Hagen. In den Lenneauen wird an fast jedem Wochenende gegrillt, getrunken und gefeiert – mit dem unschönen Nebeneffekt, dass die unorganisierten Partygäste massenhaft Müll zurücklassen.

Bevor die Jugendlichen die Federball-Schläger und den Fußball auspackten, es sich auf Badetüchern gemütlich machten und mit Rettungswesten bekleidet durch die derzeit kaum Wasser führende Lenne staksten, hatten sie den Uferbereich gereinigt. „Wenn wir hier montags mit unseren Ferienfreizeiten beginnen, sind die Auen oft total vermüllt“, berichtet Roland Holze (44), Leiter der Jugendgruppe aus Hombruch: „Dann schnappen wir uns einen Müllsack und machen erstmal sauber.“

So verantwortungsbewusst wie die jungen Leute aus dem Dortmunder Süden verhalten sich nicht alle Menschen, die Erholung in der Natur suchen. Und die Lenneauen sind ein beliebter Anlaufpunkt. Hier wird an fast jedem Wochenende gegrillt, getrunken und gefeiert – mit dem unschönen Nebeneffekt, dass die unorganisierten Partygäste massenhaft Müll zurücklassen. Montags ist das Landschaftsschutzgebiet regelmäßig mit leeren Flaschen, Einmalgrills, verbogenen Campingstühlen, Plastiktüten und Papp-Geschirr übersät. „Das ist nicht zu tolerieren“, sagt Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister im Hagener Norden: „Wir wollen den Menschen nicht ihr berechtigtes Freizeitbedürfnis madig machen, aber fordern alle auf, ihre Abfälle wieder mitzunehmen.“

Denn nicht immer ist montags eine Jugendgruppe zur Stelle und räumt auf. Dann bleibt der Unrat tagelang liegen, zersetzt sich, wird in die Lenne gespült und zu einer Gefahr für Tiere. Plastikreste werden zum Beispiel von Wasservögeln aufgenommen, berichtet Ralf Blauscheck von der Biologischen Station: „Der Kunststoff härtet im Körper aus und durchbricht die Magenwand, woran die Tiere qualvoll verenden.“ Aber auch die Scherben von zerdepperten Glasflaschen stellen ein enormes Verletzungsrisiko dar.

Mülleimer wurde demontiert

Wegen der zahlreichen Gäste, die sich vor allem an heißen Tagen auf den Wiesen unweit des Zusammenflusses von Lenne und Ruhr tummeln, befand sich früher ein Mülleimer am Rand des Gebüschs. Doch der Behälter wurde entfernt, weil er das gegenteilige Ergebnis bewirkte: nicht weniger, sondern mehr Abfall war die Folge. Ein typischer Fall von Mülltourismus, so Kohaupt: „Wenn der Eimer voll war, haben die Leute ihren Abfall einfach auf die Erde geschmissen.“ Als es im Frühling einmal überhand genommen hatte mit der Vermüllung der Lenneauen, haben Feuerwehrleute das idyllische Fleckchen Erde gesäubert. Aber auch heimische Angler räumen den Unrat hin und wieder weg.

Dreieckiges Schild mit grünem Rand

In einem Landschaftsschutzgebiet sind Auflagen und Verbote meist nicht so weitreichend wie in Naturschutzgebieten.

Ein Landschaftsschutzgebiet wird von einem mit grünem Rand und einem Adler ausgewiesen.

In Hagen gibt es 42 Landschaftsschutzgebiete.

Weder der Politiker Kohaupt noch der Umweltschützer Blauscheck wollen die häufig improvisierten Partys am Flussufer untersagen lassen: „Man kann den Menschen nicht alles verbieten und muss ihnen vor allem einen Zugang zur Natur ermöglichen.“ Doch weil seltene Arten wie der Eisvogel ganz in der Nähe brüten und fischen, dürfe die Landschaft nicht leichtfertig verschmutzt werden. Deshalb setzen sie auf eine Bewusstseinsänderung und wenden sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit: „Lasst keinen Müll zurück.“ Wäre doch fabelhaft, wenn das alle Menschen, die zum Verschnaufen die Lenneauen aufsuchen, so verinnerlichen würden wie die Jugendlichen aus Dortmund, die ihre eigenen Abfälle zum Ende der Ferienfreizeit wieder im Rucksack verstauen.