der Gesamtschule Helfe.

Düsseldorfer in der falschen Woche

Mitten im laufenden Programm wurde dann der Sitzungspräsident Bernd Besarese als Dritter im Bunde überrascht – allerdings eher unfreiwillig und vor allem ungeplant. So erfuhr der Moderator des Abends kurz vor dem angekündigten Auftritt der Tanzsportgarde Rhein-Stars Düsseldorf, dass diese nicht kommen wird. Grund: Der Termin stand erst eine Woche später im Kalender der Rheinländer. Sehr ärgerlich, aber kein karnevalistischer Weltuntergang. So zog Besarese den nächsten Künstler, „Der Müller kommt“, kurzerhand vor. Der Sänger und Entertainer nahm es mit Humor. „Ich habe mich auch vertan. Ich hätte eigentlich erst nächste Woche kommen sollen, bin aber schon heute hier“, sagte er eingangs.

Unterm Strich bekam das jecke Volk in Helfe trotzdem alles geboten, was zu einer Karnevalssitzung gehört. Kölsche Musik lieferten termingerecht die Coverrocker von „Solala“, Lacher gab es serviert vom Bauchredner „Perry“ mit seinen Puppen und das große Finale gestaltete die Prinzengarde der Stadt Krefeld. Am Ende standen zufriedene Gäste. „Der Bauchredner war klasse. Aber auch insgesamt war es ein wirklich gelungener Abend“, meinte Familie Abels, bei denen die Sitzung seit vier Jahren zum Pflichtprogramm der „fünften Jahreszeit“ gehört. Kurz nach dem offiziellen Programm verabschiedete das Oberloßrockpaar die Jecken am Ausgang übrigens mit ihrem Orden in Anstecker-Größe. Es waren eben nicht nur die Superlative, die diesmal einen Besuch bei den Loßröcken wertvoll gemacht haben.