Hagen. . Von einem Streit zu sprechen wäre übertrieben, aber sehr unterschiedliche Akzente setzten der Kreishandwerksmeister und der Oberbrürgermeister schon beim Thema Auszubildende.
Von einem Streit zu sprechen wäre übertrieben, aber sehr unterschiedliche Akzente setzten sie schon beim Thema Auszubildende, der Kreishandwerksmeister Joachim Beinhold und Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Sie waren gestern die Redner beim gut besuchten Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft.
Und Beinhold sagte dabei: „Ausbildungsanspruch und Ausbildungswirklichkeit klaffen oftmals weit auseinander. Und das insbesondere in der Anspruchshaltung junger Menschen, die bei ihrer Ausbildungsplatzsuche nicht das für sie Passende – und das gilt insbesondere für eine Vielzahl von Handwerksberufen – zu finden glauben.“ Neben teilweise erschreckenden Defiziten bei der schulischen Qualifikation gebe es bei den Bewerbern auch – was häufiger schwerer wiege – auch Defizite in „unabdingbaren Grundtugenden wie Einsatzbereitschaft, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und kollegialer Kooperationsbereitschaft“.
Der Oberbürgermeister hielt dagegen: Er sei auf eine Beschreibung aus dem Jahr 1908 gestoßen, als man sich auch schon über die angeblich mangelnde Disziplin der Jugendlichen beschwert habe. Und auch er habe sich vor Jahren Vorhaltungen seiner Eltern anhörten müssen: „Als ich mit langen Haaren nach Hause kam, hieß es, ich brächte die Motten mit ins Haus.“
Lob für hohe Ausbildungsquote
Die Beschwerden über die Jungen seien also kein Phänomen nur unserer Zeit. Es gelte aber gerade angesichts der demografischen Entwicklung: „Wir könne nur mit den
Mehr als 1000 Mitgliedsbetriebe in 15 Innungen
An der insgesamt positiven Bilanz der wirtschaftlichen Entwicklung der Hagener Handwerksbetriebe habe sich im Jahr 2014 nichts geändert, so Kreishandwerksmeister Joachim Beinhold.
Der etwas mehr als 1000 Mitgliedsbetriebe zählende Bestand der 15 Mitgliedsinnungen sei stabil, auch wenn sich – wie allgemein in der Handwerkswirtschaft erkennbar – Konzentrationstendenzen abzeichneten. Durch betriebswirtschaftliche Zwänge oder ungelöste Betriebsnachfolgen.
Menschen arbeiten, die wir haben. Und wir brauchen alle Talente.“ Sicherlich seien Jugendliche heute oft selbstbewusster, nähmen nicht mehr einfach Anweisungen hin, sondern hinterfragten sie kritisch. Schulz: „Das ist dann schon mal anstrengender.“ Aber sicherlich müsse das Handwerk auch heute über die fachliche Ausbildung hinaus bei der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen Aufgaben übernehmen. „Ehrlich gesagt, das war doch auch schon früher so.“
Ausdrücklich lobte Schulz hingegen die weiterhin hohe Ausbildungsquote in Hagens Handwerksbetrieben: 1500 Plätze würden dort nach wie vor bereit gestellt. Und mit Kreishandwerksmeister Joachim Beinhold war er sich einig in der Ablehnung einer Ausbildungsabgabe.
Augenmaß angemahnt
Kritik gab es vom Kreishandwerksmeister in Richtung Enervie: Bei der Neuausrichtung des Unternehmens hin zu mehr Service - und Dienstleistungen erwarte das Handwerk „von den kommunalen Hauptanteilseignern unseres regionalen Energieversorgers Enervie eine Ausrichtung dessen zukünftiger Geschäftsfelder mit Augenmaß und Rücksicht auf die Marktgegebenheiten“. Die betroffenen Handwerkszweige hätte nur aus unserer Zeitung erfahren, dass Enervie auch auf eine Kooperation mit dem heimischen Handwerk setze. Dies lasse auf einen „Nachholbedarf in der Kommunikationskultur dieses Unternehmens“ schließen. Auch hier sei OB Schulz als Aufsichtsratsvorsitzender gefordert.