Fröndenberg. . Metzgermeister Christian Rafalcik trotzt der Discounter-Konkurrenz. Der Fröndenberger expandiert. In Unna eröffnet er den „Hackepeter“.
Das Metzger-Handwerk steht unter Druck. Discounter setzen Fleischereien mit brutalen Billigpreisen zu. Was Verbraucher freut, führt auf der anderen Seite zur Verarmung von Innenstadt und Ortsteilen. Der Fröndenberger Metzgermeister Christian Rafalcik hält gegen. Am 23. Februar eröffnet er, gemeinsam mit Ehefrau Monika, in Unnas Fußgängerzone Metzgerei plus Edel-Imbiss namens „Hackepeter“. Ein Ausweg aus der Branchenkrise.
Landwirte persönlich
Was bieten die Rafalciks in der Kreisstadt? „Selbst hergestellte Fleisch- und Wurstwaren aus Fleisch von lokalen Erzeugern, ein schmackhaftes, täglich frisches Mittagsbüffet sowie feine Snack- und Steakkreationen“, sagt Christian Rafalcik. „Wir kennen die Landwirte persönlich. Wir kriegen unsere Schweine aus Schwitten und unsere Hähnchen aus Fröndenberg, unser Rindfleisch aus Unna und unser Lammfleisch aus Hemmerde. Das können die Einzelhändler meistens nicht.“
„Vattas Lieblingsspeise“
Der Name des Ladens klingt bodenständig. Wo kommt er her? „Das war Vattas Lieblingsspeise“, erzählt Christian Rafalcik, „wenn er das nicht kriegte, war er schlecht gelaunt.“ Für Zugereiste: Hackepeter ist auch als Mett bekannt. Das ist gehacktes Muskelfleisch, das einen einprozentigen Salz-Zusatz haben darf. Früher wurde das Fleisch per Messer zerkleinert, seit geraumer Zeit indes wird es buchstäblich durch den Wolf gedreht.Apropos Mittagstisch: „Wir haben 30 Steh- und Sitzplätze“, erläutert Christian Rafalcik sein Einrichtungskonzept. Die Imbiss-Theke ergänzt eine sechs Meter lange Fleischtheke.
Der kleine Unterschied
Unterscheidet sich das Konzept in Unna von den beiden angestammten Läden in Fröndenberg? „Wir gucken immer, ob wir Trends mitgehen“, sagt Christian Rafalcik, „aber unsere eigenen Produkte wollen wir natürlich in den Vordergrund stellen. Unsere Ware hebt sich ja im Geschmack doch ein bisschen ab von dem, was man in der Industrie kaufen kann.“
Nische suchen
Trends? Christian Rafalcik beobachtet einerseits einen Trend zu Bio, andererseits einen Trend zu regionaler Ware, die bezahlbar ist. „Ich merke aber auch, dass die Kundschaft wählerischer geworden ist. Sie kauft nicht mehr unbedingt billig, sondern wieder etwas bewusster. Im Steak-Bereich, beispielsweise, gibt es Fleischesser, die wieder neu dazugekommen sind. Die wollen kein vakuumiertes, abgepacktes Fleisch, sondern etwas Besonderes.Wir müssen uns unsere Nische suchen.“
48 Tage am Knochen gereift
Wie macht sich der aktuelle Wirtschaftsboom mit guten Tarif-Abschlüssen bemerkbar? „Davon profitieren wir auch“, gibt Christian Rafalcik zu. „Die Bürger haben mehr Geld, und das können sie auch ausgeben. Dann wird beim Fachgeschäft nicht mehr so gespart wie früher.“
Zugleich wandelt sich der Zeitgeist. Das Fernsehen macht Fleischeslust wieder zum Thema. Profitiert Christian Rafalcik davon? „Ja, auf jeden Fall. Wir gehen den Trend mit, vor allem in der Filiale in Unna. Wir haben Dry-Aged-Steaks, die mindestens 48 Tage am Knochen gereift sind. In Fröndenberg, im ländlichen Bereich, ist das noch nicht so eingeschlagen. Aber mal sehen.“
Er weiß, wie Facebook tickt – und Instagram
Christian Rafalcik hat nicht nur das TV im Blick: „In den sozialen Medien ist noch viel krasser, was da abgeht. Da gibt es Communities (Gruppen; Red.) und Wettbewerbe. Das gilt auch für meine Kollegen. Manche kenne ich wirklich nur durch diese Medien.“ Christian Rafalcik gut es umgekehrt auch so: Denn zur Online-Gemeinde gehört auch er. Drei Auftritte hat er, fürs Stammhaus, für den Bio-Bereich und neuerdings auch für den „Hackepeter“. Soziale Netzwerke: Das heißt Christian Rafalcik keineswegs nur Facebook. Er weiß nämlich, wo sich die Jugend tummelt: bei Instagram.
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Christian Rafalcik nutzt sein Geschäft in der Schillerstraße auch zum Ticketverkauf. Geld bringt ihm der Service nicht.
Er lohnt sich dennoch – indirekt. „Wir behalten nicht nur Kunden, sondern gewinnen auch neue dazu, die eigentlich nur kommen, um sich ihre Karten abzuholen.“