Hagen. Die Arbeitsagentur in Hagen, die auch für weite Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises zuständig ist, hat mit Marcus Weichert einen neuen Chef. Und der kommt aus der Privatwirtschaft.

Er ist quasi ein Exot, das weiß er. Denn Marcus Weichert kommt zum einen aus der Privatwirtschaft und zum anderen hat er mit Nordrhein-Westfalen bislang so gut wie gar nichts zu tun gehabt. Doch der neue Chef der Arbeitsagentur in Hagen mit 339 Mitarbeitern will beides als Chance nutzen. „Ich komme mit einem völlig unbefangenen Blick auf die Dinge“, sagt der 39-Jährige mit unverkennbarem Berliner Zungenschlag.

Er tritt die Nachfolge von Thomas Helm an, der nach fünf Jahren in Hagen an die Spitze der Arbeitsagentur in Hamm gewechselt ist. Helm galt als effektiver Manager, war aber ein Eigengewächs der Arbeitsagentur mit viel Stallgeruch, der noch vor den großen Arbeitsmarktreformen, als die Behörde noch Bundesanstalt hieß, dort seine Karriere begann.

Für die CDU im Berliner Parlament

Marcus Weichert hingegen ist überhaupt erst seit einem Jahr bei der Arbeitsagentur beschäftigt. Seit dem Jahr 2010 stellt die Agentur für Arbeit bundesweit drei bis vier externe Führungskräfte pro Jahr ein. Marcus Weichert ist eine von ihnen. Zuletzt war der gelernte Bank- und Versicherungskaufmann und studierter Jurist Geschäftsführer in einem Biotechnologie-Unternehmen. Zudem saß er für die CDU einige Jahre im Berliner Abgeordnetenhaus. Warum jetzt der Wechsel in den Staatsdienst? „Weil ich mich gern für Menschen engagiere, das auch privat tue, etwa bei den Rotariern. Und das nun auch beruflich tun möchte.“

Überraschungseffekt bei Mitarbeitern

Marcus Weichert (39) will bei seiner Arbeit auf eine verstärkte Kooperation mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, Kommunen, Kirchen und anderen Akteuren am Arbeitsmarkt setzen.

Dass er als Externer gleich an die Behördenspitze wechsele, habe bei den Beschäftigten sicherlich zu einem Überraschungseffekt geführt. Er nehme aber auch eine gewisse Neugierde bei den Mitarbeitern wahr. Er selbst gehe mit Respekt an sein neues Amt.

Die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit und eine enge Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, das in Hagen von Stadt und Arbeitsagentur gemeinsam betrieben wird, formuliert er als Ziel. Ebenso eine verstärkte Kompetenz bei der Inklusion Behinderter in die Arbeitswelt und eine weitere Verbesserung der Ausbildungssituation.

Dass Marcus Weichert nach nur einem Jahr bei der Bundesagentur -zuletzt leitete er in der Nürnberger Zentrale ein zentrales Projekt für Unternehmensentwicklung und strategisches Controlling - den Chefposten in Hagen erhalten hat, empfindet der 39-Jährige als Ehre.

Zweitwohnsitz in Eilpe

Und obwohl er noch seinen Erstwohnsitz in Berlin-Spandau hat, wo seine Frau als Schulsekretärin arbeitet, will er sich stark auf Hagen einlassen. „Ich habe eine Wohnung in Eilpe, bin unter der Woche hier und werde es auch öfter an Wochenende sein.“ Ansprechbar will der neue Arbeitsagentur-Chef sein. Und er ist sich sicher, dass die Hagener dieses Angebot auch nutzen werden, denn schon nach wenigen Tagen zieht er ein positives Fazit: „Die Hagener sind sehr offene Menschen. Wenn ich in Eilpe einkaufen gehe oder eine Pizza esse, dann bin ich schon mehrfach angesprochen worden.“

Und trotz bisheriger NRW-Ferne fühlt er sich auch inhaltlich Hagen ganz nahe: „Ich komme zwar aus dem großen Berlin, aber mein Bezirk Spandau hat einen ähnlichen Strukturwandel zu bewältigen wie Hagen. Da erkenne ich doch vieles wieder.“