Lüdenscheid/Hagen. Die Übernahme des Lüdenscheider Möbelhauses Sonneborn durch die XXXL-Gruppe zeigt, dass der Konzentrationsprozess in der Branche in vollem Gange ist

Möbelkunden in Südwestfalen werden künftig mit einem eingeschränkten Sortiment leben müssen. Nachdem der österreichische Branchenriese XXXLutz sich vor knapp einer Woche die Hälfte der Anteile am Einrichtungshaus Zurbrüggen mit Sitz in Unna gesichert hatte, übernahm er jetzt auch das Möbelhaus Sonneborn (Lüdenscheid/Iserlohn), zu dem seit einiger Zeit auch Möbel Zimmermann (Freudenberg) gehört.

Alle Mitarbeiter sollen übernommen werden, sicherte das Unternehmen zu. Damit ist in Südwestfalen in der Zurbrüggen-Größenliga als einziges Familienunternehmen das Werler Möbelhaus Turflon übrig geblieben.

Dessen geschäftsführender Gesellschafter Guido Münstermann (37) gibt sich unbeeindruckt: „Ich sehe das sehr entspannt“, sagt er. „Das ist eher gut als schlecht für uns. Wir haben investiert, keinen Stein auf dem anderen gelassen und hatten ein sehr erfolgreiches Jahr 2014. Da müssen wir jetzt nicht in Aktionismus verfallen.“

Übernahmeangebote kommen laufend

Keine Angst vor einer Übernahme? „Übernahmeangebote kommen laufend, wir wollen aber nicht“, so der Geschäftsführer und zeigt sich auch nicht ängstlich, was die Einkaufsmacht des Branchenriesen angeht: „Ich glaube nicht, dass die verbandsfrei günstiger einkaufen als wir. Unser Einkaufsverbund Einrichtungspartnerring hat auch gute Konditionen.“

Bewegung in der Möbelbranche. Von Übernahmen ist auch Südwestfalen betroffen.
Bewegung in der Möbelbranche. Von Übernahmen ist auch Südwestfalen betroffen. © Manuela Nossutta/Grafik

Die Beteiligung an Zurbrüggen hat Münstermann kommen sehen, die Sonneborn-Übernahme hat auch ihn überrascht. Aber NRW sei derzeit im Fokus der Möbelriesen. Das Revier sei gut versorgt und die A45 biete gute Erreichbarkeit - Freudenberg und Lüdenscheid seien zwei attraktive Standorte direkt an der Autobahn und Möbelkunden seien bereit, eine halbe Stunde Anfahrt in Kauf zu nehmen.

Sonneborn gibt keine Stellungnahme ab

Sonneborn äußerte sich auf Anfrage unsere Redaktion nicht. Offen blieb daher der geplante Bau des neuen Sonneborn-Hauses in Hagen-Haßley, für das mit Steuermitteln von 4,7 Millionen Euro bereits ein Kanal gelegt wurde. Auch XXXL-Sprecher Jan Viering in der Deutschlandzentrale in Würzburg wollte nicht dazu Stellung nehmen. Dem Vernehmen nach besteht grundsätzliches Interesse, die Planungen fortzuführen.

Konzentrationsprozess im Möbelhandel betrifft Südwestfalen 

„Das ist keine neue Fusionswelle, sondern der Konzentrationsprozess im Möbelhandel ist in vollem Gange und fokussiert sich jetzt auf die großen Drei Ikea, Höffner und XXXL“, sagte Stephanie Erben, Fachbereichsleiterin Handel und Dienstleistungen bei der SIHK zu Hagen. Das Interesse an Sonneborn sei verständlich gewesen - gute Lage an der A45, etabliert, beliebt bei den Kunden. Das Sortiment in Südwestfalen werde künftig eingeschränkt sein. Fast hätte XXXLutz in Hagen ein Möbelhaus gebaut“, fügt sie hinzu. Aber auf dem Max-Bahr-Gelände sei das am Bebauungsplan gescheitert.

„Die ganz Großen wachsen durch immer neue Zukäufe, die Kleinen profilieren sich in Nischen und mit guten Sortimenten und der Mittelstand wie Zurbrüggen und Sonneborn wird aufgekauft, wenn er interessant und verkehrstechnisch gut gelegen ist“, erläutert Andre Kunz, Geschäftsführer beim Bundesverband des deutschen Möbelhandels.

XXXL will Marktführer in Europa werden

XXXLutz, geführt von den Brüdern Seifert in Wels wolle Marktführer in Europa werden, rangele aber mit der Berliner Höffner-Gruppe um Platz 2 hinter Ikea. Mit weitem Abstand folge Portas. Kunz: „Die Großen werden immer größer - 2014 erzielten die Top 10 der Branche 15 Milliarden Euro Umsatz, das sind 48 Prozent des Branchenumsatzes. Das wird weiter nach oben gehen.“