Hagen-Altenhagen. . Ein britischer Bomber stürzte vor 75 Jahren über Hagen ab. Das Flugzeug wurde abgeschossen, der Rumpf landete auf dem Hof der St.-Josefs-Kirche.

Bilder erzählen Geschichten. Und diese Bilder, die der Historiker Dr. Ralf Blank im Internet veröffentlicht hat, lassen erahnen, welch dramatische Szenen sich vor 75 Jahren abgespielt haben müssen. An Bord des zweimotorigen Bombers des Typs „Hampden“ mit der Nummer P4291, als dessen vierköpfiger Besatzung klar wurde, dass das Flugzeug nicht mehr zu halten war. Und am Boden im Stadtteil Altenhagen, auf den sich die Trümmer der Maschine verteilten und dessen Bewohner in dieser und in so vielen anderen Nächten die Bomben der Alliierten fürchteten.

Es war die Nacht vom 16. auf den 17. August 1940 als der Bomber über Hagen vom Himmel fiel. Pilot Henry Aidon Thomas Skehill und seine Crew waren in Ostengland nahe der Stadt Hemswell gestartet. „Ihr Ziel waren die Leuna-Werke bei Merseburg“, sagt Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen, „in dem Hydrierwerk wurden synthetische Treibstoffe hergestellt.“

Ziel wird nie erreicht

Doch dieses Ziel sollte das Flugzeug nie erreichen. Die Maschine, die zum 144. Squadron der Bomber-Gruppe 5 (Motto: „Wer soll uns stoppen?“) gehörte, wurde gestoppt. Und zwar beim Anflug, der in rund 2000 Metern Höhe über Hagen führte. „Die Maschinen schlugen eine südlich des Ruhrgebiets gelegene Route ein, um die starke Flakabwehr des rheinisch-westfälischen Industriegebiets zu umgehen“, erklärt Blank. Insgesamt, so geht es aus den Akten hervor, wurden 23 Maschinen über Hagen gezählt. „Um 1.45 Uhr erzielten die vier auf dem Sportplatz Kuhlerkamp liegenden Geschütze einen direkten Treffer.“

Erinnerungsstücke

Im Jahr 2006 übergab ein Zeitzeuge dem Stadtmuseum mehrere Teile der Zellkonstruktion und Reste der Stoffbespannung des britischen Bombers.

Als Jugendlicher hatte er sich am 17. August 1940 am Morgen nach dem Absturz der Maschine diese Erinnerungsstücke gesichert.

Bereits einige Jahre vorher gelangte aus dem Besitz des Sohnes eines Flakoffiziers die Ledertasche des Navigators ins Stadtmuseum.

„Abschuss eines feindlichen Kampfflugzeugs durch die Flak-Batterie Kuhlerkamp“, heißt es dazu im Kriegstagebuch des Luftschutzortes Hagen. Und weiter: „Der Abschuss wurde vom Beobachter des Stadthauses II (Prentzelstraße 6) sofort gemeldet. Das Flugzeug hatte einen Volltreffer in den Rumpf erhalten, der das Rumpfende abriss und Lösen des Motors sowie anderer Flugzeugteile zur Folge hatte.“

Gute Bedingungen für Flugabwehr

Die Bedingungen für die Flugabwehr in dieser Nacht waren gut. „Der Himmel war wolkenlos mit guten Sichtbedingungen“, so Blank, „die Kommandogeräte zur Feuerleitung konnten die Maschinen in rund 2000 Meter Höhe erfassen.“

Neben der St.-Josef-Kirche Altenhagen liegt der Rumpf des britischen Bombers.
Neben der St.-Josef-Kirche Altenhagen liegt der Rumpf des britischen Bombers. © WP

Mit fatalen Folgen für die „Hampden“ P4291: „Sie stürzte offenbar steil nach unten“, so Blank, „vielleicht hat der Pilot auch noch eine Notlandung versucht.“ Kurz vor dem Aufprall zerlegte sich das Flugzeug. Der Rumpf fiel auf einen Platz an der Südseite der Josefskirche. Weitere Teile verteilten sich über den Kirchplatz und die Treppenstraße. „Darunter waren auch die vier nicht explodierten Sprengbomben, die später entschärft wurden.“

Zwei Besatzungsmitglieder sterben

Zwei Besatzungsmitglieder kamen beim Absturz ums Leben. Sergeant Wake schlug im Hof des Hauses Altenhagener Straße 2 auf, Sergeant Hughes stürzte durch die Ziegel in das Dachgeschoss des Hauses Düppelstraße 6. „Möglich ist, dass beide versucht hatten, in niedriger Höhe mit dem Fallschirm aus der Maschine zu springen“, so Blank. „Ihre sterblichen Überreste wurden in die Leichenhalle des Rembergfriedhofs gebracht. Am 21. August wurden sie mit militärischen Ehren beerdigt.“

Bordschütze Perritt wurde in der Bugkanzel eingeschlossen. „Er wurde von Luftschutzpolizei und Flaksoldaten aus den Trümmern geborgen und kam ins Reserve-Lazarett im Allgemeinen Krankenhaus. Dem Piloten gelang vermutlich mit viel Glück der Absprung. Er landete leicht verletzt in der Königsstraße nahe des Fuhrparks.“ Beide wurden später in Gefangenenlager gebracht und kehrten im Mai 1945 nach Großbritannien zurück.