Hagen. . Einen “tierischen Besuch im Jungen Museum“ bietet das Museum Osthaus in Hagen seinen Besuchern. Dabei werden den Gästen gleich zwei Ausstellungen präsentiert: Neben der Schau “InSightOut“ des Malers Dietmar Gross, zeigt das Museum 30 Werke der britischen Künstlerin Claire Morgan.

„Diese Künstlerin wird gewiss ihren Weg in die ganz großen Museen der Welt machen. Und wir haben hier vielleicht die letzte Möglichkeit, sie dem westfälischen Publikum in einer derart umfassenden Schau vorzustellen.“ Tayfun Belgin, Direktor des Hagener Osthaus Museums, weiß um die internationale Strahlkraft der britischen Kreativen Claire Morgan. Vor drei Jahren war schon einmal eine imposante Rauminstallation der Engländerin in Hagen zu sehen; nun präsentiert sie sich ab dem 16. November in der Ausstellung "Try Again. Fail Again. Fail Better" mit 30 Arbeiten, davon allein sechs Großinstallationen.

Es geht um die Beziehung zu Tieren, um ein Unbehagen gegenüber der Vergänglichkeit. Es geht auch um die Balance zwischen Bewegung und Stillstand, Natur und Zivilisation, Leben und Tod.

Äußerst filigrane Konstruktionen sind es, die Claire Morgan auch zeitlich höchst aufwändig erstellt. Feinste Fäden und Verknüpfungen spinnen förmlich Tierkörper ein und verdichten die Kompositionen zu geheimnisvollen Geschichten. Besser gesagt, zu Momentaufnahmen, bei denen der Betrachter ein mögliches Vorher und Nachher selbst erahnen muss.

Fliegen und Vögel, Mäuse und Katzen sucht Claire Morgan für ihre Objekte aus. Kulturfolger allesamt, also Kreaturen, die dem Menschen im Laufe der Zivilisation treu und erfolgreich gefolgt sind. Eine magische Atmosphäre umgibt dieses Arbeiten; faszinierend und rätselhaft zugleich.

Dietmar Gross zeigt Verstörendes

Das gilt auch für die Bilder von Dietmar Gross, die zeitgleich zur Morgan-Schau im Erdgeschoss des Osthaus Museums ausgestellt werden. Im Katalog muten seine Arbeiten wie verfremdete Fotografien an. Der direkte Augenschein aber verdeutlicht, dass es sich hier um in doppelter Hinsicht phantastische Gemälde handelt. Basierend auf der Kunst des 17. Jahrhunderts, wie beispielsweise eines Caravaggio, bedient sich Dietmar Gross maltechnisch betörend gut der altmeisterlichen Vorgaben und führt sie in unsere Gegenwart hinüber.

"Das Trojanische Pferd" von Dietmar Gross.

Die Ergebnisse sind nicht selten verstörend und surreal. Menschen mit mehreren Köpfen und Glied­maßen, Fabel- und Zwitterwesen, Mischgestalten als Tier und Mensch werden vorgestellt. Dietmar Gross liebt es, mit verschiedenen Wahrnehmungsebenen zu spielen, sie zu verknüpfen und gegeneinander zu stellen. Innere Befindlichkeiten werden im optischen Nebeneinander vorgeführt. Psychisches gerät aus der gedanklichen Tiefe in den visuellen Vordergrund.

Das Kreatürliche im Mittelpunkt

Die Grenze zwischen Tier und Mensch verschwimmt, das Allgemein-Kreatürliche wird zum Maßstab des Sehens und Bedenkens. In der Vervielfachung von Augen, Händen und Beinen spiegeln sich ganze Zeitabläufe. Dietmar Gross macht in seinen figurativen Übersetzungen simultane Entwicklungen sichtbar. Dabei bekommt der Mensch nicht selten etwas Tierisches in seine Züge und in sein Wesen buchstäblich hineingemalt.

So unterschiedlich und selbstständig die beiden Ausstellungen im Osthaus Museum auch sind, so finden sich in der Mensch-Tier-Beziehung sehr wohl auch inhaltliche Parallelen. Für den Besucher eröffnen sie dabei quasi Spannungsfelder im Doppelpack. Die beiden künstlerischen Auseinandersetzungen loten philosophische Tiefen existenzieller Fragen aus und geben jeweils höchst eigenwillige, beziehungsweise sperrige Antworten. Und gerade das macht auch den Reiz dieses außergewöhn­lichen Angebots aus.