Hagen. . Der wohl einzige Shanty-Chor der Region – „Die Piraten“ – trat in der vergangenen Woche auf Emst auf. Die Frauen schmeterten Seemannslieder.

  • „Die Piraten“ heißt der wohl einzige Shanty-Chor in der Region.
  • Die Damen traten jetzt im Emster Kulturhof auf.
  • Sie schmetterten mit Leidenschaft Seemannslieder.

Um es mal in der Seemannssprache zu sagen: Weibsvolk hatte auf den Segelschiffen wenig verloren. Zumindest abseits luxuriöser Kabinen. Da, wo die Matrosen hart schuften mussten. Und trotzdem stehen diese rüstigen Damen heute immer wieder ihren Mann – zumindest musikalisch: „Die Piraten“ sind einer der wenigen weiblichen Shanty-Chöre.

Erster Auftritt 1992 in der Industrie- und Handelskammer

Es ist die Hagener Marinekameradschaft von 1892, die sich noch heute der speziellen Form des Seemannsliedes widmet. Die Kameraden, aber eben auch die Kameradinnen. Denn zum 100-jährigen Bestehen entschieden sich Gisela Jung (77) und 13 Frauen dazu, einen weiblichen Shanty-Chor ins Leben zu rufen.

1992 standen die Damen erstmals vor der SIHK auf der Seemannsbühne. Und 23 Jahre nach ihrem ersten Start singen „Die Piraten“ noch immer. Mittlerweile zählt die gesangsstarke Frauen-Kameradinnenschaft 32 Mitglieder, die Jüngste ist um die 40, die Älteste weit über 80.

Häufig in Küstennähe

Shantys sind traditionelle Seemannslieder, die zumeist früher auf Schiffen gesungen wurden, um die Besatzungen bei Laune zu halten.

Neben Shanty-Chören gibt es auch Schiffer-, Lotsen- und Seemanns-Chöre.

Die Shanty-Chöre sind ­meistens in Nähe der Küsten zu finden.

Sie bestehen traditionell fast ausschließlich aus männlichen Sängern.

„Ich bin mit meinem Mann früher sehr häufig nach Langeoog gefahren, dort haben wir viele Shanty-Chöre gesehen“, berichtet Mitbegründerin Gisela Jung, wie es zu der Idee eines Frauen-Chors kam. „Es macht uns immer noch so viel Freude, dass wir zusammen bleiben.“ Inspiration war damals übrigens das Lied „John Kanaka“, ein traditionelles Shanty-Seemannslied. „Das war unser Lied“, erinnert sich die Hagenerin gut.

Seit der Gründung singt auch Erika Schornstein im weiblichen Shanty-Chor der Hagener Marine-Kameradschaft. „Wir sind eine homogene Truppe, halten immer zusammen“, verrät sie, „wir Frauen sind alle aus dem selben Grund hier: Wir lieben Seemannslieder, und unsere Männer waren auch im Shanty-Chor.“

Konzerte, Tagesausflüge und Weihnachtsfahrt

Freude und Kameradschaft seien die Gründe dafür, dass die 32 Frauen weiterhin regelmäßig auftreten. Wie etwa im Klinikum Ambrock oder in der Seniorenresidenz am Hagener Theater. Aber nicht nur das: Die Frauen unternehmen auch Tagesausflüge.

Vergangene Woche trat die Frauengruppe in der AWo-Begegnungsstätte auf Emst auf – zur Freude von Jürgen Kitzig, dem Ortsvereins-Vorsitzenden der AWo Emst: „Ich habe den weiblichen Shanty-Chor bereits zweimal gesehen und war fasziniert. Dann habe ich die Frauen gefragt, ob sie nicht mal bei uns auftreten wollen.“ Die Damen der Hagener Marine-Kameradschaft standen ihren Mann – natürlich nur musikalisch.