Hagen. Um den maroden städtischen Haushalt zu sanieren, hat Haspes Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser einen Verkauf von Kunstwerken aus dem Karl-Ernst-Osthaus-Museum ins Spiel gebracht.

Um den maroden städtischen Haushalt zu sanieren, hat Haspes Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser einen Verkauf von Kunstwerken aus dem Karl-Ernst-Osthaus-Museum ins Spiel gebracht. Darüber müsse man angesichts des Spardrucks und der von den Sportvereinen geforderten Hallennutzungsgebühr diskutieren: „Es darf keine Tabus geben.“

Der SPD-Politiker betonte, er habe keine konkreten Kunstwerke im Auge. Zudem schloss er einen Verkauf von Bildern und Skultpuren, die in Dauerausstellungen des Museums oder im Hohenhof gezeigt werden, aus. Anders verhalte es sich jedoch mit den Kunstschätzen, die im Magazin lagerten und nie das Licht der Öffentlichkeit erblickten: „Die meisten Menschen in der Stadt wissen ja nicht einmal, was für Werke das sind. Ich will Transparenz.“

Weiterer Schließungstag

Deshalb müsse die Museumsleitung zunächst eine Bestandsliste mit allen im Haus vorhandenen Objekten vorlegen, in einem zweiten Schritt könnten die politischen Gremien über einen Verkauf einzelner Werke debattieren: „In Zeiten, in denen das Geld so knapp ist, dass Schulen nicht regelmäßig gereinigt und Bürgerämter geschlossen werden, müssen wir uns fragen, ob wir uns das Schöne noch leisten können.“

Thieser, der lange Vorsitzender des Stadtsportbundes war und ein erklärter Gegner der Sportstättennutzungsgebühr ist, verwies darauf, dass die Stadt 2014 lediglich 7,8 Millionen Euro in die Sportförderung gesteckt habe, Kultur und Wissenschaft jedoch mit 28,7 Millionen Euro unterstütze. Neben dem Verkauf städtischer Kunstwerke sei für ihn auch ein weiterer Schließungstag in den städtischen Museen denkbar: „Auch damit würden wir Geld einsparen. Für die paar Schülergruppen, die die Museen besuchen, blieben genügend Tage, um sie durch die Ausstellungen zu lotsen.“ Der hochsubventionierte Kunstbetrieb müsse stärkere Sparleistungen erbringen, sonst sei der Haushalt nicht zu konsolidieren.

Vor 16 Jahren ließ die Stadt einen Richter in London versteigern

Die Stadt Hagen hat schon einmal ein Bild verkauft, ein wertvolles sogar: 1998 wurde das Werk „Seestück, 1971“ von Gerhard Richter verkauft.

Das Bild des berühmten Kölner Malers (geb. 1932) hing im Büro des damaligen Oberstadtdirektors Dieter Freudenberger.

Beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s wurde das Kunstwerk, das der Arbeitgeberverband der Stadt einst geschenkt hatte, für 1,3 Millionen britische Pfund versteigert.

Das Geld (nach Abzug aller Kosten blieben rund 3,6 Mio. Mark übrig) floss allerdings nicht ins Stadtsäckel, sondern kam dem Museum zugute.

Das Osthaus-Museum investierte den Betrag in den Ankauf von Exponaten für seine wichtigsten Sammlungen.

Bereits im Hauptausschuss hatte der Linken-Vertreter Ralf Sondermeyer eine Anregung von Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) unterstützt, Kunstverkäufe aus dem Magazin des Kunstquartiers ins Auge zu fassen, um den Hagener Sportlern die drohende Energieumlage zu ersparen. Kämmerer Christoph Gerbersmann versuchte deutlich zu machen, dass es nicht um Einmaleffekte gehe, sondern strukturelle Einschnitte gefordert seien. Ein Hinweis, den Sondermeyer spontan konterte: „Wir können auch jedes Jahr ein Bild verkaufen, bis es Hagen wieder besser geht.“

Ein Theater für alle Bürger

Ähnliche Forderungen werden von anderen Politikern, die die Hallengebühr ablehnen, erhoben. So schlug Jochen Löher (Hagen Aktiv) in der Bezirksvertreteung Nord eine Erhöhung der Eintrittskarten im Theater um 1 Euro vor: „Jede Karte wird mit 80 Euro bezuschusst. Wenn wir da 1 Euro kürzen, ist die Hallennutzungsgebühr vom Tisch.“ Zwischen der Sport- und Kulturförderung bestehe eine eklatante Ungleichbehandlung in der Stadt, so Löher: „An den Theaterpreisen kann noch geschraubt werden.“

Derlei Aussagen treiben Dr. Hans-Dieter Fischer (CDU) auf die Palme, sieht er doch darin den Versuch, Sport und Kultur gegeneinander auszuspielen: „Das sind Tabubrüche, wie ich sie in dieser Stadt noch nicht erlebt habe.“ Fischer, eifriger Theatergänger und ehemals Vorsitzender des Sportausschusses, ist beiden Bereichen eng verbunden. Der Verkauf von Bildern aus dem Museumsdepot kommt für ihn nicht in Frage: „Dann würde ein Aufstand in Hagen losbrechen.“ Kultur habe in der Stadt seit den Zeiten von Karl Ernst Osthaus immer eine besondere Rolle gespielt. Auch das Theater sei nie als Kunststätte für die oberen Zehntausend konzipiert geweasen, sondern wolle die Bevölkerung in ihrer ganzen Bandbreite ansprechen: „Auch die einfacheren Schichten. Und die nehmen das auch an.“