Hagen. Der Eklat um den Knete-Haufen in der Hagenring-Galerie rief gestern heftige Reaktionen in Künstlerkreisen hervor. Die Plastik wird als Frechheit empfunden.

Der Eklat um den Knete-Haufen in der Hagenring-Galerie rief gestern heftige Reaktionen in Künstlerkreisen hervor. Die Plastik des mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichneten Berliner Künstlers Reiner Maria Matisyk wird von den meisten Kollegen aus Hagen als Frechheit empfunden. „Er denkt wohl, den doofen Leuten in der Provinz könnte er so etwas ruhig vorsetzen“, ärgert sich der Bildhauer Karl-Friedrich Fritzsche: „Soviel Arroganz habe ich noch nicht erlebt.“

Stühle fortgenommen

Maler Uwe Nickel.
Maler Uwe Nickel. © WP Michael Kleinrensing

Erst kurz vor der Vernissage am Sonntagmorgen in der Eilper Wippermann-Passage war Uwe Will, Ausstellungsleiter des Kunstvereins Hagenring, aufgefallen, dass die von Matysik angekündigte Schau mit dem Titel „Les fleurs sont mal“ (Die Blumen sind verwelkt) lediglich aus einem blau-gelben Berg Kinderknete bestand, um den der Künstler („Ich will nichts verkaufen, ich will etwas herausfinden“) noch schnell drei herumstehende Stühle platziert hatte. Die Stühle haben die Gastgeber fortgenommen, weil sie dem Hagenring gehören. Und da sich niemand bereit fand, die Galerie für Besucher zu öffnen, kann die Knete in den kommenden vier Wochen lediglich von außen durchs Fenster betrachtet werden. „Herr Matysik verarscht all jene Leute, die ehrlich arbeiten“, schimpft der Bildhauer Klaus Herleb, Schöpfer des Hagener Planetenmodells: „Ich empfinde die Knete als absolute Unverschämtheit.“

Bewusste Provokation

Bildhauer Klaus Herleb.
Bildhauer Klaus Herleb. © WP Michael Kleinrensing

Die Hagener Künstler vermuten, dass Matysik, der einst eine Gastprofessour an der Fachhochschule für Kunst in Arnstadt besaß und dem Deutschen Künstlerbund angehört, sie möglicherweise bewusst an der Nase herum geführt hat. Den sonst in der Hagenring-Galerie üblichen Aufbau einer Schau samt Pressekonferenz vier Tage vor der Eröffnung ließ er mit Verweis auf seinen Wohnsitz in Berlin platzen. Zudem holte er die Kinderknete am Samstag erst dann aus den drei mitgebrachten Kartons, nachdem Uwe Will, der ihn willkommen geheißen hatte, fortgegangen war. Und noch wenige Tage zuvor habe Matysik Fotos von anderen seiner Kunstwerke mit der Zusage, diese in der Wippermann-Passage zu zeigen, nach Hagen gemailt, berichtet Fritzsche, der sich von seinem Hauptstadt-Kollegen hinters Licht geführt fühlt: „Entweder ist der Mann schlichtweg überfordert oder er will uns bloß provozieren. Die Knete ist jedenfalls keine Kunst.“