Hagen. . Der Euro, die Kommunalwahlen und der Wert der handwerklichen Ausbildung - das waren Themen beim gut besuchten Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Hagen.

Er zog eine „insgesamt zufriedene Bilanz“ für das vergangene Jahr – und dementsprechend positiv blickte Kreishandwerksmeister Joachim Beinhold auch auf das neue. Die politischen Rahmenbedingungen hätten sich verbessert, sagte er gestern beim Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Hagen. Abzulesen sei das etwa beim Bekenntnis sowohl der rot-grünen Landesregierung als auch der schwarz-roten Bundesregierung zum Meisterbrief.

Eine ähnliche parteiübergreifende Einigkeit wünscht sich Beinhold auch für die Kommunalpolitik. Aber hier ist er skeptisch: „Ein Konsens über die Parteien und gesellschaftlichen Gruppen hinweg ist in Hagen nicht in Sicht.“ So sein pessimistischer Blick auf die lokale Lage im Kommunalwahljahr 2014.

Klar aber auch seine Forderung an die Stadtpolitik: „Aus Sicht der Handwerksbetriebe darf es keine weitere Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer geben.“ Vielmehr müssten die städtischen Strukturen den schrumpfenden Einwohnerzahlen und der demographischen Entwicklung angepasst werden, so Beinhold vor mehr als 100 Gästen aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft. Dass auch das Handwerk im vergangenen Jahr im Arbeitsagentur-Bezirk Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen hat, führt der Kreishandwerksmeister nicht auf mangelnde Bereitschaft zurück. Vielmehr stünden die Betriebe vor dem Problem zu wenig geeigneter Bewerber.

Höherer Stellenwert für Ausbildung

Joachim Beinhold plädierte dafür, der handwerklichen Ausbildung auch gesellschaftlich wieder einen höheren Stellenwert beizumessen. Noch gelte viel zu oft, dass nur die sich für das Handwerk interessierten, die anderswo keinen Chance hätten: „Wir brauchen eine tatsächliche Gleichwertigkeit der akademischen und der handwerklichen Ausbildung.“

Lang und herzlich fiel der App­laus für Oberbürgermeister Jörg Dehm aus. Für ihn war es im jetzigen Amt der letzte Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft. Er würdigte das Engagement der Handwerker für das Gemeinwohl in der Stadt, „obwohl sie in ihren Betrieben vor genug Herausforderungen stehen“. Noch mehr Platz in seinem Grußwort nahm dagegen ein leidenschaftliches Plädoyer für ein gemeinsames Europa ein.

Die Vorlage dafür hatte der Gastredner des diesjährigen Neujahrsempfang gegeben. Prof. Dr. Dirk Sauerland, Volkswirtschaftler an der Privat-Universität Witten-Herdecke, erklärte die Euro-Turbulenzen der vergangenen Jahre. Und das auf sehr verständliche Weise. Grundtenor des Volkswirts: Trotz aller Schwierigkeiten ist eine Abschaffung des Euros keine Alternative, trotz niedriger Zinsen und einer großzügigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank gebe es keine Inflationsgefahr. Im Gegenteil: Die Inflationsrate sei für ein Wachstum eher zu niedrig.

Und: Nicht die Währung sei das größte Problem für die Stabilität Europas, sondern die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den Krisenländern: „Da ist eine ganze Generation ohne Hoffnung.“