Hagen. Nicht die Qualität der Feuerwehr-Bewerber – wie zuletzt zum Beispiel von den Bochumer Kollegen kritisiert –, sondern ihre Anzahl hat sich in Hagen deutlich verändert.

  • Noch vor einigen Jahren 300 Bewerber
  • Jetzt treten noch 50 an
  • Qualität hat sich aber nicht verschlechtert

Haarsträubende Fehler in Diktaten. Bewerber, die beim Schwimmtest aus dem Becken gerettet werden müssen oder meilenweit davon entfernt sind, die 3000 Meter-Laufstrecke in 15 Minuten zu packen. Und jede Menge Kandidaten, die es gar nicht erst pünktlich zum Aufnahmetest geschafft hatten. Im rund 40 Kilometer entfernten Bochum hatte die Feuerwehr zuletzt Alarm geschlagen. Das Niveau vieler Bewerber sei bedenklich. Die Qualität der Bewerber sei in Hagen nicht so schlecht wie in Bochum, heißt es bei der Hagener Feuerwehr. Im Gegenteil: Die Bewerber die antreten, seien gute Leute. Dafür ist die Anzahl potenzieller Feuerwehrmänner- und frauen deutlich gesunken.

Veit Lenke ist stellvertretender Hagener Feuerwehrchef. Und als solcher sagt er: „Es ist keine Frage des Geldes.“ Damit spielt Lenke auf das Gehalt an, das Feuerwehrkollegen verdienen, wenn sie in den mittleren Dienst eintreten. Sie werden gemäß Beamtenbesoldung des Landes NRW in A7 eingruppiert. Das sind 2063,34 brutto.

Da die Feuerwehranwärter aus einem Handwerksberuf stammen, werden natürlich Vergleiche zwischen den Verdienstmöglichkeiten dort und bei der Feuerwehr gezogen. „Im Handwerk kann man natürlich gutes Geld verdienen, bei der Feuerwehr aber auch. Und wer zu uns kommen will, der tut das in erster Linie aus vollster Überzeugung“, so Lenke.

Etwa 50 treten letztlich an

Zwar stellt man bei der Hagener Feuerwehr nicht die gravierenden Mängel bei Bewerbern fest wie die Kollegen in Bochum, dafür hat sich aber auch an der Volme etwas verändert: die Anzahl der Kandidaten.

Vor einigen Jahren bewarben sich noch rund 300 Personen für eine Ausbildung bei der Feuerwehr. Jetzt sind es noch etwa 100, von denen 50 letztlich auch antreten. In der 18-monatigen Anwärterzeit wird eine Ausbildung zum Feuerwehrmann und zum Rettungssanitäter absolviert. Dabei gibt es etwa 60 Prozent des späteren A7-Gehaltes. „Der Fitnesszustand der Bewerber hat sich bei uns zum Beispiel verbessert“, zieht Lenke noch einen Vergleich mit den Erfahrungen der Kollegen aus Bochum.

Handwerkliche Ausbildung als Grundlage

Bewerber für die Feuerwehr müssen mindestens einen Hauptschulabschluss erworben und eine handwerkliche Ausbildung absolviert haben.

Die Anwärterzeit dauert 18 Monate. Dabei erhalten die Anwärter rund 60 Prozent des Einstiegsgehaltes im mittleren Dienst – also von rund 2063 Euro brutto.

Die sinkenden Bewerberzahlen bringt die Hagener Feuerwehr seit nunmehr drei Jahren dazu, sich auf Ausbildungsmessen, bei Informationstagen der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer oder beim jährlich stattfindenden Handwerkertag zu präsentieren und dort Nachwuchs zu rekrutieren. Aktuell wird bei der Hagener Feuerwehr übrigens nicht ausgebildet. „Im Jahr 2016 gehen nur zwei Kollegen in den Ruhestand“, sagt Lenke. Und da das Ausscheiden der Kollegen organisatorisch intern abgefangen wird, sieht der Feuerwehr-Personalschlüssel in der Nothaushaltskommune Hagen für das Jahr 2016 keinen Bedarf an neuen Kollegen.

Deswegen wird die Hagener Feuerwehr erst ab dem 1. April 2017 den nächsten Ausbildungsgang starten. Das Auswahlverfahren dazu findet im Sommer kommenden Jahres statt.