Hagen. . Bei der Weihnachtsfeier der WBH tritt die „Voice-of-Germany“-Sängerin Jackie Bredie auf. Der WBH-Chef sieht darin aber keine Luxus-Feier.
Es liest sich wie die Ankündigung zu einem sehr aufwändigen Fest: Eisstockschießen und einen Skisimulator gibt es, kulinarisch reicht das Angebot von frischem Reibekuchen mit Lachs über Krustenbraten bis zu Crepes. Und dann wird bei der Weihnachtsfeier des städtischen Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) am 18. Dezember in der kleinen Fahrzeughalle auch Jackie Bredie mit ihrer Zwei-Mann-Band auftreten. Jene Hagener Künstlerin also, die bis vor Kurzem noch in der Sat1/Pro Sieben-Erfolgsshow „The Voice of Germany“ zu sehen war.
Zu viel Aufwand in Zeiten knapper Kassen? Nein, sagt WBH-Vorstand Hans-Joachim Bihs und rechnet vor: „ Für die zwei Betriebsfeste im Sommer und im Winter sind zusammen 40.000 Euro vorgesehen. Im Vergleich zu dem früher üblichen Betriebsausflug sparen wir gut 100.000 Euro.“ Dass solche Veranstaltungen im öffentlichen Dienst immer kritisch beäugt werden, weiß Bihs, aber er hält sie uneingeschränkt für sinnvoll: „Wir haben 350 Mitarbeiter, da ist eine Ausgabe von 40.000 Euro im Jahr vertretbar.“ Die Feiern seien sinnvoll für die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls: „Es ist wichtig, dass der Straßenbauer mal den Ingenieur in solch einer Runde kennenlernt.“
Nicht von Haushaltssperre betroffen
Da der WBH ein so genannter städtischer Eigenbetrieb ist, ist er nicht direkt von der vom Kämmerer verhängten Haushaltssperre betroffen. Trotzdem betont Bihs den Spareffekt. Der entsteht nach seiner Rechnung, weil das Ganze nicht mehr während der Arbeitszeit stattfindet – anders als der früher übliche Betriebsausflug. Dabei sei umgerechnet die jährliche Arbeitsleistung von zwei Vollzeitstellen drauf gegangen. Das gebe es nun nicht mehr, zudem könne der WBH die in der Zeit geleisteten Arbeiten den Auftraggebern in Rechnung stellen. Selbst wenn man nun noch die Kosten gegenüberstelle, gebe es eine Ersparnis von 100.000 Euro.
Im Rathaus während der Arbeitszeit
Bihs: „Und auch wenn das Ganze in der Freizeit stattfindet: Etwa 80 Prozent der Belegschaft kommt in der Regel zu den Feiern.“ Zudem: Die diesjährige Weihnachtsfeier könne ein bisschen üppiger ausfallen, weil man im Sommer sparsamer gewesen sei. Und die Sängerin Jackie Bredie trete für eine sehr moderate Gage bei der Feier auf.
Personalrat: Immer weniger Gemeinschaftsveranstaltungen
Zwar können Organisationseinheiten der Stadtverwaltung an einem Tag pro Jahr eine Gemeinschaftsveranstaltung während der Arbeitszeit durchführen. Nach Einschätzung von Thomas Köhler, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, wird das aber immer weniger in Anspruch genommen: „Die Kollegen fühlen sich schnell in Rechtfertigungszwang.“
Köhler findet die Entwicklung bedenklich: „Es ist wichtig für die Arbeit, dass sich die Teams dabei besser kennelernen.“
Dass der WBH-Chef betont, dass die Feier in der städtischen Tochtergesellschaft nicht während der Arbeitszeit stattfindet, kommt nicht von ungefähr. Denn in der eigentlichen Stadtverwaltung gibt es die Institution des „Betriebsausfluges“ während der Arbeitszeit noch. Sie heißt jetzt allerdings „Gemeinschaftsveranstaltung“. Jedes Jahr, so Stadtsprecher Michael Kaub, werde die Vereinbarung darüber zwischen dem Oberbürgermeister und dem Gesamtpersonalrat erneuert. Der Ist-Stand, der auch für das nächste Jahr gelten wird: Jede Organisationseinheit darf an einem Tag pro Jahr während der Arbeitszeit eine Gemeinschaftsveranstaltung organisieren – möglichst soll sie aber nicht die Öffnungszeiten für Bürger beeinträchtigen. Inhaltliche Vorgaben für den Tag gibt es nicht, doch außer der Arbeitszeit gibt es keine Zuschüsse der Stadt. „Eventuelle Fahrtkosten oder Verpflegung tragen die Mitarbeiter selbst“, so Stadtsprecher Kaub. Und offizielle Weihnachtsfeiern gebe es bei der Verwaltung auch nicht. Wenn überhaupt, dann träfen sich Kollegen privat in ihrer Freizeit.