Fröndenberg. Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Eine Betroffene initiiert nun einen Gesprächskreis.

Es ist ein höchst sensibles Thema: Frauen, die ungewollt keine Kinder bekommen. Hierfür wird derzeit in Fröndenberg ein Gesprächskreis aus der Taufe gehoben.

Ab einem gewissen Lebensalter und wenn man beruflich und finanziell entsprechend aufgestellt ist, kommt häufig der Wunsch nach Nachwuchs auf. Doch was ist, wenn dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht, wenn der Traum des Mutterseins zerplatzt wie eine Seifenblase? Diese Situation kann für Frauen extrem belastend sein.

Wenn eine Frau ungewollt kinderlos bleibt, kann das äußerst belastend sein (Symbolbild).
Wenn eine Frau ungewollt kinderlos bleibt, kann das äußerst belastend sein (Symbolbild). © Hamburg | Mascha Brichta

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb eine Frau kinderlos bleiben kann – etwa durch Lebensumstände, Krankheiten oder durch einen Schicksalsschlag. Zusätzlich belastend zum unerfüllten Kinderwunsch können Äußerungen des Umfelds sein, wie Susanne Götz, die sich beim Kreis Unna beruflich um das Thema Selbsthilfegruppen kümmert, weiß: „Da kommt häufig die Frage: ,Wann ist es bei euch denn soweit?‘ Das ist furchtbar, dass Frauen sich da rechtfertigen müssen.“ Ein unerfüllter Kinderwunsch sei häufig ein schambesetztes Thema: „Dazu kommt der Gedanke vieler betroffener Frauen, dass sie sich deswegen nicht als vollwertige Frau fühlen.“

Susanne Götz organisiert nicht nur die Selbsthilfegruppen beim Kreis Unna, sondern ist auch Ansprechpartnerin für Betroffene, die auf diese Weise zu ihrem eigenen Schutz anonym bleiben können - wie im aktuellen Fall die Fröndenbergerin, die den Gesprächskreis für ungewollt kinderlose Frauen initiieren möchte.

Auch interessant

Es ist teilweise furchtbar, wie die Frauen behandelt werden. Sie werden lapidar abgefertigt, oft sehr unsensibel.
Susanne Götz - Kreis Unna, über die Erfahrung von ungewollt kinderlosen Frauen bei medizinischen Behandlungen

Auch während medizinischer Behandlungen, um sich vielleicht doch noch den Kinderwunsch erfüllen zu können, müssten Frauen mitunter unschöne Erlebnisse verkraften, weiß Susanne Götz: „Es ist teilweise furchtbar, wie die Frauen behandelt werden. Sie werden lapidar abgefertigt, oft sehr unsensibel.“

Gefühle wie Trauer, Wut und auch Neid

Der Abschied von der Möglichkeit, ein leibliches Kind zu bekommen, könne von Frauen als Krise erlebt werden. Was in vielen Fällen übrigbleibe, seien Gefühle wie Trauer, Wut und auch Neid gegenüber anderen, die sich den Kinderwunsch erfüllen konnten.

Auch interessant

Oft können sich psychische Erkrankungen wie Depressionen und Ängste entwickeln. Um gegen diesen Sturm an negativen Gefühlen anzukämpfen und neue Perspektiven und Lebensfreude zu schaffen, soll nun in Fröndenberg der Gesprächskreis für betroffene Frauen entstehen. Hier können Betroffene offen und unbeschwert über ihre Gefühle sprechen und auch neue Kontakte knüpfen. Die Gruppentreffen sollen in Fröndenberg stattfinden.

Susanne Götz ist sich sicher, dass die Gruppe weit über Fröndenberg hinaus Frauen interessieren wird. Denn die Gruppengründung füllt hier eine Lücke. Im Umkreis gebe es kein einziges vergleichbares Selbsthilfeangebot für betroffene Frauen, erklärt Susanne Götz: „Wir werden deshalb ein relativ großes Einzugsgebiet haben. Das Thema ist im Umkreis noch nicht besetzt. Es können deshalb auch Frauen aus dem ganzen Kreis Unna, aus dem Märkischen Kreis, aber auch aus Hagen, Hamm und Dortmund kommen.“

Interessierte können sich bei der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen im Treffpunkt Gesundheit, Kleppingstraße 4, Schwerte, anmelden. Ansprechpartnerin für alle Fragen ist Susanne Götz. Sie ist zu erreichen unter Telefon 0 23 04-2 40 70 22 oder per Mail an selbsthilfe@kreis-unna.de. Alle Anfragen werden vertraulich behandelt.