Lennetal. . CDW erhielt das Zertifikat für Nachwuchsförderung, das die Arbeitsagentur an Firmen vergibt, die sich in hervorragender Weise um die Ausbildung junger Mensch verdient machen.
Den meisten Hagenern dürfte der Mann gänzlich unbekannt sein, und doch gehört er zu den einflussreichsten Akteuren im Wirtschaftsleben der Stadt: Marco Luciani (42), Ausbildungsleiter bei C.D. Wälzholz, mit 932 Beschäftigten nicht nur größte Metall verarbeitende Firma in Hagen, sondern auch Weltmarktführer im Bereich des Kaltwalzens, Familienunternehmen und Traditionsbetrieb (gegründet 1829). Am Donnerstag rückte Luciani ins Licht der Öffentlichkeit. Er durfte das Zertifikat für Nachwuchsförderung entgegen nehmen, das die Arbeitsagentur an Firmen vergibt, die sich in hervorragender Weise um die Ausbildung junger Mensch verdient machen.
Hauptabteilungsleiter Michael Bösebeck und Personalchef Thomas Höll ließen Luciani gern den Vortritt, denn sie wissen, was sie an dem gebürtigen Hohenlimburger mit italienischen Vorfahren haben. „Er ist das Gesicht der Berufsausbildung bei C.D. Wälzholz und inzwischen auch darüber hinaus“, beschrieb Höll den Chefausbilder: „In seiner Person verbinden sich Aufgabe und Persönlichkeit in perfekter Weise.“
Soziale Verantwortung
C.D. Wälzholz ist erst das siebte Unternehmen, das mit dem seit 2005 verliehenen Preis geadelt wurde. Thomas Helm, scheidender Chef der Arbeitsagentur – er wechselt zum 1. April in gleicher Funktion nach Hamm –, ließ keinen Zweifel daran, dass die Firma eine Vorbildfunktion einnehme. Allein in den letzten fünf Jahren habe CDW 100 Lehrlinge eingestellt, auch im kommenden August werden 16 junge Leute im Lennetaler Werk eine Ausbildung als Verfahrensmechaniker, Industriekaufmann oder Werkstoffprüfer beginnen: „Sie haben gute Aussichten, nach erfolgreichem Abschluss eine weitergehende berufliche Perspektive zu erhalten und in eine Anstellung übernommen zu werden“, freute sich Helm: „Die Firma ist sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst.“
Firma mit weltweit 1900 Mitarbeitern
Die Firma C.D. Wälzholz wurde 1829 von Caspar D. Wälzholz im Nahmertal gegründet. Sie stellt Drähte her und wird von einem Wasserrad betrieben. Verkaufsschlager sind bald Spezialdrähte für Regen- und Sonnenschirme.
Das Wasserrad wird 1964 durch eine Dampfmaschine ergänzt.
In den Folgejahrzehnten expandiert die Firma, überlebt Wirtschaftskrisen und Turbulenzen und baut 1966 das zentrale Verwaltungsgebäude in Fley.
Heute beschäftigt CDW weltweit 1900 Mitarbeiter, davon 1373 in Deutschland. Wichtige Standorte sind neben Hagen Plettenberg, Oberkochen/Baden-Württemberg, China und Brasilien.
Die Firma produziert vor allem Bandstahlprodukte für die Automobil-, die Windkraft- und die Elektroindustrie.
Jobgarantie für zwölf Monate
Tatsächlich werde jeder Azubi mit dem Versprechen eingestellt, dass er nach der Ausbildung mindestens zwölf Monate bei CDW arbeiten darf, erläuterte Hauptabteilungsleiter Michael Bösebeck: „Diese Garantie geben wir unabhängig vom Bedarf.“ Damit solle verhindert werden, dass sich Lehrlinge in der Prüfungsphase mit der Frage, ob sie anschließend noch einen Job besitzen würden, auseinandersetzen müssen. Es sind nicht zuletzt diese attraktiven Rahmenbedingungen, die bei jungen Menschen in Hagen und Umgebung das Begehren wecken, Teil der großen CDW-Familie zu sein. Für die Anziehungskraft der Firma spricht auch, dass die Fluktuation bei unter 1 Prozent liegt: „Wer einmal bei uns arbeitet, verlässt uns bis zur Rente nicht mehr“, so Bösebeck.
Zu wenig Lehrstellen in Hagen
Natürlich profitiert C.D. Wälzholz von seiner Größe. Oder andersherum: Das Unternehmen macht sich seine Größe zunutze, denn einen Vollzeit-Ausbildungsleiter, weitere Ausbildungsbeauftragte in den verschiedenen Abteilungen und eine Azubi-Sprecherin können sich viele kleinere Betriebe nicht leisten. Dennoch kam Helm gestern nicht darum herum, von einem „gravierenden Ausbildungsproblem“ in Hagen zu sprechen. Im vergangenen Jahr habe es 2157 Bewerber um eine Lehrstelle in der Stadt gegeben, denen lediglich 994 Ausbildungsplätze gegenüber gestanden hätten.
Mit einer solch miserablen Quote lassen sich Perspektiv- und Arbeitslosigkeit junger Menschen kaum bekämpfen. „Bei Firmen wie CDW funktioniert die Ausbildung“, so Helm: „Aber in der breiten Masse müssen die Hagener Unternehmen einfach mehr Lehrstellen schaffen und sich stärker um Nachwuchs bemühen.“