Fröndenberg/Kreis Unna. Mehrere Großeinsätze halten die Behörden 2019 auf Trapp. Doch die Ermittlungen bleiben bisher erfolglos – weitere Hinweise sind nötig.

Mehrere Großeinsätze haben im vergangenen Jahr die Behörden im Kreis Unna in Atem gehalten. Ein oder mehrere Unbekannte hatten anonym Briefe verschickt, in denen sie Tüten mit weißem Pulver drapiert hatten. Unter anderem das Justizvollzugskrankenhaus und die Polizeidienststelle in Fröndenberg waren betroffen. Da nicht klar war, um welche Substanz es ging, waren jedes Mal aufwendige Einsätze mit Spezialkräften nötig. Die Suche nach dem oder den Tätern ist hingegen bisher erfolglos. „Wir haben das Verfahren noch nicht formal eingestellt“, sagt Henner Kruse, Sprecher der Dortmunder Staatsanwaltschaft. Aber darauf werde es hinauslaufen.

Was war passiert?

Im April 2019 startete der Spuk: Briefe von anonymen Absendern, die mit Pulver befüllten Tüten versehen waren, gingen beim Katharinen Hospital Unna, dem Rathaus Werne, dem Justizvollzugskrankenhaus (JVK) Fröndenberg, der Polizeidienststelle Fröndenberg, bei Ikea Kamen und der Agentur für Arbeit in Hamm ein. Im Juli und Dezember folgten weitere.

Bei den Einsätzen in Fröndenberg wurde niemand verletzt. Gegen 13 Uhr am 4. April wurde der ungewöhnliche Inhalt des Briefes im JVK bemerkt. Sofort wurden Feuerwehr und Task Force gerufen. Jörg Sommer, Leiter der Fröndenberger Feuerwehr, war vor Ort. „Wir sind im Vorfeld über die Tütchen, die im Umlauf sind, alarmiert worden“, sagte Sommer damals.

Zwischen April und Dezember: Die Taten im Zeitstrahl

Mehrere Einsätze ereigneten sich beinahe zeitgleich. Nicht nur im Kreis Unna, auch in Dortmund und Hamm gab es Fälle.

8. April: Gegen 10 Uhr gegen im Katharinen Hospital Unna und im Rathaus Werne Briefe mit der unbekannten Substanz ein. Gegen 13 Uhr gibt es einen weiteren Fall in der JVK Fröndenberg. Eine Analytische Task Force (ATF) aus Dortmund ist im Einsatz an allen drei Standorten.

9. April: Gegen 13 Uhr wird die Polizeidienststelle in Fröndenberg gesperrt, weil dort ein Brief samt Tüte eingegangen ist. Auch bei Ikea in Kamen geht ein solcher Brief ein – genau wie in der Agentur für Arbeit in Hamm. Überall laufen Einsätze.

3. Juli: Sowohl am WDR-Landesstudio Dortmund als auch am Privathaus eines Journalisten in Dortmund-Brackel sind Briefe mit verdächtigen Substanzen angekommen. Der Staatsschutz wird eingeschaltet.

4. Juli: Bei Antenne Unna taucht im Briefkasten ein Brief mit einem Tütchen im Inneren auf. Mehrere Personen müssen über Stunden ausharren. Ein Großeinsatz startet.

10. Dezember: Auch die Redaktion des Hellweger Anzeigers wird Opfer der Attacken. Das Verlagshaus muss evakuiert werden. Wieder ist Post mit verdächtigem Inhalt eingetroffen. Am selben Tag stellt sich hier heraus: Es handelte sich um Waschmittel.

Zwischenzeitlich waren 40 Einsatzkräfte im JVK. Eine Evakuierung der Gefangenen wurde nicht nötig. Einen Tag später, gegen 13 Uhr, bemerkt auch die Polizeidienststelle in Fröndenberg einen ähnlichen Brief. Der Bereich um die Wache wurde abgesperrt und die Feuerwehr rückte zur Gefahrenabwehr an. Die Spezialeinheit der Feuerwehr Dortmund sicherte den Umschlag und untersuchte das Pulver im Labor.

Wie wurde ermittelt?

„Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen Täter handelt“, sagt Henner Kruse. Deshalb würden alle Fälle unter einem Aktenzeichen geführt. Wie genau die Ermittlungen gelaufen sind, wird nicht bekannt. Aber: „Normalerweise werden solche Briefe auf DNA und Fingerabdrücke untersucht“, sagt Kruse. Es sei schwer, in einem solchen Fall zu ermitteln. Der Grund: Meist gehen solche Briefe durch viele Hände, bevor die Ermittler sie bekommen.

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Um was für eine Substanz geht es?

Die Substanz, die sich in den Briefen befunden hat, war in allen Fällen harmlos. Worum genau es sich handelte, wird aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt. Klar ist nur, dass es sich bei der Attacke auf den Hellweger Anzeiger um Waschmittel gehandelt hat. Das hatte die Analytische Task Force der Feuerwehr Dortmund den Beteiligten kurz nach dem Einsatz mitgeteilt.

Wie geht es weiter?

Da die Polizei keinen Täter ermitteln konnte, hat sie das Verfahren an die Staatsanwaltschaft weitergegeben, sagt Christian Stein von der Kreispolizeibehörde Unna. Vermutlich werde das Verfahren förmlich eingestellt, sagt Kruse. „Aber die Akte wird ja nicht weggeschmissen, wenn ein Verfahren eingestellt wird.“ Sobald es neue Hinweise gebe, werden die Fälle neu betrachtet.