Hagen. Unter den deutschen Städten zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern ist Hagen bundesweit die fahrradunfreundlichste Stadt.

Schlechter geht es nicht. Im am Donnerstag veröffentlichten Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) belegt Hagen unter den Städten gleicher Größenordnung bundesweit den letzten Platz. Seit der letzten Studie aus dem Jahr 2012 – da war Hagen noch Drittletzter, – ist die Stimmung unter den befragten Radfahrern an der Volme sogar noch schlechter geworden.

Frank Plaßmann muss erstmal lachen. „Das wundert mich nicht“, sagt er. Der passionierte Radfahrer vom Radsportclub Hagen war mit uns vor zwei Jahren zu einem Fahrradtest durch ganz Hagen aufgebrochen. Der Test lieferte erschreckende Ergebnisse. Radfahren in Hagen bedeutet Stress, ist gefährlich, Radwege werden schlecht gereinigt und Radfahrer fühlen sich im Stadtverkehr wie Teilnehmer zweiter Klasse. „Dass sich da nichts ändert, war mir klar“, sagt Plaßmann.

Planerische Möglichkeiten sind begrenzt

Die Studie des ADFC beschert Hagen in fast allen abgefragten Bereichen rund ums Radfahren die Note mangelhaft. Man müsse ständig Umwege fahren, weil das Radnetz dauernd unterbrochen sei. Die Radwege seien zu schmal und so dicht am Verkehr, dass ständig eine Gefahrensituation bestehe, beschreiben die Befragten. Zudem gebe es noch nicht mal eine touristische Fahrradvermietung oder ein Ampelnetz, das auf den Radverkehr abgestimmt sei.

Jörg Winkler, Verkehrsplaner der Stadt Hagen, kann den Ergebnissen der Studie nicht widersprechen. „Die Tallagen der Stadt zwingen uns letztlich dazu, Radwege immer vom bestehenden Verkehrsnetz abzuzwacken“, sagt er. Das aber entspreche entweder nicht dem politischen Zeitgeist oder sorge immer wieder für den Unmut motorisierter Verkehrsteilnehmer. „Ich kann den Ärger der Radler verstehen. Ich nutze selbst mal gern das Rad. Und im Verkehr zum Beispiel bei Dunkelheit mitzuschwimmen, ist in Hagen sehr schwierig.“ Grundsätzlich glaubt auch Winkler, dass in Hagen sicherlich mehr Menschen gern das Rad nutzen würden, auch wenn die topographische Lage der Stadt schon eine gewisse Sportlichkeit erfordere. Allein die planerischen Möglichkeiten seien aus topographischen Gründen sehr begrenzt.

Wuppertal macht es vor

Übrigens: Wuppertal, das von der Topographie her mit Hagen vergleichbar ist, gehört zu den „Aufholern“ der Studie. Dort haben sich die Bedingungen für Radfahrer seit der letzten Erhebung deutlich verbessert.

Ein erster Schritt in Richtung einer Verbesserung könnte der „Radel-Sonntag“ sein, den Umweltamt und die Verkehrsplanung erdacht haben und der am 21. Juni stattfinden soll. Eine Strecke durch die Innenstadt – unter anderem der Märkische- und der Bergische Ring – werden dabei gesperrt und nur für Radfahrer freigegeben. „Wir wollen Bürger animieren, die Vorteile des Radfahrens schätzen zu lernen“, sagt Fred Weber vom Umweltamt. Im Anschluss startet die bundesweite Aktion „Stadtradeln“, bei der auch Menschen aus Hagen drei Wochen auf ihr Auto verzichten werden. So wolle man das Rad mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken lassen.