Hagen-Mitte. . Bei jeder der 48 Auflagen des Hagener Weihnachtsmarktes war der „Wiener Reitsalon“ vertreten. Dieser Weihnachtsmarkt wird der letzte für Heinz Deinert und sein Geschäft sein. Er gibt auf.

  • Ponyreiten zum letzten Mal in Hagen
  • Proteste von Tierschützern zeigen Wirkung
  • Wieder drei Demonstrationen angemeldet

Der Iserlohner Heinz Deinert hat die Nase voll. Die Jahre des Protestes haben an ihm und seinem Geschäft gezehrt. Sein umstrittenes Ponykarussell vor der Konzertmuschel im Volkspark wird nur noch beim diesjährigen Weihnachtsmarkt dort stehen. Danach nie wieder. Als Deinert am Donnerstag die vielen Vorwürfe von Tierschützern entkräften möchte, zieht eine Mutter ihr interessiertes Kind von Deinerts „Wiener Reitsalon“ weg. „Die kriegen doch schon im Kindergarten erklärt, dass das Tierquälerei sein soll“, ärgert er sich.

Ponys bis zu 20 Jahre alt

Heinz Deinert stammt aus Hagen, sein Betrieb ist in Iserlohn ansässig.

Die Ponys im Wiener Reitsalon sind zwischen acht und 20 Jahren alt. Einige will Heinz Deinert privat behalten, andere möglicherweise verkaufen.

Bei jeder der 48 Auflagen des Weihnachtsmarktes war der „Wiener Reitsalon“ vertreten. Deinerts Opa, Deinerts Vater, Deinert selbst. Jetzt soll Schluss sein. Was vielleicht auch etwas mit der Perspektive zu tun hat. Deinert ist 61 und seine Kinder haben signalisiert, das Geschäft nicht weiterführen zu wollen. Vor allem ist das Ende aber das Ergebnis von hartnäckigen Tierschützer-Protesten und Demonstrationen auf dem Weihnachtsmarkt.

"Als Rondell-Maschinen missbraucht"

Erst am Donnerstag äußerte sich die Tierschutzorganisation Peta zu Deinerts Karussell in Hagen. Peta hatte auch einen Brief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz geschickt und an ihn appelliert, das Karussell nicht mehr zuzulassen.

Die Peta-Kritikpunkte: Wirbelsäule und Gelenke der Tiere seien nicht für stundenlanges Im-Kreis-Laufen ausgelegt, die Tiere würden ihr Leben lang als Rondell-Maschinen missbraucht, das stereotype Tätigkeitsmuster und die Reizarmut würden für die Tiere eine psychische Belastung darstellen und nicht zuletzt würde den Kindern ein Bild des Ponys vermittelt, das aus Sicht des ethischen Tierschutzes nicht mehr zeitgemäß sei.

Drei Demonstrationen

Der Hagener Tierschutzverein sieht das genau so und hat für den diesjährigen Weihnachtsmarkt wieder drei Demonstrationen angemeldet: „Wir werden den Kindern erklären, warum es auf keinen Fall lustig für die Tiere ist, in diesem Karussell sein zu müssen. Wir begrüßen sehr, dass der Reitsalon zum letzten Mal in Hagen ist“, sagt Birgit Ganskow, Vorsitzende des Vereins.

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„Das ist doch alles Quatsch“, sagt Inhaber Deinert. Die Tiere seien auch nicht zu lange im Einsatz. „Auf einer Kirmes laufen sie etwa fünf Stunden lang, hier auf dem Weihnachtsmarkt zwischen etwa 11 und 19 Uhr. Das ist nicht zu lange.“ Er schlage die Tiere auch nicht. Die Gerte komme nur zum Einsatz, um den Tieren die Spur vorzugeben. Geschlagen würde damit jedoch nicht. Die Ponys sind so dressiert, dass sie aufs Wort hören und stehen bleiben, wenn Deinert es ihnen befiehlt.

Kein Grund zur Stilllegung

„Der Hagener Amtstierarzt kommt seit Jahren zur Kontrolle zu mir. Nie gab es etwas zu beanstanden“, sagt Deinert. Und das stimmt. Im Rathaus erklärt man, dass es aus tierschutzrechtlicher Sicht nie einen Grund gegeben habe, das Karussell stillzulegen. Außerdem sei Deinert Beschwerden immer sofort nachgekommen. So würden die Ponys zum Beispiel auch nicht mehr nur in die gleiche Richtung laufen, sondern auch mal in die andere.

Wie auch immer: Die Proteste und die geänderte Sicht der Weihnachtsmarktbesucher auf sein Karussell haben dafür gesorgt, dass Heinz Deinert Schluss machen wird. Und aller Voraussicht nach wird Markt-Chef Dirk Wagner kein neues Tierkarussell in die Hagener Budenstadt holen.