Fröndenberg/Holzwickede. . Pfarrer Philipp Reis wird am Sonntag in Frömern ordiniert. Wie er tickt. Wem er Trost spendet. Was ihm Jugendarbeit bedeutet.

Pfarrer Philipp Reis wird am Sonntag, 10 Uhr, in Frömerns evangelischer Johanneskirche ordiniert. Wie tickt der junge Theologe? Jürgen Overkott traf den gebürtigen Ostwestfalen in seiner Wohnung in Holzwickede, sprach mit ihm bei einer Tasse Kaffee über Gott und die Welt.

Haben Sie Ihre Predigt schon fertig?

Philipp Reis: Ja, die Predigt steht.

Sie sind nicht der Mann, der alles auf den letzten Drücker macht.

Ähm. Na, auf den allerletzten nicht. Aber ich bin schon ein Mann, der wartet und die Sachen nicht sofort anpackt.Das ist ja manchmal auch sinnvoll, wenn sich Sachen noch entwickeln.

Wie lautet das Predigt-Thema?

Das ist die Ordination an sich. Der Ordinationsspruch lautet: „Tröstet! Tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“ Dahinter steckt eine ganz witzige Geschichte. Der Spruch ist mir sozusagen zugefallen.

In welcher Form?

Als mir bewusst wurde, Ende letzten Jahres, Anfang dieses Jahres, dass die Ordination ansteht, habe ich einfach mal das Buch mit den Tageslosungen für den 4. Februar aufgeschlagen, und dann kam dieser Spruch. Und obendrein ist das sogar noch mein Taufspruch. Ach ja, im Dezember hatten wir einen Radio-Gottesdienst, und da gehörte dieser Spruch auch zum Predigttext.

Das sind äußere Umstände, aber ich vermute, Sie können auch inhaltlich etwas mit diesem Spruch anfangen. Welche Botschaft hat er?

Ich nehme einen Auftrag daraus. Zu meinen Aufgaben als Pfarrer gehört auch, dass ich Menschen Trost zuspreche, und ich kann das deshalb, weil ich durch meinen Glauben getröstet bin. Bei Beerdigungen, beispielsweise, erhalte ich immer wieder gute Rückmeldungen von Leuten, die mir sagen, die Worte haben mir gut geholfen. Aber es geht mir auch um das grundsätzliche Auftreten, darum, wie ich mit Menschen umgehe. Mir gibt der Glaube Gelassenheit und Hoffnung.

Sie sind schon eine Weile in der Gemeinde aktiv, Werden Sie als Mutmacher wahrgenommen?

Ich denke schon. Wenn Ehrenamtliche sagen, ich habe eine Idee, dann sage ich, mach’ doch.

Sie haben gerade Beerdigungen angesprochen. Aber die Gemeinde besteht ja auch aus jungen Leuten. Wie läuft’s denn da?

Ich bin ja erst seit letztem Jahr in Frömern und Dellwig...

Teilen Sie sich auf?

Im Augenblick bin ich zusätzlich da. Aber im Sommer, zum 1. August, nimmt Frömerns Pfarrer Gisbert Biermann ein Sabbatjahr. Und dann vertrete ich ihn. Was danach kommt, muss man sehen.

Funktionierende Jugendarbeit lebt von Ehrenamtlern.)
Funktionierende Jugendarbeit lebt von Ehrenamtlern.)

Ich habe Sie vom Weg abgebracht, jetzt führe ich Sie wieder hin. In Frömern sehe ich erstaunlich viele junge Leute. Haben Sie eine Erklärung?

Frömern ist ein Dorf. Die Wege sind kurz. Man kennt sich. Es gibt seit Jahren ein funktionierende Jugendarbeit, der eine spricht den anderen an. Auch der Konfirmanden-Unterricht ist an die Jugendarbeit angebunden. Der gute Ruf hilft, die Arbeit in Zukunft fortzusetzen.

Wenn ich auf dem Gemeindegelände bin, sehe ich auffällig viele MK-Kennzeichen. Wie kommt denn das?

(lacht) Wahrscheinlich ist die Ausstrahlung so gut. Vielleicht kommen Kontakte auch durch die Gesamtschule Fröndenberg zustande. Wir haben in der Gemeinde-Jugend aber auch zwei FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr; Red.), die beide aus dem Stadtgebiet Menden kommen. Die ziehen sicher Freunde mit.

Sprechen wir mal über Sie. Kommen Sie aus einer Familie, die im Glauben verwurzelt ist?

Mein Großvater war Pfarrer. Bei meinen Eltern war das anders. Man geht Weihnachten in die Kirche.

Was hat Sie motiviert, Theologie zu studieren?

Es gab Grundlagen durch die Jugendarbeit. Am wichtigsten aber war mein Zivildienst, den ich in der Nähe von Jerusalem gemacht habe, in einem Kinderheim für schwerstbehinderte Kinder. Und ich habe einen katholischen Pfarrer kennengelernt, mit dem ich viele Gespräche geführt habe. Er wurde zu einem Freund. Am Ende stand für mich fest: Ich probier’s mal aus.

>> INFO: ORDINATION

Mit der Ordination wird die Probezeit von Pfarrer(innen) in der Evangelischen Kirche von Westfalen beendet. Zugleich beginnt ein Dienstverhältnis auf Lebenszeit. Ordination erlaubt Pfarrer(innen) endgültig, zu predigen und Sakramente zu verwalten.

Für dienstrechtliche Entscheidungen ist das Landeskirchenamt zuständig.

Die Dienstaufsicht über die Pfarrer(innen) liegt in der Regel bei Superintendent(inn)en und beim Landeskirchenamt.

Pfarrer(innen) müssen unter anderem das Beichtgeheimnis wahren. Zudem unterliegen sie seelsorglicher Schweigepflicht.

Weitere Informationen im Netz: „www.kirchenrecht-ekvw.de“.