Hagen. . Polizei, Feuerwehr und die Hilfsdienste wollen nicht noch einmal eine Silvesternacht wie in den vergangenen Jahren erleben. Da war es zu vielen Attacken gegen Rettungskräfte gekommen.

  • Zeichen gegen Gewalt
  • Silvesternacht soll ohne Attacken verlaufen
  • Appell auf Facebook

Pardon, aber es geht tatsächlich um Idioten. Um jene, die sich in der Silvesternacht den Leichtsinn antrinken, um dann irgendwo in Hagen mit Raketen oder Böllern Feuerwehrmänner, Polizisten oder Rettungssanitäter unter Beschuss zu nehmen. Um jene, die in nebliger Nacht auf Polizisten eindreschen oder Rettungsfahrzeuge unter Vortäuschung angeblicher Notfälle in Straßen locken und dann mit Raketen auf die Windschutzscheibe zielen.

Das ist alles nichts Erfundenes. Das ist in Hagen genau so passiert. Zum Jahreswechsel 2013/2014 geriet ein Schaltkasten der Telekom in der Alleestraße in Altenhagen in Brand. Das Feuer war schnell gelöscht, aber beim Warten auf die Telekom-Mitarbeiter wurden Polizei und Feuerwehr erst mit Feuerwerkskörpern beschossen und anschließend mit Tritten und Schlägen attackiert. Ein 14-Jähriger (!) konnte nur mit Pfefferspray überwältigt und anschließend fixiert werden.

Appell an die Vernunft

Beim Jahreswechsel 2014/2015 wurden Rettungskräfte wieder ­attackiert. Aus einer Telefonzelle in Altenhagen rief jemand in der Notruf-Zentrale an. Als die Retter ankamen, war von einem Notfall aber keine Spur. Stattdessen flogen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf die Windschutzscheibe. Dass nicht mehr passiert ist, ordneten die Rettungskräfte anschließend als reines Glück ein.

Gestern Mittag, Friedrich-Ebert-Platz. Sie sind alle gekommen. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser-Hilfsdienst, Deutsches Rotes Kreuz und die Johanniter-Unfallhilfe. „Wir wollen hier heute ein Zeichen setzen und an die Vernunft appellieren“, sagt Hagens stellvertretender Feuerwehrchef Veit Lenke. Polizei-Sprecher Tino Schäfer wendet sich an alle Hagener: „Lassen Sie uns ungestört und friedlich unsere Arbeit machen. Es ist ohnehin schwierig genug, in der nebligen, lauten und unruhigen Silvesternacht die Konzentration zu behalten.“

Polizei wird Strafanzeige schreiben

Auch in diesem Jahr werde die Polizei bei etwaigen Attacken sofort Strafanzeigen schreiben. Weil es im Eifer des Einsatzes nicht immer leicht sei, den Überblick zu behalten, hofft die Polizei zudem immer auf Zeugen und somit auch auf die Vielzahl der vernünftigen Hagener Bürger, die das Geschehen beobachten würden. Schäfer: „Viele Täter glauben, sie seien in der feiernden Menge anonym, aber das stimmt nicht. Und weil es sich bei solchen Übergriffen um Straftaten und keine Kavaliersdelikte handelt, werden wir sie auch sofort ahnden.“

Lenke und Schäfer stellen fest, dass – ungeachtet der Alkoholmenge, die in der Silvesternacht konsumiert wird – der Respekt vor den Einsatzkräften mehr und mehr schwinde.

Deshalb werden beide Hagener Behörden heute Morgen gegen 9 Uhr ein gemeinsames Posting bei Facebook veröffentlichen. Der darin enthaltene Appell: „Hören Sie bitte auf, Einsatzkräfte mit Silvesterböllern zu bewerfen!“

Keine Toleranz gegenüber Tätern

Mehr Personal, mehr Streifenwagen

Die Polizei wird in der Silvesternacht mit mehr Personal als üblich auf Hagens Straßen unterwegs sein.

Die Polizei hat mit Facebook-Postings dieser Art zuletzt immer enorme Reichweiten erzielt. Zum Beispiel appellierten die Kollegen im Oktober an Eltern, die Fotos ihrer Kinder nicht für jedermann sichtbar ins Internet zu stellen. Das Posting erreichte Hunderttausende User.

Auch der Appell, Kindern keine Angst vor der Polizei einzuflößen, erwies sich als Facebook-Erfolg.

„Silvesternächte sind für uns regelmäßig anstrengend genug und wir wollen einen guten Job machen: nämlich anderen helfen. Daher tolerieren wir es überhaupt nicht, von gedankenlosen und leichtsinnigen Menschen gezielt attackiert und verletzt zu werden“, sagt Schäfer.