Hagen. . „Die gerade Linie ist nicht nur seelenlos, sie ist auch gottlos.“ So lautete eine Überzeugung des Universalkünstlers Friedensreich Hundertwasser.

„Die gerade Linie ist nicht nur seelenlos, sie ist auch gottlos.“ So lautete eine Überzeugung des Universalkünstlers Friedensreich Hundertwasser (1928-2000), nach der er sich ein Leben lang künstlerisch ausgerichtet hat.

Das Hagener Osthaus-Museum präsentiert vom 1. Februar bis zum 10. Mai eine Retrospektive mit 130 Arbeiten dieses so außergewöhnlich Kreativen. „Wir zeigen wirklich den ganzen Hundertwasser“ sagt Osthaus-Direktor Tayfun Belgin stolz, und er verweist dabei auf Bilder, Grafiken, Zeichnungen, Modelle, Bucheinbände, Münzen, Keramiken und Tapisserien. Ja, selbst eine Pflanzenkläranlage sowie eine Humus-Toilette von Hundertwasser sind zu bestaunen. Und auch noch eine ganz besondere Fahne: „Auf ihr verbinden sich jüdische und islamische Symbole als das Angebot einer friedlichen Koexistenz. Dieses Exponat halte ich angesichts der gegenwärtigen politischen Situation für ganz besonders wichtig“, betont Direktor Tayfun Belgin.

Besonderes Licht- und Farbkonzept

Den Besucher empfängt die kunterbunte Hundertwasser-Schau in gedämpftem Licht und mit einem besonderen Farbkonzept. Die Räume wurden für die Ausstellung eigens blau, violett und anthrazit gestrichen, um die jeweilige Wirkung der Hundertwasser-Arbeiten noch weiter zu betonen. Ein eigene Abteilung ist dem Bereich der Ökologie gewidmet, dem sich der Künstler auch in seinem ganz normalen Alltag intensiv gewidmet hat. Im Ausstellungskatalog würdigt der Leiter des Hagener Umweltamtes, Dr. Ralf-Reiner Braun, unter der Überschrift „Grüne Stilfragen“ den Künstler Friedensreich Hundertwasser als einen der ersten Umweltaktivisten.

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Es ist annähernd 20 Jahre her, dass es eine ähnlich umfassende Hundertwasser-Schau in Europa gegeben hat; Hagen ist es mit Leihgebern aus Österreich, Frankreich, Belgien, Italien und anderen Ländern gelungen, eine faszinierende Gesamtaufsicht auf das schillernde Lebenswerk Hundertwassers zusammenzustellen. Das Ergebnis präsentiert sich als eine berührende Märchen- und Ideenwelt, eingebettet in eine beinahe mystische Atmosphäre.

Nicht nur um die Werke zu schützen, wurde das Licht deutlich heruntergedimmt; die halbdunkle Ausstellungssituation kommt auch dem ganzheitlichen Natur-Ansatz Hundertwassers wie in einer kunstvollen Dschungelszenerie zugute. „Meine Farben strahlen aus dem Dunkeln“, hat der Künstler einmal erklärt und genau diesem Ansatz folgt die Hagener Ausstellung.

Überzeugende Lebensphilosophie

Dass die Bilder gut zehn Zentimeter auf speziellen Vorrichtungen von den Wänden abgerückt hängen, entspricht ebenfalls einem eigensinnigen Hundertwasser-Anliegen, ebenso wie die besondere Berücksichtigung seiner zahlreichen Architektur-Vorschläge und entsprechenden Umsetzungen, die in Hagen als imposante Modelle zu sehen sind.

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„Wir sind nur Gast der Natur“, hat Friedensreich Hundertwasser stets gemahnt, und er hat programmatisch hinzugefügt: „Jeder Baum mehr ist eine Chance mehr.“

Die Hagener Schau ist das Ergebnis einer gelungenen Kooperation des Osthaus-Museums mit der gemeinnützigen Hundertwasser-Stiftung in Wien und der Frankfurter Einrichtung „Die Galerie“. Nur in diesem Verbund war eine derart qualitative wie auch kostenintensive Realisierung überhaupt möglich. Die Präsentation spiegelt nun nicht nur das imponierende Lebenswerk eines genialen Künstlers. Hier verdichtet sich förmlich eine umfassende Lebensphilosophie, die bis heute nichts von ihrer dringlichen Aktualität verloren hat. Nicht belehrend, sondern vielmehr aufklärend mit den visuellen Mitteln der ästhetischen Unterhaltung - so funktioniert dieses Kulturangebot prächtig.